Tag der ArchiveStadtarchiv Bergisch Gladbach stellt sich an neuem Standort vor

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Im Archivmagazin informiert Michael Krischak-Wareeyan die Besucher über die Schätze der Stadt.

Im Archivmagazin informiert Michael Krischak-Wareeyan die Besucher über die Schätze der Stadt.

Bergisch Gladbach – Findbücher, Mikroverfilmung, Hängeregister, Super 8-Filme, Disketten – die Fachworte aus scheinbar längst vergessenen Zeit tauchten beim Besuch des Stadtarchivs im ehemaligen Lübbe-Haus in der Scheidtbachstraße auf. Am Sonntag, dem bundesweiten Tag der Archive, zeigte Stadtarchivar Dr. Albert Eßer mit seinen Mitarbeitern den Gladbachern die Schätze in den nagelneuen Räume nach dem Umzug. An das Verlagshaus Lübbe erinnert noch die „Verlegervitrine“ mit Büchern, Abbildern und den Quellenhefte mit historischen Aufarbeitungen von Themen wie „Die Bergleute und Zinkhüttenarbeiter sterben früh ab“ aus der Zeit von 1815 bis 1914. Diese Quellenhefte konnten die interessierten Besucher sogar erwerben.

Was es nicht alles zu entdecken gab: eine große Schwarzweiß-Luftaufnahme von Bergisch Gladbach aus dem Jahr 1956 – noch viele freie Flächen, keine Autobahn, aber deutlich zu sehen: Bombentrichter vor dem Lübbe-Haus. Die Besucher drücken sich fast die Nase, um entdecken zu können, wo sie wohnen. Und die Rhein-Zeitung vom 8. November 1918 wird präsentiert: „Revolution“ steht in der Überschrift, ein historisches Ereignis.

Gedächtnis der Stadt

Archivmitarbeiter Michael Krischak-Wareeyan öffnet für die Gladbacher das Allerheiligste des Stadtarchivs: ein großer Raum, 343 Quadratmeter, fensterlos, aber mit Klimaanlage und Luftbe- und -entfeuchter. In den Rollenregalen werden Schätze und Gedächtnis der Stadt aufbewahrt: in Kisten die Protokolle von Rat und Verwaltung, aber auch Unterlagen von Firmen, Gewerkschaften, Vereinen, dazu Plakate, Fotoarchive in Hängeregisterschränken, auch von den Zeitungen und aus Privatsammlungen. „Für die Bürger soll erkenntlich bleiben, wie die Stadt gearbeitet hat“, erklärt der Archivar die Bedeutung der alten Unterlagen. Und wird in seiner Aussage auch gleich bestätigt: „Wir haben ein Haus von 1931 gekauft und im Archiv Unterlagen gefunden“, berichtet Sigrid Pahlenkemper-Schmitz. „Auch den Nachbarschaftsstreit über Gülle in den 50er Jahren.“

Bei den Fotos fallen die vielen Kästen mit der Fotosammlung von Willi Fritzen auf – die Beschriftung reicht von Dritten Reich bis zum Karneval. „Fotos werden nur noch für Ausstellung herausgegeben“, erklärt der Fachmann. „Alles wird digitalisiert mit Scannern bis zum Großformat A2.“ Kreisarchivar Manfred Huppertz zeigt seinen Töchtern Dana (9) und Norea (12) Magazine mit Diapositiven – heute schon Fotohistorie. Viel spannender finden die Mädchen aber die großen Kurbeln, mit denen man die Regale verschieben kann. Anfassen darf man die historischen Dinge nur mit weißen Archivhandschuhen.

70 Tonnen Archivgut

Im Lesesaal suchen die Besucher auf den Monitoren der Mikroverfilmung nach historischen Aufnahmen und Zeitungsartikeln. Grundgebühr zehn Euro, pro ausgedruckte Seite 50 Cent. In den Findbüchern sucht Axel Becker nach Unterlagen des Städtepartnerschaftsvereins Bergisch Gladbach/Beit Jala. „Da ist nichts drin“, stellt er fest und nimmt sich vor, schon bald Unterlagen über die Arbeit des Vereins zur Verfügung zu stellen.

Um die 70 Tonnen Akten und Archivgut lagern im neuen Stadtarchiv. Im großen Magazin sind noch viele Regale frei, erst zwei Drittel sind belegt – insgesamt stehen hier 2,4 Regalkilometer zur Verfügung. Auf den insgesamt 760 Quadratmetern Fläche im Gustav-Lübbe-Haus gibt es auch noch Reserveflächen für die Aktenübernahme in den nächsten zehn Jahre. Bis wieder alles aus den Nähten platzt wie im alten Standort des Stadtarchivs in der Hauptstraße.

Das Stadtarchiv

Als historisches Informationszentrum zur Geschichte der Kreisstadt steht das Stadtarchiv für die Recherche allen Bürger zur Verfügung – von Schülern über Familienforschern bis zu Historikern.

Weil der Standort an der Hauptstraße aus allen Nähten platzte, hat die Stadt für 1,1 Millionen Euro das Lübbe-Haus in Heidkamp, Scheidtbachstraße 23, zum neuen Stadtarchiv umgebaut. Ein repräsentativer Lesesaal findet sich im ehemaligen Büro von Verleger Gustav Lübbe. Öffnungszeiten: montags bis mittwochs 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, donnerstags 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, und freitags von 9 bis 12 Uhr.

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