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Verstöße gegen den MindestlohnZoll überprüft die Gladbacher Innenstadt flächendeckend

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In Gruppen durchstreiften die Zöllner die Fußgängerzone von der Rhein-Berg-Galerie bis zum Konrad-Adenauer-Platz.

In Gruppen durchstreiften die Zöllner die Fußgängerzone von der Rhein-Berg-Galerie bis zum Konrad-Adenauer-Platz.

Bergisch Gladbach – 20 Zollbeamte sind am Dienstag in der Bergisch Gladbacher Innenstadt unterwegs. Rund zwei Stunden dominieren die grün-schwarzen Uniformen das Bild in der Fußgängerzone – zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Rhein-Berg-Galerie.

Der Grund für den Einsatz der Zöllner: Die Fahndung nach Mindestlohn-Betrügern. Arbeitgebern, die weniger als 8,84 Euro Mindestlohn zahlen, soll es an den Kragen gehen. Bundesweit sind bis Mittwochabend insgesamt 6000 Zollfahnder auf der Straße.

Gastronomiebetriebe und Taxifahrer überprüft

„Heute überprüfen wir in Bergisch Gladbach flächendeckend Gastronomiebetriebe und Taxifahrer“, sagt Zoll-Pressesprecher Jens Ahland. Allerdings nehme man auch gerne Betriebe mit, die links und rechts am Wegesrand liegen.

In Gruppen arbeiten die Zollbeamten ihre Ziele ab. Freundlich gehen die Beamten auf das Personal der Betriebe zu, verlangen die Ausweise der Mitarbeiter und lassen sich die Lohnstruktur und die Arbeitszeiten erklären.

„Wir kontrollieren verdachtsunabhängig“, sagt Ahland. Mit anderen Worten: Alle Betriebe werden kontrolliert. Davon ist auch Saturn in der Rhein-Berg-Galerie nicht ausgeschlossen, obwohl die Fahnder nicht davon ausgehen, bei solch einem Branchenriesen Verstöße gegen den Mindestlohn aufzudecken.

Geforderte Unterlagen 

Just als mehrere Zollbeamte Josipa Devcic und Ana-Maria Lukatela, Mitarbeiterinnen des Eiscafés im Einkaufszentrum, befragen, melden sich zwei Zöllner bei ihren Kollegen ab. Sie wollen in einem Betrieb Geschäftsunterlagen einsehen. „Das heißt aber noch nicht, dass dort gegen den Mindestlohn verstoßen wurde.“, erklärt Ahland.

Ob ein etwaiger Verdacht sich erhärte, werde sich erst in den nächsten Tagen, nach entsprechender Recherche bestätigen. Der Zoll-Sprecher: „Die endgültigen Ergebnisse der Fahndung werden wir wohl erst zu Beginn der nächsten Woche veröffentlichen.“

Devcic und Lukatela, die erst seit einem Monat im Eiscafé arbeiten, haben mit der Kontrolle keine Probleme. „Unsere Bezahlung passt und die Beamten sind nett und freundlich“, sagt Devcic.

Vom Einkaufzentrum zum Taxistand

Von der Rhein-Berg-Galerie ziehen die Zöllner zum Taxistand vor der Rhein-Berg-Passage. Als die Beamten den ersten Taxifahrer befragen, lichtet sich die Reihe der auf Kunden wartenden Kollegen.

Übrig bleiben drei Fahrzeuge, deren Fahrer sich bereitwillig befragen lassen. Alle Fahrer halten die Kontrollen für notwendig, dadurch werde ja der Mindestlohn gesichert und „schwarze Schafe“ würden aussortiert. „Es soll ruhig kontrolliert werden. Dass ist ja nur zu unserem Nutzen“, sagt eine Taxifahrerin.

Grobe Verstöße im Taxigewerbe nicht aufgedeckt?

Was wirklich los ist im Taxigewerbe, stellt sich erst heraus, als die Zollbeamten schon wieder weg sind. „Bevor der Zoll kam, standen 20 Taxen hier. Als die Kontrollen losgingen, sind alle abgehauen“, sagt ein Fahrer.

Es sei unverschämt, was einige Taxiunternehmer mit ihren Fahrern anstellen würden. „Oft fahre ich zehn oder zwölf Stunden und erhalte nach der Schicht 30 bis 35 Euro“, sagt der Fahrer. Das sei weit unter dem Mindestlohn.

Oft habe er noch nicht einmal drei Euro in der Stunde, weil sein Chef die Standzeiten nicht bezahle. Gesetzlich stehen den Taxifahrern während ihrer Standzeiten der Mindestlohn zu. Ihre gesetzlichen Ruhepausen allerdings werden nicht vergütet.

Sorgen bereitet den Zollbeamten die Gastronomie. Häufig umgehen Gastronomen den Mindestlohn. Zoll-Sprecherin Bianca Munkler: „Viele Spüler haben ein Gewerbe angemeldet, sind damit offiziell selbstständig und dürfen dadurch auch für weniger als für den vorgeschriebenen Lohn arbeiten.“

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