Ein Igel, der beim Lesen hilftBurscheider Therapeutin schreibt Kinderbuch

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Seit fünf Jahren führt Antonia Quirl eine eigene Lernpraxis in Burscheid.

Seit fünf Jahren führt Antonia Quirl eine eigene Lernpraxis in Burscheid.

Burscheid – Die Geschichte von „Mr. Hedgehog“, einem kleinen Igel und Meisterdetektiv, und dessen Neffen „Chestnut“ spielt im Central Park in New York. Genauer gesagt in der Igelstadt „Kasanien“. Kasanien? Dieses Wort war die Inspiration, die Antonia Quirl dazu brachte, ein Buch zu schreiben.

Quirl führt seit fünf Jahren eine Lernpraxis für Legasthenie und Leserechtschreibstörung in Burscheid. Einer ihrer Schüler, Tobias, ließ im vergangenen Herbst während eines Diktats im Wort „Kastanien“ den Buchstaben „t“ weg. Quirl und ihr Schüler begannen damit, los zu spinnen. Immer und immer weiter, bis eine ganze Geschichte entstand. Rund ein Jahr später ist ein fertiges Buch mit dem Titel „Mr. Hedgehog und der Fall Kastanie“ erschienen.

Quirls Buch sieht nicht nach einem typischen Buch aus. Es hat ein anderes Format, ist um einiges flacher. Die Seiten sind mit deutlich weniger Buchstaben bedruckt. „Ich erlebe oft, dass Kinder erschlagen sind von Büchern“, sagt Quirl. „Das stresst und hemmt die Kinder und sie verlieren den Überblick.“

Sinneswahrnehmung stärken

Den Überblick zu verlieren, gehört zum typischen Krankheitsbild bei Legasthenie. „Legasthenie sind differenzierte Sinneswahrnehmungen“, sagt Quirl. „Das Kind kann sich nicht konzentrieren, macht Wahrnehmungsfehler oder vertauscht Buchstaben.“ In ihrem Training versucht die 31-Jährige, die Sinneswahrnehmungen der Kinder zu stärken. „Wir machen Aufmerksamkeitstraining und arbeiten an Fehlern“, sagt Quirl. Aber: „Jede Legasthenie ist anders.“ Junge Kinder kommen in der Regel einmal in der Woche für eine Stunde zu Quirl, ältere Kinder bis zu 90 Minuten. Während des Trainings will die 31-Jährige in Zukunft auch ihr Buch verwenden.

Die Geschichte von Mr. Hedgehog ist – auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so wirkt – keine klassische Kindergeschichte, sondern ein „Familienbuch“, wie Quirl sagt: „Die Leute sollten das nicht falsch verstehen.“ Im Buch gibt es mehrere komplizierte Wörter und viele englische Namen. Diese Wörter sind allerdings grau unterlegt und in Silben aufgeteilt. Hinten im Buch werden sie dann erklärt. Gleiches gilt für die Namen.

„Es hilft, Kindern bewusst zu machen, dass man sich mit Wörtern auseinander setzen und sie nachgucken kann“, betont Quirl. Sie hoffe, „dass sich die Kinder die Zeit nehmen und sich damit beschäftigen“. Denn oftmals sei es so, dass knifflige Wörter nicht nachgeschaut werden, sondern sich das Kind aus dem Kontext erschließt, worum es geht. Mit der Geschichte angefangen hat Quirl im vergangenen September. Fertig war sie im Februar dieses Jahres.

Einfach geschrieben

„Ich habe es einfach geschrieben“, sagt Quirl. Die Anfangsidee war dabei essenziell. Denn: „Ich hätte mich nicht einfach hinsetzen und sagen können, ich schreibe ein Kinderbuch.“ Bis das Buch fertig war, dauerte es den ganzen Sommer über. Schließlich musste es noch illustriert, gedruckt und gebunden werden. „Irgendwann habe ich gesagt, ich gucke nicht mehr rein“, sagte Quirl. Die Gefahr, doch noch etwas verändern zu wollen, war so nicht mehr da.

Zu kaufen gibt es das Buch in gängigen Buchhandlungen für 19,95 Euro. Dazu gibt es auf Wunsch eine kostenlose Hörbuchversion, die Quirl selbst eingesprochen hat. „Ich wollte Kindern das Lesen erleichtern. Sie können beim Lesen zuhören“, sagt Quirl. Auf diese Weise können die Kinder einfacher lernen, wie die kniffligen Wörter ausgesprochen werden.

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