Frauen beraten vor KarnevalSpuren nach einem Sexualdelikt im Krankenhaus sichern

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Rechtzeitig vor dem Karneval geben die Frauenberatungsstellen das Infoblatt zur Spurensicherung heraus. 

Rechtzeitig vor dem Karneval geben die Frauenberatungsstellen das Infoblatt zur Spurensicherung heraus. 

Burscheid – Dass sich Frauen erst fünf oder zehn Jahre nach einer Sexualstraftat zu Wort melden, erleben die Beraterinnen Magdalene Holthausen und Christine Warning immer wieder.

Psychischer Ausnahmezustand

Im psychischen Ausnahmezustand bewegten sich die Frauen, stünden unter Schock. Der Gang zur Polizei liege zwar nah. Aber nicht jede Frau wähle für sich diesen Weg. Doch neben dem Rechtsweg gibt es auch die medizinische Hilfe.

Sicherer Karneval feiern mit „Luisa“

Im Leichlinger Karneval sorgen die Beratungsstelle Frauen-Zimmer und das Deutsche Rote Kreuz in diesem Jahr dafür, dass das Feiern für Mädchen und Frauen sicherer wird. Sie starten die aus der Partyszene und Kneipen bekannte Kampagne „Luisa ist hier!“ erstmals auch im Straßenkarneval.

Mit der Frage „Ist Luisa hier?“ können sich Mädchen und Frauen, die bedrängt, verfolgt oder angegrapscht werden, an das geschulte Personal wenden und unmittelbar und diskret Hilfe und einen sicheren Rückzugsort bekommen. Von dort aus können ein Taxi gerufen oder Freundin oder Eltern benachrichtigt werden. Der Codesatz „Ist Luisa hier?“ soll die Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen.

Das Rote Kreuz Leichlingen und Witzhelden stellt als sichere Orte beim Blütensamstagszug und bei den Zeltpartys ihre Einsatzwagen zur Verfügung, an denen Poster von „Luisa“ hängen. Die DRK-Mitarbeiterinnen  und -Mitarbeiter sind für die Kampagne geschult worden und ansprechbar. (hgb)

Nach einer Sexualstraftat ermöglicht die Anonyme Spurensicherung (ASS), notwendige Beweismittel wie Hautschüppchen oder Haare zu sichern, ohne dass eine Anzeige erstattet werden muss. Im Falle eines späteren Strafverfahrens dienen die gesicherten Spuren als Beweis und können eine Anzeige und Verurteilung des Täters unterstützen.

Krankenhäuser sind geschult

ASS ist neben dem Codenamen-Projekt „Luisa ist hier!“ (siehe „Sicherer Karneval feiern mit Luisa) ein weiteres Angebot der Frauenberatung Burscheid, Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, in Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Frauenberatung im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Alle Krankenhäuser sind geschult“, sagt Warning. In Leverkusen gebe es auch die anonyme Spurensicherung. Federführend dort sei das Leverkusener Frauenbüro.

Pünktlich vor Karneval

Rechtzeitig vor den jecken Tagen haben die Beratungsstellen im Kreis ein Faltblatt mit Kontaktdaten der Krankenhäuser in Wermelskirchen und den GFO-Kliniken in Rhein-Berg herausgegeben. Es soll in öffentlichen Einrichtungen ausgelegt werden, in Arztpraxen und womöglich auch in Kneipen. „Mit ASS ändert sich die Situation für die Frau in sehr positivem Sinne“, ist Warning überzeugt. Damit bleibe Zeit, in Ruhe zu überlegen, ob es zur Anzeige kommen soll. Werde die Polizei eingeschaltet, geschehe das automatisch. Die im Krankenhaus gesicherten Spuren werden mit einer Chiffre-Nummer versehen und im Institut für Rechtsmedizin in Köln gelagert.

Wird keine Anzeige erstattet, werden die Spuren nach zehn Jahren vernichtet. Allerdings lässt sich der Zeitraum durch einen Antrag verlängern. Die Spuren rechtzeitig sichern zu lassen, ist nach Erfahrung der Beraterinnen ein immens wichtiger Schritt. Auch wenn das Bedürfnis bestehe, sich nach einem Übergriff zu duschen, sollte das erst nach dem Krankenhausbesuch geschehen. „So sind die Spuren sehr gut zu sichern“, sagt Holthausen.

Beratung ist vertraulich und kostenfrei

Die körperlichen und psychischen Folgen sexualisierter Gewalt seien vielfältig. „Jede Frau reagiert anders und verarbeitet das Erlebte individuell“, erklären die Beraterinnen. Jederzeit stünden sie für unterstützende Gespräche zur Verfügung. Die Gespräche sind vertraulich, kostenfrei und auf Wunsch anonym.

www.frauenberatung-burscheid.de;

www.frauenhelfenfrauen-gl.de

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