Die „blaue Feuerwehr“Paula Print und das Entdeckerteam auf den Spuren des THW

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Rhein-Berg – Mit Blaulicht ist das große Auto neulich durch Bergisch Gladbach gefahren. Aber es war nicht rot, wie die Feuerwehrautos, die Paula Print sonst kennt. Nein, es war blau. Und vorn standen drei Buchstaben drauf: T H W. Was das wohl heißen mag? Ein Fall für das Entdeckerteam. Gemeinsam mit Lina, Lisa und Julia macht sich unsere Zeitungsente auf die Suche nach dem Ort, wo das blaue Auto hergekommen sein kann. Und die vier werden tatsächlich fündig: An der nach Kürten-Bechen führenden Romaneyer Straße im Bergisch Gladbacher Stadtteil Hebborn finden sie ein kleines Schild. Auf dem steht – genau: THW.

Paula Print klopft an eine Tür der großen Halle, auf die das Schild zeigt. Stephan Menrath öffnet. „Blaue Feuerwehr?“ Das hat er schon mal gehört. „Wenn es irgendwo brennt, dann kommt die Feuerwehr – mit roten Autos, die Blaulicht haben“, erklärt Stephan Menrath: „Auch wenn Hochwasser ist und Wasser in den Keller läuft, kann man die 112 anrufen, und die Feuerwehr kommt ganz schnell.“

Viele Sachen, die die Feuerwehr mache, machen Stephan Menrath und seine Kollegen auch. „Nur ist die Feuerwehr schneller vor Ort als wir vom Technischen Hilfswerk“, sagt der Mann mit dem blauen Hemd. Jetzt erst sieht Paula, dass auf dem Hemd auch die drei Buchstaben stehen, nach denen sie mit den Kindern geforscht hat: THW. „Das ist die Abkürzung für Technisches Hilfswerk“, erklärt Stephan Menrath. Der 40-Jährige ist der Bergisch Gladbacher Ortsbeauftragte des THW und damit zuständig für 140 erwachsene Helfer, eine 20-köpfige Kinder- und Jugendgruppe sowie jede Menge riesiger Einsatzfahrzeuge.

Alles zum Thema Technisches Hilfswerk

Als er die Besucher in die großen Fahrzeughallen führt, wird schnell klar: Bei großen Einsätzen und schweren Unglücken sind die Helfer vom THW mit ihren Maschinen einfach unschlagbar. Die Feuerwehr mag vielleicht schneller am Einsatzort sein, aber das Gerät der Helfer in Blau ist größer. „Wir helfen, wenn das Material der Feuerwehr nicht mehr ausreicht“, sagt Stephan Menrath. Sein Kollege Manuel Tegtmeier öffnet einen Anhänger mit einer riesigen Pumpe. „Die schafft 5000 Liter pro Minute“, beschreibt er. Das THW Bergisch Gladbach hat eine eigene Fachgruppe fürs Auspumpen von großen Tiefgaragen, Kellergewölben oder Ähnlichem. „Die schaffen zusammen 20 000 Liter pro Minute“, sagt Stephan Menrath. „Das ist so viel, als würden die 100 Badewannen in nur einer Minute leerpumpen.“ Gleich zweimal waren die Gladbacher THW-Helfer allein diesen Sommer bei Großeinsätzen in Köln unterwegs, pumpten nach starkem Regen unter anderem eine überflutete U-Bahn-Station aus. Auch eine Tiefgarage in Refrath oder einen riesigen Keller unter der Papierfabrik Zanders haben die THW-Helfer schon ausgepumpt. Paula und die Kinder staunen. Stephan Menrath erzählt ganz schön spannend – und kann gut erklären.

Kein Wunder, der THW-Chef, der im „normalen Beruf“ bei der Kreissparkasse Köln arbeitet, hat selbst eine Tochter, die genauso alt ist wie Lisa, Lina und Julia vom Entdeckerteam. Eigene Gruppen im THW Bergisch Gladbach kümmern sich besonders um die Rettung von Personen oder von Sachen. Dafür hat das THW sogar einen eigenen Radlader.

„Mit dem können wir zum Beispiel bei einem Großbrand Heu oder Holz aus einer Scheune holen“, berichtet Stephan Menrath und öffnet an einem anderen großen THW-Lastwagen eine Art Rollladen. Dahinter kommen Atemluftflaschen, Äxte, Spitzhacken, Motorsägen und jede Menge andere Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände zum Vorschein. „Das ist unser großer Zauberkasten“, sagt Stephan Menrath lächelnd.

Natürlich dürfen die Kinder auch mal ins Führerhaus eines THW-Lastwagens klettern. „Warum haben eure Autos auch noch Blaulicht?“, will Lina wissen. „Das brauchen wir genauso wie die Sirene, damit wir den Autofahrern auf der Straße draußen zeigen können, dass wir schnell durchmüssen, um Menschen zu helfen“, erklärt der THW-Chef.

THW in Gladbach

Seit mehr als 50 Jahren gibt es den Ortsverband Bergisch Gladbach des bundesweit organisierten Technischen Hilfswerks (THW). Mehr als 140 Helfer aus Bergisch Gladbach und der Umgebung hat das THW in der Kreisstadt, davon sind 60 in der aktiven Gruppe tätig. Hinzu kommt eine Kinder- und Jugendgruppe, in der man ab zehn Jahren Mitglied werden kann. Außerdem gibt es eine Helfervereinigung, die als Verein das THW vor Ort zum Beispiel bei größeren Anschaffungen unterstützt, die der Bund nicht finanziert. So hat die Helfervereinigung unter anderem in der Vergangenheit ein ehemaliges Feuerwehrfahrzeug für das THW Bergisch Gladbach in einen blauen Lastwagen für THW-Einsätze umgebaut.

Wer sich für die Arbeit im THW interessiert oder die Helfer unterstützen möchte, kann sich melden unter (0 22 02) 94 04 68 oder per E-Mail an ortsverband@thw-gl.de.

www.thw-gl.de

Damit sie immer einsatzbereit sind, wollen Stephan Menrath und seine Kollegen in den nächsten Tagen neue Sandsäcke auffüllen. Die brauchen sie, um Hauseingänge bei Hochwasser abzudichten. Und man weiß ja nie genau, wann der nächste Starkregen kommt. Manchmal wird das THW auch gerufen, um große Unglücksstellen mit riesigen Scheinwerfermasten auszuleuchten. Im Winter waren die Helfer schon auf der Autobahn im Einsatz, weil dort Lastwagen an Steigungen stecken geblieben waren. „Wenn wir ausrücken, dann richten wir uns oft mindestens auf einen Tag Arbeit ein – oder eine Nacht“, sagt Stephan Menrath, der den Kindern einen besonderen „Einsatz“ seiner Leute empfiehlt: „Beim Gladbacher Stadtfest haben wir meist auch noch eine blaue Hüpfburg dabei“, sagt er, während sich Paula und die Kinder verabschieden. Spannend, was man beim THW so alles entdecken kann.

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