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Wildblumen nicht willkommen„Blühendes Gladbach“ droht an der Bürokratie zu scheitern

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So sieht sie heute aus, die geplante Bienenwiese Am Pützchen neben dem Lückerather Anger.

So sieht sie heute aus, die geplante Bienenwiese Am Pützchen neben dem Lückerather Anger.

Bergisch Gladbach – Dass eine Gräserwiese Schlagzeilen macht, ist eher selten. In Bergisch Gladbach ist genau dies der Fall. Die Gräserwiese neben dem Lückerather Anger ist zwischen zwei Behörden geraten. Warum? Weil eine Gräserwiese eine schützenswerte Grünlandfläche darstellt und nicht zur Blumenwiese umgewandelt werden darf. Genau das aber hatte die Stadt vor.

Alles hätte so blumig sein können: Im Frühjahr hatte Bürgermeister Lutz Urbach gemeinsam mit Hobbyimker Markus Bollen für die Initiative „Blühendes GL“ auf die Lena-Wiese am Lückerather Fürstenbrünnchen eingeladen. Eine Blüten- und Blumenwiese sollte entstehen auf der Naturfläche, um bedrohten Insekten einen üppig gedeckten Tisch zu bieten. 5000 Quadratmeter groß, ein Paradies für die summenden Nützlinge. Sogar von einem „Wildbienenpark“ war die Rede. Öffentlichkeitswirksam pflanzten die Initiatoren ein erstes Bäumchen und berichteten stolz von den Überlegungen, hier künftig viele, sehr viele Blumensamen ausstreuen zu wollen. Die Wiese sollte Prachtstück der Initiative werden, ein ökologisches Vorzeigeprojekt.

Gartenbauer waren zur Stelle und applaudierten, die Banker der Bensberger Bank und Vertreter der Lebenshilfe brachten freundlich Förderschecks vorbei. Für die gute Sache gab es viel Applaus von der Bürgergemeinschaft Lückerath und vom Verein „Wir für GL“. Absicht der Stadt sei es gewesen, die behördlichen und vertraglichen Dinge anschließend zu klären, berichtet für die Stadtverwaltung Martin Rölen. Um nicht lange auf den Projektstart warten zu müssen, habe man schnell gehandelt. Alles schien unproblematisch, weil sich das Grundstück im Eigentum des städtischen Immobilienbetriebs befindet.

Aus dem Großprojekt wird jetzt nichts. Oder viel weniger, als sich alle Beteiligten erhofft hatten. Klatschmohn und Kornblumen sind der Kreisverwaltung in Lückerath jedenfalls nicht willkommen. Diese Wildblumen könnten nämlich den Charakter des Grünlands verändern. Der Sprecher der Stadt: „Bevor die Aussaat erfolgen kann, war zunächst zu klären, ob durch die Nutzung als Bienenweide eine »Umwandlung« der bestehenden Grünlandfläche vorliegt, also eine Genehmigung erforderlich ist.“ Wäre das Projekt im anfangs geplanten Umfang umgesetzt worden, hätte tatsächlich eine aufwendige Genehmigungspflicht bestanden. Kreissprecherin Hannah Weisgerber betont den besonderen Schutzcharakter der Grünlandflächen. Sie seien immer mehr auf dem Rückzug in NRW, und die vorhandenen Flächen gelte es zu schützen.

Der Kreis habe eine besondere Verantwortung. Auch Gräser seien eine schützenswerte Sache und als Refugium für Kleinlebewesen von großer Bedeutung. Auch die Artenvielfalt sei auf den Gräserwiesen sehr hoch. Um dieses Genehmigungsverfahren zu umgehen, wird jetzt, so die Stadt, „ein flächenmäßig untergeordneter Bereich der Wiese mittels Einsaat angereichert“. Wie groß die Restfläche sein könnte, steht bislang nicht fest. Und da es in Deutschland ja für alles Vorschriften gibt, wird die Stadt eine sozusagen behördlich genehmigte Saatmischung verwenden, eine, die den Grünlandcharakter der Wiese bewahrt. Deshalb soll jetzt die Wiesenflockenblume und die Kuckucks-Lichtnelke auf die eingegrenzte Fläche kommen, und der gedeckte Tisch für die Bienen womöglich etwas kleiner ausfallen.

Wild sprießende Blumen auf dem gesamten Grünland wird es nicht geben

Wild sprießende Blumen auf dem gesamten Lückerather Grünland wird es hingegen nicht geben. Mit Flockenblumen und Lichtnelken werde das Grünland nicht „vernichtet“, betont der Sprecher der Stadt. Man nehmen ausschließlich Saatgut aus heimischen Standortpflanzen, typisch für das Bergische Land. Auch die Kreissprecherin ist optimistisch: Mit der Zeit würden sich Blumen und Gräser weiter vermischen, und alle Insekten profitierten vom Lebensraum der Wiese.

Noch ist das alles nicht endgültig besprochen. Die Stadt, der Kreis und die blumenfreundlichen Wildbienenschützer wollen im August eine einvernehmliche Lösung finden. Auch ein Nutzungsvertrag steht zur Diskussion.

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