EuropawahlTriumph der Grünen, Desaster für die SPD

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28 freiwillige Helfer der vier Briefwahl-Vorstände waren im Leichlinger Ratssaal schon ab 13 Uhr konzentriert mit dem Öffnen und Vorsortieren der roten Briefumschläge beschäftigt.

28 freiwillige Helfer der vier Briefwahl-Vorstände waren im Leichlinger Ratssaal schon ab 13 Uhr konzentriert mit dem Öffnen und Vorsortieren der roten Briefumschläge beschäftigt.

Leichlingen/Burscheid – Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Staunen zeigte sich bei den Besuchern, die im Kreishaus die Auszählung der Europawahl im Bergischen verfolgten. Glückliche Gesichter gab es allein bei den Grünen, schließlich überflügelten sie in Rösrath sogar die CDU. Von „Rückenwind“, der sie hoffentlich bis zur Kommunalwahl in rund anderthalb Jahren tragen werde, sprach die grüne Kreistags-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren.

Es reicht nicht

Für CDU-Kandidat Uwe Pakendorf, auf der NRW-Liste seiner Partei auf Platz acht, war schon bei den ersten Hochrechnungen klar: „Das wird für mich nicht reichen.“ Jetzt gelte es, das Ergebnis aufzuarbeiten: „Wir brauchen dringend einen Wandel der Kommunikation.“ Es sei erschreckend, dass es die CDU nicht geschafft habe, die jungen Menschen zu erreichen, obwohl diese pro-europäisch seien.

Eine „Katastrophe“ nannte SPD-Kreistagsfraktionschef Gerhard Zorn das Ergebnis seiner Partei, der großen Verliererin der Wahl. Für den Bundesparteitag im Herbst erwartet er „spannende Diskussionen“, ob man weiter mit der Union regieren solle. In der gestiegenen Wahlbeteiligung gerade unter jungen Wählern sah FDP-Kandidatin Annina Frangenberg einen grundsätzlichen Erfolg. Dass die AfD weniger stark zugelegt habe als befürchtet, sei ein Erfolg aller demokratischen Parteien, fand FDP-Geschäftsführerin Elke Matt.

Trotz generalstabsmäßiger Organisation durch Wahlamtsleiterin Brigitte Gutendorf und ihrem Team aus rund 140 Wahlhelfern stieg Leichlingen als späteste Kommune im Rheinisch-Bergischen Kreis in die Wertung ein. Erst um 18.52 Uhr tauchte das erste Ergebnis aus der Blütenstadt online auf. Es wurde aus dem Briefwahlbezirk 5 geliefert, der wie alle roten Briefwahl-Umschläge im Ratssaal ausgezählt wurde. Schon ab 13 Uhr waren hier 28 Wahlhelfer hochkonzentriert damit beschäftigt, rund 4500 Eidesstattliche Versicherungen zu öffnen und die Unterschriften zu prüfen. Die erste Schnellmeldung aus einem Wahllokal in der Blütenstadt kam um 18.58 Uhr aus dem Pilgerheim Weltersbach.

Zu diesem Zeitpunkt waren in Burscheid bereits fünf Bezirke fertig. Am schnellsten (und der Zweitschnellste im gesamten Kreis) war der Vorstand im Sängerheim Dürscheid, der schon um 18.38 Uhr die Daten sendete.

In Burscheid hatte die Kolpingjugend zwei Tage vor dem Urnengang für die EU-Wahl getrommelt. Sie hatte sich der kreisweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend angeschlossen und im Jugendzentrum Megafon kurzfristig eine fiktive U-18-Wahl für die jungen Europäer auf die Beine gestellt, um Jugendliche für die europäische Idee zu begeistern.

Die Wahlbeteiligung im Kreis lag in Leichlingen am zweithöchsten: 69,5 Prozent (bei der EU-Wahl 2014 waren es 62,2). Das hatte sich bereits angesichts der vielen Briefwähler abgezeichnet. Dafür dauerte die Auszählung hier auch sehr lange, am längsten im gesamten GL-Kreis: Erst um 21.54 Uhr war das Leichlinger Gesamtergebnis online. Zwei Wahlhelfer mussten sich am Sonntagmorgen krank melden, was aber kein Problem war.

Auch die Burscheider erhöhten ihre Quote: von 54,9 Prozent im Jahr 2014 auf nun 63,10 Prozent – dennoch war das am Sonntag der niedrigste Wert aller GL-Kommunen.

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