Radschnellweg oder PendlerrouteGladbacher Umweltausschuss muss sich entscheiden

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Am Strunder Bach zwischen Dellbrück und Holweide soll die Radpendlerroute entlang verlaufen. Die Bürgerinitiative kritisiert, dieser unbefestigte Weg sei ungeeignet und nicht breit genug.

Am Strunder Bach zwischen Dellbrück und Holweide soll die Radpendlerroute entlang verlaufen. Die Bürgerinitiative kritisiert, dieser unbefestigte Weg sei ungeeignet und nicht breit genug.

  • Die Mobilitätsplaner der Stadt wünschen sehnsüchtig diese Schnellverbindung herbei.

Bergisch Gladbach – Wenn zwei Wege in die gleiche Richtung führen, kann das auf Dauer nicht gutgehen. Ein Weg muss in der Sackgasse enden.

So ähnlich sieht es aus bei den Ideen, einen Radschnellweg zwischen Bergisch Gladbach/Stadtmitte und Köln einzurichten. Dass so eine Verbindung sinnvoll ist, wird von allen Seiten betont. Die Mobilitätsplaner der Stadt wünschen sehnsüchtig diese Schnellverbindung herbei. Auch die Radfahrverbände sehen das Projekt lieber gestern als heute umgesetzt.

Machtbarkeitsstudie liegt bereits vor

Für die Bürgerinitiative „Radschnellweg GL-K“ könnte ihr Projekt jetzt in eine Sackgasse führen, zumindest was die Unterstützung der Gladbacher Seite angeht. Für die nächste Sitzung des Umweltausschusses Ende März liegt nämlich ein Vorschlag der Stadt auf dem Tisch, das interkommunale Konkurrenz-Projekt „Radpendlerrouten im Rechtsrheinischen“ zu unterstützen.

Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor, einschließlich eines Vorschlags zur Trassenführung. Die Bürgerinitiative ist auch mit einer Trassen-Idee am Start - allerdings einer anderen, insbesondere auf Kölner Gebiet. Über die Anregung der Initiative wird im Ausschuss ebenfalls beraten. Die Stadt schlägt der Politik vor, das Bürgerprojekt abzulehnen und dem interkommunalen Projekt zu folgen.

Vorgesehen ist hier eine Qualifizierung über die Regionale 2025 Bergisches Rheinland mit der Aussicht auf sprudelnde Fördergelder für das mehrere Millionen teure Projekt (wir berichteten). In die Machbarkeitsstudie seien die Vorschläge der Initiative eingeflossen und geprüft worden, heißt es beruhigend. Das Ergebnis sei ein Trassenverlauf, der den Kriterien der kommunalen Projektpartner entspreche und eine „optimale Routenführung“ darstelle.

Wahrscheinlich wäre es auch nicht erwartbar gewesen, dass die Stadt aus dem Kommunalverband ausschert und alleine mit der Initiative „marschiert“. Ohne Unterstützung der Gladbacher Seite beziehungsweise ohne Umsetzung auf Gladbacher Stadtgebiet würde voraussichtlich das gesamte Projekt der Bürgerinitiative ins Abseits geraten. Die Fraktionen müssen im Umweltausschuss sagen, welches der Projekte sie wollen.

In jüngster Zeit gab es kritische Töne

Kritische Töne sind in jüngster Zeit von Vertretern der Bürgerinitiative reichlich gekommen, insbesondere mit Blick auf die Stadt Köln – über Kölner Gebiet verlaufen etwa Zwei Drittel des gewünschten Radwegs. Der Ansatz der Bürgerinitiative zielt auf eine Verdrängung des Autos von der Straße. Auf Kölner Stadtgebiet werden die Radler deshalb bevorzugt über Nebenstraßen durch Wohngebiete geführt, Autos müssten für die Radler Platz machen.

Der interkommunale Vorschlag nutzt hingegen Abschnitte im Thielenbrucher Wald und am Strunder Bach (beides Kölner Gebiet), die aus Sicht der Initiative eher einen Freizeit- beziehungsweise Tourismuscharakter haben. Sie seien ungeeignet für Radpendler, unbeleuchtet und besonders für Frauen zu einsam. Auch der Untergrund wird kritisch gesehen.

Auf Gladbacher Stadtgebiet schlägt die Initiative vor, die alte Straßenbahntrasse von „Am Rodenbach“ bis Refrather Weg zu nutzen; dieser in Richtung Thielenbruch führende Weg liegt seit Ende der 50er Jahre brach. Auch die kommunale Machbarkeitsstudie plant den Radweg auf der ehemaligen Straßenbahntrasse. Eine Fortführung über den alten Bahndamm nach Bensberg sieht keines der Projekte vor, bislang wird dort auf Teilstücken am Fuß der Trasse geradelt. Andererseits sind es gerade die stillgelegten Bahnstrecken, die vielerorts (zum Beispiel Wipperfürth, Wermelskirchen, Wuppertal oder Remscheid) als vorbildhafte Radschnellrouten präpariert wurden und fürs „Bahntrassenradeln“ werben. In der Kreisstadt ist es offenbar die unklare Zukunft der seit Einstellung des Güterverkehrs brachliegenden Verbindung, die eine Entscheidung schwierig macht.

Unabhängig von der Projektentscheidung im Umweltausschuss ist auch die Umsetzung auf dem Wegeabschnitt stadtauswärts Richtung Köln mit mehreren Fragezeichen versehen. Grundsätzlich solle die Oberfläche des neuen Pendlerrouten-Radwegs ganzjährig gut befahrbar und eine durchgehende Beleuchtung vorhanden sein, beantwortet die Stadt Nachfragen der Radfahrverbände. Die Qualitätskriterien für den Radweg seien hoch, mit Markierung, Beschilderung, Entfernungsinformationen, Wetterschutz und Servicestellen für Reparaturen.

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