Rettungsversuch vor WeihnachtenRunder Tisch soll Schließung von Zanders verhindern

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Vorbilder für Runde Tische zum Interessensausgleich gibt es viele – der auf dem Foto steht in Brüssel.

Vorbilder für Runde Tische zum Interessensausgleich gibt es viele – der auf dem Foto steht in Brüssel.

Bergisch Gladbach – Wenn die rund 400 Zanders-Mitarbeiter an die Vorweihnachtszeit denken, dann kommen schlechte Erinnerungen hoch. Entlassungen und Kürzungen wurden in den vergangenen Jahren immer kurz vor Weihnachten angekündigt. In diese Tradition passte dann die Nachricht der Stadt vom 16. Dezember, dass bis Ende des Jahres der Nachweis einer „ausreichenden Solvenz“ von Zanders erbracht werden müsse. Ansonsten werde Zanders als Mieter nicht mehr geduldet und dies werde dann auch im Rahmen einer Zwangsvollstreckung durchgesetzt. Auf Deutsch: Zanders müsste Ende des Jahres die Produktion einstellen.

Auf Initiative des Betriebsrates von Zanders ist angesichts dieser dramatischen Lage kurz vor Weihnachten ein Runder Tisch organisiert worden. Der tagte am Montag und gestern Abend. Und wie es aussieht, kann die Produktion zumindest noch für die erste Jahreshälfte gesichert werden. Klar ist die Ausgangslage der verschiedenen Parteien – und klar ist, wo die Schwierigkeiten liegen.

Die Insolvenzverwaltung

Seit Anfang 2019 läuft die Pachtzahlung von Zanders an die Stadt über die Insolvenzverwaltung. 80 000 Euro im Monat. Dieses Dreiecksverhältnis wurde erfunden, um die Stadt vor möglichen Rückzahlungen im Falle einer zweiten Insolvenz von Zanders zu schützen. Zuletzt hatte Insolvenzverwalter Marc d’Avoine darauf bestanden, dass es einen direkten Pachtvertrag zwischen Stadt und Zanders gibt. Ein Haftungsrisiko für die Stadt gebe es, so d’Avoine, nicht.

Vertritt die Interessen der Insolvenzgesellschaft: Marc d’Avoine.

Vertritt die Interessen der Insolvenzgesellschaft: Marc d’Avoine.

Also auch keine Notwendigkeit eines Dreiecksverhältnisses. D’Avoine bezieht sich dabei auch auf einen Beschluss des Gläubigerausschusses. Insgesamt gibt es fünf Teilnehmer der Insolvenzverwaltung am Runden Tisch.

Die Stadt

Den Ratsmitgliedern wird von Juristen beständig erklärt, dass es für die Pachtzahlungen von Zanders ein Haftungsrisiko gebe. Darüber hinaus sei die Stadt rechtlich verpflichtet, das Eigentum, also die Zanders-Immobilie, im Blick zu behalten. Eine direkte oder indirekte wirtschaftliche Hilfe für das Privatunternehmen dürfe es nicht geben.

Vertritt die Interessen der Stadt Bergisch Gladbach: Frank Stein.

Vertritt die Interessen der Stadt Bergisch Gladbach: Frank Stein.

Voraussetzung für einen direkten Pachtvertrag mit der Stadt ist ein Gutachten, das den wirtschaftlichen Fortbestand der Firma wenn nicht garantiert, dann doch als wahrscheinlich testiert. Für die Stadt nehmen an dem Runden Tisch Bürgermeister Frank Stein und Rechtsanwalt Ralph Drouven teil.

Der Betriebsrat

Initiiert wurde der aktuelle Runde Tisch erneut vom Betriebsrat. Es gehe um den Erhalt der Arbeitsplätze und dafür müssten sich alle Beteiligten bewegen. Teilnehmer am Runden Tisch sind der Betriebsratsvorsitzende Taner Durdu, beauftragte Rechtsanwälte und Armando Dente, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie.

Zanders Papers

Die schwedische Firma Jool ist Mehrheitseigentümer von Zanders. Jool-Chef Tom Olander somit der Hauptinvestor für Zanders. Er beklagt sich seit Monaten über die Stadt, die immer neue, teure Gutachten von ihm fordere. In Corona-Zeiten gebe es wenige Firmen mit der Garantie für den Fortbestand.

Vertritt die Interessen der Jool-Gruppe: Tom Olander.

Vertritt die Interessen der Jool-Gruppe: Tom Olander.

Olander sieht in einem direkten Pachtvertrag mit der Stadt auch ein Zeichen nach außen – etwa für Banken, mit denen über Kredite verhandelt wird. Insgesamt gibt es von Zanders fünf Teilnehmer am Runden Tisch.

Der Mediator

Ingo Wolf, der FDP-Politiker und ehemalige NRW-Innenminister, war schon einmal Mediator und brachte die widerstreitenden Parteien zusammen. Er wird von allen Teilnehmern als ehrlicher Makler akzeptiert.

Sucht nach Kompromissen: Mediator Ingo Wolf.

Sucht nach Kompromissen: Mediator Ingo Wolf.

Nach der bisherigen Diskussion geht es nach Informationen dieser Zeitung vor allem darum, das Dreiecksverhältnis zumindest für die nächsten Monate festzuschreiben. Zanders wäre bis ins neue Jahr gerettet. Dafür müsste der Insolvenzverwalter seine bisherige Position räumen.

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Möglich könnte das werden, wenn der Investor weitreichende Garantien hinterlegen würde. Ein Gutachten bis Ende des Jahres vorzulegen – für die Stadt nach wie vor eine Bedingung – ist praktisch unmöglich. Denkbar deshalb, dass der Investor garantieren wird, dieses Gutachten bis Mitte nächsten Jahres vorzulegen. Insbesondere um Formulierungen und Garantien wird in der Runde hart gerungen.

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