Mammutaufgabe DigitalisierungBergisch Gladbach steht vor großer Aufgabe

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Der technische Standard der Otto-Hahn-Schulen etwa mit digitalen-Tafeln soll auf die anderen 33 Schulen übertragen werden.

Der technische Standard der Otto-Hahn-Schulen etwa mit digitalen-Tafeln soll auf die anderen 33 Schulen übertragen werden.

Bergisch Gladbach – 33 Schulen sitzen noch in der Internet-Pampa – bisher verfügen nur die beiden sanierten Otto-Hahn-Schulen über eine zeitgemäße digitale Ausstattung und Breitbandversorgung. Die Stadt steht vor der Mammutaufgabe, alle Standorte zu digitalisieren und technisch auszubauen. Pro Jahr sind eine Millionen Euro notwendig allein für Personal.

„Corona hat uns überrollt. Es klemmt allerorten, vor allem beim Datentransfer der Endgeräte“, sagt Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Gebäudewirtschaft. Der Medienentwicklungsplan aus dem Jahr 2019 ist durch die Dynamik der letzten Monate überholt. „Wir müssen ganz neu ansetzen“, kündigt Rockenberg an. Ziel sei es, den Standard der Otto-Hahn-Schulen auf alle anderen Schulen zu übertragen. In vier Schulen werden die Voraussetzungen mit entsprechender Verkabelung, Netzwerken, Endgeräten und Software in den Gebäuden im Rahmen der bereits laufenden oder geplanten Sanierungen umgesetzt: Nicolaus-Cusanus-Gymnasium, GGS Bensberg, EGS Bensberg sowie GGS An der Strunde.

Doch was nützt die ganze technische Ausstattung, wenn es in den Schulen kein ausreichendes W-Lan gibt? „Wir sind da fremdbestimmt“, bedauert Rockenberg. Auf den Breitband-Ausbau habe die Stadt keinen Einfluss. Denn Bergisch-Gladbach ist beteiligt an der Fördermaßnahme von Bund und Land, die der Kreis für seine angeschlossenen Kommunen koordiniert. Auftragnehmer ist die Telekom, die Laufzeit beträgt drei Jahre bis Frühjahr 2023. „Ein Zeitplan für die Gladbacher Schulen liegt uns immer noch nicht vor“, kritisiert Rockenberg.

Finanzielle Probleme absehbar

Abgesehen vom zeitlichen Aufschub könnte das auch finanzielle Probleme bringen. Denn die Versorgung mit Glasfaserkabeln ist Grundvoraussetzung für die Beantragung von Fördergeldern aus dem Budget „Digitalpakt Schule“ zur Erstanschaffung von Geräten, der am 31. Dezember dieses Jahres ausläuft. „Wir hoffen, dass die Landesregierung die Frist verlängert“, sagt Volker Weirich, Abteilungsleiter der Schulverwaltung. Andernfalls würde der Anspruch Bergisch Gladbachs auf Förderung verfallen: Der Stadt und dem Berufsschulverband stehen insgesamt rund 5,61 Millionen Euro an Fördermitteln zu. „Aber das Geld aus dem Digital-Pakt wird hinten und vorne nicht reichen, für das,was wir machen wollen“, warnt Rockenberg die Mitglieder des Ausschusses vor.

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Um die Aufgaben des Vor-Ort-Supports (unter anderem Einrichtung und Reparatur der Geräte, Verkabelung, Virenschutz) schultern zu können, wird mehr Personal gebraucht: die Anzahl der Stellen in der Verwaltung soll von bisher zwei auf sieben erhöht werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein externes Gutachten, das Marcus Schmitz von der IGS-Organisationsberatung GmbH vorstellte. „Eine enorme Aufholjagd ist nötig. Das kann die Stadtverwaltung nicht leisten.“ Deshalb empfiehlt Schmitz,zudem einen externen IT-Dienstleister zur Umsetzung der technischen Anforderungen und zur Betreuung der Schulen zu beauftragen.

Personalausgaben bleiben an Kommune hängen

Die Personalausgaben in Höhe von einer Million Euro sind nicht vom Digital-Pakt abgedeckt und bleiben bei der Kommune hängen. In der Aufbauphase werden 450 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Ausschuss stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu. Außerdem soll die Verwaltung die Anregung der Freien Wähler prüfen, ob bis die Glasfaserkabel verlegt sind, übergangsweise an geeigneten Schulstandorten LTE-Router installiert werden können, die kurzfristig auch netzunabhängig eine W-Lan-Ausstattung ermöglichen.

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