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Ökologische WendeGladbacher Rat streitet über zwei E-Lastrenräder

Lesezeit 3 Minuten
Ein Radfahrer transportiert mit seinem Elektro-Lastenrad Gemüsekisten. (Symbolbild)

Ein Radfahrer transportiert mit seinem Elektro-Lastenrad Gemüsekisten. (Symbolbild)

Bergisch Gladbach – Das Wort Heckkipperpritsche würde im Buchstabenlegespiel Scrabble ziemlich viele Punkte einbringen. Im Ausschuss für Infrastruktur, Umwelt, Sicherheit und Ordnung war dieser Kleintransporter für die städtische Müllabfuhr plötzlich ein hochbrisantes Politik-Thema.

Warum? Zwei in die Jahre gekommene Fahrzeuge, die etwa zum Mülleinsammeln in der Fußgängerzone dienen, wollte die Stadt ersatzweise beschaffen.

Das passiert zunächst nicht. Wegen der ökologischen Wende im Fuhrpark. Dafür stehen die Pritschenautos seit der Sitzung exemplarisch.

Grüne, FDP und SPD bringen Antrag durch

Die Grünen setzten mit SPD und FDP einen Überraschungsantrag durch: Die Stadt schafft stattdessen für 34.000 Euro zwei elektrisch betriebene Lastenfahrräder an, als Ergänzung. Sie sollen von allen Mitarbeitern der Verwaltung genutzt werden, auch von den Kollegen des Abfallwirtschaftsbetriebs. Ein Lastenrad hat die Stadt bereits, die nun anzuschaffenden sind die Räder zwei und drei. Für die beiden nahezu abgängigen Pritschen-Fahrzeuge muss die Stadt bis zur Beratung nach den Ferien eine Wirtschaftlichkeitsanalyse vorlegen. Dann wird erneut über den Kauf entschieden.

Für die beiden Anträge – Lastenrad-Kauf und Wirtschaftlichkeitsanalyse – gab es eine knappe 9:8-Mehrheit im Ausschuss. Die CDU-Fraktion stimmte beide Male dagegen, und unterlag.

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Mit 9:8-Mehrheit muss auch Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks, darlegen, warum seine Kollegen ein in die Jahre gekommenes Spülfahrzeug ersetzt bekommen möchten. Erst nach den Ferien wird auch hier entschieden.

„Wir können nicht, nein, wir müssen CO2 einsparen“, verdeutlichte die Grüne Dr. Anna Steinmetzer die neue Linie. Eine Eins-zu-Eins-Beschaffung von Fahrzeugen werde es grundsätzlich nicht mehr geben. Die bisherigen Einsparpotenziale reichten „bei weitem nicht aus“. Von einem „Gesamtkonzept“ für den Fuhrpark sprach Christian Müller-Wasmuth (FDP), es müsse klar sein, was der „Ziel-Fuhrpark“ sei. Die E-Mobilität entwickele sich rasant, meinten Andreas Ebert und Michael Zalfen, beide SPD.

CDU nennt Kauf „unverantwortlich“

Ganz anders die Reaktion der CDU. Dr. David Bothe mahnte die Wirtschaftlichkeitsanalyse auch für die Lastenräder an. Der Kauf sei „unverantwortlich“. CDU-Ausschusssprecher Martin Lucke warf der Koalition „Aktionismus“ vor. Ein CDU-Antrag, städtische Fahrzeuge ausschließlich mit nachhaltigem Kraftstoff zu betanken, auch mit eigener Tankstelle, wird im August behandelt.

David Zenz, Leiter des Abfallwesens, sagte, er sei „grundsätzlich bei dem Antrag“. Allerdings seien die Räder eher ungeeignet. Unter anderem hätten die Kipper auch Benzinkanister zu laden für die Gartengerätschaften, und es seien immer mehrere Kollegen auf dem Auto. Auch das Fahren auf einem Lastenrad werde manchen seiner Mitarbeiter Schwierigkeiten machen. In Freiburg sei eine Pritsche gegen sechs Lastenräder getauscht worden.

Martin Wagner vom Abwasserwerk sah bereits gravierende Folgen voraus, falls das neue Spülfahrzeug nicht komme. Man liege schon Jahre über der Abschreibung und die Bestellzeit liege bei einem Jahr. Ohne geeignetes Fahrzeug können die Stadt den Prüfungen der Rohre nicht mehr nachkommen. Schlimmstenfalls drohten Strafgelder.

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