Paffrather StadionTV Herkenrath und Gladbach 09 müssen sich Spielstätte teilen

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Das Gladbacher Stadion (oben im Bild) soll ab der nächsten Saison Spielort für die Fußballer des TV Herkenrath und des SV 09 Bergisch Gladbach sein. Das bringt Probleme mit sich.

Das Gladbacher Stadion (oben im Bild) soll ab der nächsten Saison Spielort für die Fußballer des TV Herkenrath und des SV 09 Bergisch Gladbach sein. Das bringt Probleme mit sich.

Bergisch Gladbach – Es ist selten, dass Grashalme für Turbulenzen sorgen. Beim Gladbacher Stadion ist aber genau dies der Fall. Der Rasenplatz wird ab der kommenden Saison erstmals doppelt „bespielt“: von den Fußballern des TV Herkenrath und des SV 09 Bergisch Gladbach. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga West müssen die Spiele der Herkenrather auf Naturrasen stattfinden. So schreiben es die Statuten vor. Die eigene Sportanlage ist ungeeignet.

SV 09 Bergisch Gladbach müsste weichen 

Das ist ein Problem. „Die Stadt ist da dran. Aber nur in der Jahreszeit, wo es möglich ist, können beide Vereine auf dem Platz spielen“, sagt Dezernent Detlef Rockenberg. Die Stadt als Eigentümerin sei in Gesprächen mit den Klubs. Welche Jahreszeiten gemeint sind, liegt auf der Hand: Im Frühjahr und Sommer ist die Situation unproblematisch. Im Herbst und Winter, bei Regen und Schnee, will die Stadt offenbar keinen zweiten Verein auf den Platz lassen.

Als Verein, der eine Klasse tiefer spielt, müsste der SV 09 Bergisch Gladbach weichen. Der Verein verlöre für viele Spieltage seine Heimspielstätte. Er müsste auf der kleinen Kunstrasenanlage Isotec Sportpark oder auf der Vereins-Anlage an der Flora kicken, die beide kaum Komfort für Besucher und Spieler bieten. Offenbar fürchten die Verantwortlichen, dass der Rasenplatz durch die Doppelbelastung zum Kartoffelacker werden könnte. Die Zeit für eine Lösung eilt: Schon am 27. Juli startet die Saison für den TV Herkenrath.

Spielausfälle im Herbst und Winter keine Seltenheit

Das Thema Belastung war schon immer sehr, sehr heikel: In der Vergangenheit waren die Spiele von 09 mitunter zu viel für den Rasen und seine empfindlichen Halme. Spielausfälle im Herbst und Winter waren keine Seltenheit. Bei Feuchtigkeit sperrte die Stadt ihr Grün. Wochenlange Ausfallzeiten verzerrten den Spielplan.

„Wir sind in Gesprächen mit der Stadt“, sagt Rolf Menzel, derzeit Verwaltungsratsmitglied bei SV 09 und ab Juli Präsident. Er sei zuversichtlich, dass eine Einigung gelinge, berichtet er aus seinem Urlaubsquartier Reit im Winkl. Falls nicht, könnte das Konsequenzen haben, bestätigt er gegenüber dieser Zeitung: Der bisherige Platzhirsch SV 09 müsste den Herkenrathern den Vortritt lassen. So etwas schien vor Jahresfrist undenkbar.

Spiel-Dopplungen wohl kaum möglich

Das ist die eine Baustelle des Vereins. Die andere liegt bei den zuständigen Ligagremien. Nach dem Herkenrather Ligaaufstieg sind auch mit dem Fußballverband Mittelrhein und dem Westdeutschen Fußballverband zwei unterschiedliche Gremien für die Terminplanung zuständig. Dort wird gerade eine Bitte der 09er erörtert: Die Spiele der beiden Mannschaften könnten alternierend stattfinden. In der einen Woche würde 09 auf dem Platz kicken, in der nächsten der TV Herkenrath. Das schone den Rasen, und sei ein möglicher Lösungsansatz, hofft Menzel. Noch wisse sein Verein aber nicht, ob dies gelingen wird.

Spiel-Dopplungen an einem Wochenende (samstags und sonntags) wären aufgrund des Belastungsfaktors wohl kaum möglich. In diesem Fall müsse man sogar schauen, was die Frauenfußballer vom 1. FFC Bergisch Gladbach machen: Ihr unterhalb des Stadions gelegener Kunstrasenplatz gilt als Ausweichquartier. Natürlich gratuliere 09 den Herkenrathern zum Aufstieg „aus ganzen Herzen“, sagt Menzel.

Werbepartner„selbstverständlich willkommen“

Seine Bitte gehe deshalb an die Stadt, eine Lösung für seinen Verein zu finden. Alle im Verein hingen mit Herzblut am Stadion, und ein Verlassen der Heimspielstätte sei kaum vorstellbar. In der Vergangenheit habe der Verein 135 000 Euro für Platzertüchtigung und Kunstrasen-Ausbau ausgegeben, weitere 50 000 Euro für den Bau der Zuschauerzonen bei Problemspielen. Menzel spricht von einer „moralischen Anerkennung“, die er sich von der Stadt wünsche.

Bei den Werbe-Fragen scheint es hingegen keine größeren Hürden zu geben. Die Sponsoren des TV Herkenrath seien „selbstverständlich willkommen“, erklärt Menzel. Seit 2005 ist SV 09 fürs Marketing im Stadion zuständig, der Vertrag zwischen Sportverein und Stadt läuft noch bis 2020. Die Werbebanner von 09 blieben bis auf Weiteres hängen. Melde der TV Herkenrath eigenen Werbe-Bedarf an, würden die Herkenrather Banner einfach vor die Gladbacher Werbeträger gestellt. Ein Abhängen der Gladbacher Plakate sei nicht erforderlich.

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