Rhein-Bergs Sportlerin des Jahres„Radfahren in Bergisch Gladbach muss sicher werden“

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Dohrn kommt immer wieder mal verdreckt, aber als erfolgreichste Starterin in einem Mountainbike-Wettbewerb ins Ziel.

Dohrn kommt immer wieder mal verdreckt, aber als erfolgreichste Starterin in einem Mountainbike-Wettbewerb ins Ziel.

  • Stefanie Dohrn ist Rhein-Bergs Sportlerin des Jahres 2019.
  • Die Mountainbikerin krönte ihr fantastisches vergangenes Jahr mit dem siebten Platz bei der Weltmeisterschaft.
  • Dohrn sagt: „In Bergisch Gladbach muss dringend etwas für die Sicherheit der Radfahrer getan werden.“

Bergisch Gladbach – „Ich freue mich riesig über die Wahl zur Sportlerin des Jahres“, sagt die Mountainbikerin Stefanie Dohrn, die den Titel 2019 mit großem Vorsprung vor Springreiterin Franziska Zimmermann und Kunstradfahrerin Maren Haase gewann: „Ich möchte mich wirklich sehr bedanken bei allen, die dazu beigetragen haben. Es ist eine tolle Auszeichnung, Wertschätzung und Motivation.“ Vor allem ihre Top 10 Platzierung in der Weltrangliste dürfte für das Votum der Leser ausschlaggebend gewesen sein, aber auch die zwei Siege beim anspruchsvollen Transalp Etappenrennen, der siebte Rang bei den Weltmeisterschaften, die beiden Titel als deutsche Hochschulmeisterin und viele weitere Treppchenplätze.

Stefanie Dohrn ist eine überlegte und gleichzeitig gelassene Persönlichkeit, die ihrem stressigen Alltag eine feste Struktur zu geben in der Lage ist. Denn neben dem täglichen Training, das bis zu 20 Stunden in der Woche ausmachen kann und den vielen Teilnahmen an Wettkämpfen schreibt die 27-Jährige an der Technischen Universität Dortmund an ihrer Doktorarbeit im Fach Chemieingenieurwesen. Für beides, den Sport und die Wissenschaft, braucht es Ausdauer. Und Ausdauer, Zähigkeit und ihre Fähigkeit, auch in den stressigsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, bezeichnet Dohrn als ihre Stärken. Das zeugt eher von hanseatisch abgeklärtem denn rheinländisch lockerem Temperament, aber tatsächlich sind beide Einflüsse wirksam. Geboren wurde Dohrn 1992 in Hamburg, aufgewachsen aber ist sie in Bergisch Gladbach, wo sie 2011 am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium auch das Abitur machte. Wohnhaft ist die Mountainbikerin in Wermelskirchen, von wo sie täglich zur Uni nach Dortmund pendelt – Ein Leben zwischen Labor und Rennmaschine.

„Angefangen habe ich mit dem Mountainbiken vor etwa neun Jahren“, so Dohrn: „Bei einem Urlaub auf Korsika bin ich das erste Mal auf ein Mountainbike gestiegen und war direkt begeistert. Es hat als Hobby angefangen, und von Jahr zu Jahr bin ich langsam in den Leistungssport rein gewachsen.“ Schnell stellten sich für die blonde Zopfträgerin erste Erfolge bei dieser kraftraubenden und Geschicklichkeit erfordernden Sportart ein, auf die auch Sponsoren bald aufmerksam wurden. So konnte Dohrn an immer anspruchsvolleren internationalen Wettkämpfen teilnehmen und das härteste Etappenrennen der Welt, das Cape Epic in Südafrika, bestreiten. Gekrönt wurde ihre bisherige Laufbahn mit Platz sieben bei der Weltmeisterschaft in Grächen in der Schweiz im September 2019.

