Mangelhafter BrandschutzKunstmuseum in Gladbach schließt im Sommer für zwei Monate

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Der imposante Bau stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Der imposante Bau stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Bergisch Gladbach – Bergische Kunstfreunde müssen jetzt ganz tapfer sein. Das Kunstmuseum Villa Zanders schließt. Aber nicht für immer. Vom 2. Juli bis 31. August 2018 wird das Haus für Besucher nicht zugänglich sein. Der Grund für die vorübergehende Schließung sind Mängel beim Brand- und Einbruchschutz, die die Stadt beheben muss. Feuerwehr und Versicherer machen offenbar Druck. Unter anderem fehlt der vorhandenen Einbruchmeldeanlage der Kunst-Villa die Zertifizierung durch den „Verband der Sachversicherer“. Im Schadensfall könnte dies unangenehme Fragen der Versicherung an die Stadt auslösen. Ganz freiwillig ist die Schließung also nicht.

Das Museum, seit 1992 als Städtische Galerie Villa Zanders der Dreh- und Angelpunkt für Musenfreunde, wird während der zweimonatigen Bauphase eine nach neuesten Standards ausgerichtete Brandmeldeanlage erhalten. Die Anlage zur Einbruchmeldung wird in dieser Zeit ebenfalls modernisiert. Rund 321 000 Euro investiert die Stadt in ihr künstlerisches Aushängeschild.

Rettungswege fehlen

Die Modernisierungen, die sich beim Brandschutz auf alle drei Kunst-Etagen mit insgesamt 1500 Quadratmetern an Ausstellungsfläche erstrecken, dienen als Ersatz für fehlende Rettungswege. Dies wird in der Vorlage für den Gladbacher Umweltausschuss erläutert. Der Ausbau der Brandmeldeanlage sei als Ausgleich zur Sicherstellung der Rettungswege in der Villa erforderlich, heißt es dort. Vorausgegangen sei eine Abstimmung mit der Gladbacher Feuerwehr, Abteilung vorbeugender Brandschutz.

„Die Schließung ist zwar bedauerlich. Aber wir haben unser Ausstellungsprogramm danach ausrichten können“, hat Museumsleiterin Dr. Petra Oelschlägel Verständnis für die Schließzeit. Alle Sonder-Ausstellungen liefen zum Stichtag 1. Juli aus. Danach beginne sofort der Umbau. „Nach unserer Einschätzung verursacht eine Schließung in der Sommerzeit den geringsten Schaden.“

Im September werde sich das Haus zurückmelden mit einer Schwerpunktschau zum Medium Papier. Annonciert ist eine Ausstellung mit Arbeiten von Jonathan Callan und Andreas My mit Eröffnung am 2. September. Auch beim Anfang September stattfindenden Stadt- und Kulturfest wird das Kunstmuseum wieder wie gewohnt bespielt.

Flächendeckende Brandmeldeanlage

Während der Bauphase erhält das Museum eine flächendeckende Brandmeldeanlage mit einer Aufschaltung im Alarmfall zur Bergisch Gladbacher Feuerwehr. Die bestehende Brandmeldeanlage sei rund 20 Jahre alt und eine Ersatzbeschaffung von Bauteilen nicht möglich. Aus diesem Grund müssten wesentliche Bauteile komplett erneuert werden. Ob die derzeitige Nicht-Zertifizierung der Einbruchmeldeanlage bei einem Diebstahl von Kunstwerken Folgen haben könnte, lässt die Verwaltung offen. Um den Mangel zu beheben, habe ein Fachplaner in Abstimmung mit dem Versicherungsverband eine Überplanung erarbeitet, die die Zertifizierung erreiche.

Weil ab Baubeginn die vorhandene Brandmeldeanlage nicht mehr in Betrieb sei, könne es auch „leider keinen Teilbetrieb“ im Kunstmuseum geben, etwa einen Wechsel vom Erdgeschoss in die erste Etage, berichtet Martin Rölen aus der Presseabteilung. Die Stadt habe die Baumaßnahme langfristig mit der Museumsleitung abgestimmt, bestätigt er die Aussage von Petra Oelschlägel.

Die Stadt nutzt die herrschaftliche Immobilie seit 1972

Die Parkvilla „Maria Zanders“, wie das herrschaftliche Gebäude anfangs genannt wurde, entstand 1873/74 im Stil der Neu-Renaissance. Einst lag die Villa in einem großen privaten Landschaftspark.

Die Grünfläche erstreckte sich vom heutigen Driescher Kreisel bis zur Schnabelsmühle und bildete einen klaren Gegensatz zum benachbarten Papierwerk. Die Villa, die Maria Zanders mit ihren drei Kindern und Dienstboten bewohnte, steht für den Aufstieg der Industriellenfamilie. Nach

Maria Zanders Tod im Jahr 1904 übernahmen 1907 ihr Sohn Hans und seine Frau Olga das Haus.

Das ursprüngliche Treppenhaus wurde abgerissen und eine neue hölzerne Treppe eingebaut. Nach dem Tod ihres Manns 1915 bewohnte Olga Zanders, geborene Peltzer, bis 1932 die Villa. Der Rheinisch-Bergische Kreis kaufte das Anwesen und richtete dort ab 1933 sein Landratsamt ein. Als der Kreis Ende 1971 den Neubau in Heidkamp bezog, übernahm die Stadt die damals als problematisch geltende Immobilie. Der Abbruch wurde diskutiert. Ab 1972 waren Kultur- und Schulamt, das Depot der Fossiliensammlung und die Kunstsammlung Walter Lindgens hier untergebracht. Nach der Sanierung für 4,5 Millionen Euro wurde das Haus 1992 als Städtische Galerie eröffnet, heute Kunstmuseum Villa Zanders. (cbt)

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