BurscheidZeitsprung mit Karussell und Hammer

Lesezeit 3 Minuten
Spielzeugvielfalt mit Modellbahn: Auch Flohmarktstände mit allerlei Auswahl für Kinder gehörten zum Programm des Festes.

Spielzeugvielfalt mit Modellbahn: Auch Flohmarktstände mit allerlei Auswahl für Kinder gehörten zum Programm des Festes.

Burscheid – Nostalgisch war die Stimmung. Hätte man die Augen geschlossen, wären lediglich die Jahrmarktgeräusche zu hören gewesen: Der dumpfe Schlag auf den „Hau den Lukas“. Musik, wie man sie in den zwanziger Jahren im Pariser Stadtteil Notre Dame erwartet hätte. Und die Ankündigungen des Sprechers des Kuriositäten-Theaters: „Da heißt es staunen, immer wieder staunen!“, als er seine Schau anpries, bei der das einzig lebendige Mädchen ohne Kopf zu bewundern sei. Der Grund für diese Nostalgie: Zum ersten Mal fand das Burscheider Altstadtfest statt, organisiert vom noch jungen Verein „Burscheid live“ – und mit einem historischen Jahrmarkt.

Ein Karussell als Hingucker

Ins Auge sprangen vor allem die historischen Fahrgeschäfte: Ein altes Kettenkarussell etwa drehte sich neben der Kirche. „Das ist Baujahr 1936 und wird durch einen Keilriemen im Innern angetrieben. Die Geschwindigkeit wird durch Salzwasser reguliert“, erklärte Marcel Lesnik, einer der Betreiber, der sich auskennt mit derlei Attraktionen: Das älteste Karussell, das er besitze, stamme sogar aus dem Jahre 1886. Europaweit seien er und sein Kollege Werner Feldmann mit ihren Fahrgeschäften auf Jahrmärkten unterwegs. „Solche Dinge gehören zu einem Nostalgiemarkt schließlich dazu.“

Verließ man die Fahrgeschäfte aus der Zeit des frühen 19. Jahrhunderts, ging man noch ein Stück weiter zurück auf der Zeitachse. Ins Mittelalter: Entspannt saß Dorina Krieger vor ihrem Spinnrad. Mit ihrem langen karierten Rock, den Holzpantoffeln und der weißen Haube auf dem Kopf sah sie tatsächlich aus wie einer anderen Zeit entsprungen – lediglich das Plastikzelt, das ihren Stand überdachte, ließ die Besucher daran denken, dass sie sich noch immer im 21. Jahrhundert befanden. Krieger ist engagiert im „Verein Lambertsmühle“, der versucht, die Mühle und deren Geschichte zu erhalten. An ihrem Stand verkaufte sie Wollsocken, Beutel und Schals. „Wolle kann so viel und wird heutzutage leider so wenig geschätzt. Das finde ich sehr schade und deswegen spinne ich“, erklärte sie. Ihr sei es vor allem wichtig, zu zeigen, was für ein vielseitiger und wertvoller Rohstoff Wolle sei. „Sie ist wärmeregulierend, selbstreinigend und man kann enorm viel damit machen – zum Beispiel weben, stricken oder filzen.“ Ein Teil der Wolle in ihren Produkten komme von den eigenen Schafen. Den anderen Teil kaufe sie ein.

Am Stand nebenan kümmerte sich Kriegers Ehemann um die Werkzeugschmiede. Unter den Blicken neugieriger Kinder erhitzte er ein langes Stück Metall in heißer Glut und begann schließlich, das vordere Ende mit einem Hammer platt zu schlagen. „Mittelalterliche Gebrauchsgegenstände, die in der Lambertsmühle kaputt gehen, versuchen wir so authentisch wie möglich nachzustellen“, erklärte Krieger.

Cocktails, Bier und Burger

Cocktails, Bier und Burger ließen die Besucher des ersten Altstadtfests schließlich wieder in der Gegenwart ankommen. Auf der Bühne gab es Tanz, Gesang und allerlei andere Unterhaltung. Neben den Burscheider Tanzgruppen All Stars und Green Fires standen unter anderem das Gesangstrio D.A.S. bleibt auf dem Programmzettel sowie Auftritte der Cheerleader des 1. FC Köln und der Kölner Popgruppe Pläsier. Kurzum: Das Altstadtfest war eine gelungene, ausgewogene Fusion aus Moderne und Nostalgie.

Rundschau abonnieren