Zerstörte RasenflächenWildschweine verwüsten mehrere Gärten

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Wildschwein im Garten

Wildschweine haben die Gärten von Karola Hagen und Norbert Zimmer verwüstet.

Bergisch Gladbach – Über den letzten Rasenschnitt vor dem Winter müssen sich Karola Hagen und ihre Nachbarn Norbert und Ingrid Zimmer vorerst keine Gedanken machen. Kaum ein Wiesenstück in ihren Gärten in Bergisch Gladbach-Hand ist noch glatt und eben. Beete sind zerstört, Randbefestigungen zertrampelt. Der Rasen ist fast vollständig umgepflügt. Wildschweine waren in den vergangenen Nächten in den Gärten der Straße An der Kittelburg auf Nahrungssuche.

„Gehört haben wir nichts. Aber wir sind ziemlich erschrocken, als wir morgens unseren Garten sahen“, erzählt Norbert Zimmer, der von seiner Terrasse im Obergeschoss einen guten Blick hat. Von dort ist auch die Verwüstung auf dem Grundstück von Nachbarin Ingrid Hagen zu sehen.

Wildschweine waren mehrmals im Garten

„Ich hatte zum Glück rechtzeitig meine Dahlien aus den Blumenbeeten genommen. Da waren die Tiere richtig tief in der Erde“, erzählt die Eigentümerin. Von dem gepflasterten Weg durch den Garten sei nichts mehr frei gewesen. „Alles bedeckt mit Rasenstücken und Erdklumpen. Die hab’ ich zur Seite gefegt.“

Wildschweinbestand

Wie groß der Bestand an Wildschweinen in den Wäldern des Rheinisch-Bergischen Kreises ist, können die Jäger nicht überblicken. „Der Wurf von Februar/März dieses Jahres kann jetzt schon wieder Nachwuchs haben“, erklärt Ralf Huckriede, Sprecher der Kreisjägerschaft. Innerhalb von etwa vier Monaten kommen neue Frischlinge zur Welt.

Zudem seien Wildschweine Vagabunden. Ihr Hunger auf tierisches Eiweiß sei meist im Oktober und im März, wenn Käfer und Insekten schlüpfen, am größten. In freier Wildbahn werden Wildschweine nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung etwa zehn Jahre alt. Durch milde Winter, Futter im Überfluss und viele neue Verstecke durch den zunehmenden Maisanbau hätten die Sauen ihre Population in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. (dr)

Ingrid Hagen schätzt, dass die Wildschweine in den letzten Tagen „mindestens drei Mal“ in ihrem Garten unterwegs waren. „Ich sehe das auf dem Pflasterweg und an den Beeten, die ich versucht hatte, etwas aufzuräumen. Alles wieder hinüber“, sagt die Hobbygärtnerin ratlos.

Es sei das erste Mal seit etlichen Jahren, dass die Tiere in die Grünflächen An der Kittelburg eindringen. Die Gärten befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Thielenbruch und Thurner Wald, das schon auf Kölner Stadtgebiet liegt. Von der Kittelburg führt der Katherinenkammerweg, ein Spazier- und Radweg, durch das Waldgelände zum Duckterather Weg.

Wildschweine kamen durch ein Loch im Zaun

Die Anwohnerin hat auch bereits das Loch in ihrem Gartenzaun entdeckt, durch das sich die Wildschweine hereingezwängt haben. Der Maschendraht trennt ein Stück ihres mehr als 500 Quadratmeter großen Gartens ab. Dort hat sie einen großzügigen Komposthaufen angelegt und dort hätten früher die Hühner ihren Auslauf gehabt.

„Die Reparatur des Zauns oder sogar einen neuen Zaun bauen, ist das Erste, was Grundstücksbesitzer angehen sollten, wenn sie Wildschweine abhalten wollen“, rät Ralf Huckriede, Sprecher der Kreisjägerschaft Rheinisch Bergischer Kreis. „Wildschweine haben zurzeit einen Heißhunger auf tierisches Eiweiß. Sie suchen nach Engerlingen, Maden und Würmern.“ Und ein Komposthaufen sei „der reinste Delikatessladen“ für ein Wildschwein, weiß Huckriede.

Ein Zaun ist das A und O

Der Zaun müsse nicht mal besonders hoch sein. Ein guter Meter in der Höhe reiche schon aus. Huckriede: „Wildschweine sind bequem und springen sehr ungern. Aber es sind sehr intelligente Tiere. Und das sollte man nicht unterschätzen.“ Das bedeute: Im Boden würden sie jedes kleine Loch im Zaun finden und versuchen hindurchzukrabbeln. „Also muss der Zaun im Boden richtig fest stehen und dicht sein.“

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Wildschweine laufen nach Auskunft der Kreisjägerschaft die ganze Nacht durch. Wer die ungebetenen Besucher in der Dunkelheit frühmorgens oder spätabends in seinem Garten entdeckt, könne beispielsweise in die Hände klatschen oder laut sprechen, rät Huckriede. „Nur ein bisschen Lärm machen. Das stört die Tiere schon. Ansonsten bitte nicht den Helden spielen. Wildschweine können sich gut verteidigen, vor allem, wenn Frischlinge dabei sind.“

Der Haus- und Hofhund sollte auch nicht rausgelassen werden, so lange die Tiere auf dem Grundstück sind, erklärt der Fachmann. Besonders kleinere Hunde könnten von Wildschweinen schwer verletzt werden. Und bis die Wildschweinrotte durch das Loch im Zaun wieder rausgefunden hat, dauere es eine Weile.

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