Allein, betont Dohrn, wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen. „Mein Freund Torsten Walter hat mich seit nun fast zehn Jahren – vom Beginn meiner sportlichen Karriere bis jetzt – begleitet und unterstützt. Meine Eltern und meine ganze Familie haben immer an mich geglaubt. Und mein Team, 'Centurion Vaude', hat mich professionell mit Material ausgestatten und mir vor Ort bei den Rennen mit sensationellem Support zur Seite gestanden. Und nicht zuletzt hat mein langjähriger Trainer Hansjörg Zwiehoff maßgeblich zur Entwicklung zu der Sportlerin, die ich nun sein darf, beigetragen.“

Freilich lief bei Stefanie Dohrn nicht immer alles glatt. Sportlich kann sie zwar nicht von erlebten großen Enttäuschungen sprechen, aber: „Ich habe natürlich viele Fehler gemacht, Viele Male bin ich gescheitert. Aber ich sehe das nicht als große Enttäuschung, sondern glaube, dass man aus solchen Erfahrungen am allermeisten lernt und sich weiterentwickelt.“

Von Verletzungen bisher verschont

Von Verletzungen bei Wettkämpfen oder beim Training im Gelände blieb sie bisher weitgehend verschont. Gefährlich werde es aber immer im Straßenverkehr. „In Bergisch Gladbach bin ich in den letzten Jahren beim Training auf Radwegen insgesamt dreimal von einem Auto unverschuldet ,übersehen’ und angefahren worden und musste ins Krankenhaus. Es ist nie Schlimmeres passiert. Aber die Gefahr geht definitiv vom Straßenverkehr aus. In Bergisch Gladbach muss dringend etwas für die Sicherheit der Radfahrer getan werden.“ Das gelte vor allem für die untrainierten Freizeitfahrer, so Dohrn, denn sie selbst wäre durch das vielseitige Techniktraining besser als diese auf brenzlige Situationen vorbereitet. Froh ist die Athletin, dass sie von der Coronakrise zumindest im Training nicht so sehr betroffen ist. Die Touren könne sie täglich auf den ihr wohlbekannten Strecken im Bergischen Land fast ungehindert fortsetzen. Auch das Kraft- und Koordinations- sowie Konditionstraining werde vom Virus nicht tangiert. Ihr täglicher Trainingstag beginne sehr früh morgens mit einem Joggingläufchen und ende im Sattel nach manchmal fünf bis sechs Stunden. Schade allein sei, dass das Wettkampfprogramm brach liege. Dennoch gibt sie als sportliches Hauptziel für die Zukunft an, den Platz unter den ersten zehn Fahrerinnen der Welt halten zu können.

Wenn Corona das Reisen wieder erlauben sollte, würde sich die 27-Jährige am liebsten (wieder) nach Spanien oder Belgien aufmachen. Denn das sind ihre Lieblingsurlaubsländer. Auf den Tisch käme dann wohl sehr häufig ihre Leibspeise: Hähnchencurry mit Reis und Gemüse. Und einen Tipp für ihre Konkurrentinnen hält die Bikerin auf Nachfrage auch noch bereit: „Die beste Taktik meiner Rivalinnen wäre, mich während des Rennens zum Lachen zu bringen, denn wenn ich lache, kann ich nicht mehr schnell Radfahren. Aber das“, sagt sie augenzwinkernd, „hat noch keine versucht.“

Zufrieden mit dem Leben

Mit ihrem Leben ist Stefanie Dohrn vollauf zufrieden, denn den Satz „In zehn Jahren möchte ich. . .“ vollendet sie wie folgt: „. . . es weiterhin so haben, wie es gerade ist: viel Freude an meiner Arbeit haben und die Möglichkeit, auf professionellem Niveau Mountainbike fahren zu können – das wäre wirklich klasse.“

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Wenn das in Erfüllung geht, darf man sich auf noch viele schöne Erfolge der frisch gekürten Sportlerin des Jahres freuen.

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