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Gedenkfahrt5000 Biker knattern nach Altenberg

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Am Samstag kamen rund 5000 Motorradfahrer zum Altenberger Dom.

Am Samstag kamen rund 5000 Motorradfahrer zum Altenberger Dom.

Altenberg – Nein, Regen fällt an diesem Tag nicht. Zum Glück für die Motorradfahrer. Dafür fällt an diesem Tag immer wieder reichlich Herbstlaub von den immer kahler werdenden Bäumen.

Für die Motorradfahrer ein tückischer Straßenbelag. „Ganz schön glitschig“, meint dann auch Iris Kunz. Sie ist gemeinsam mit ihrem Freund Wilfried Polzakewitcz aus Iserlohn-Oestrich nach Altenberg gekommen, um im Dom am diesjährigen Gedenkgottesdienst für verstorbene oder verunglückte Motorradfahrer teilzunehmen.

Veranstaltet wird diese Gedenkfahrt mit anschließendem Gottesdienst von der „Aktion Blauer Punkt“, einem Zusammenschluss christlicher Motorradfahrer in der Evangelischen Kirche Rheinland. Die erste Gedenkfahrt fand 1979 statt: damals noch am Totensonntag bei Schneefall.

„Wir kommen jedes Jahr hierhin“, berichtet Iris Kunz. Die rund 70 Kilometer aus dem Märkischen Kreis ins Bergische Land haben die beiden in einer Stunde geschafft. „Sonst sind wir immer mit dem Korso mitgefahren, aber es ist viel schöner, das Ganze von hier aus entspannt zu beobachten“, erklärt Iris Kunz, die wie ihr Freund den Cruiser gegenüber dem Dom geparkt hat.

PS-Lindwurm bremst aus

Schon bald darauf kommt der Korso in mehreren Blöcken mit viel Gehupe, Getröte und Geknatter auf dem Parkplatz des Märchenwaldes an. Begleitet von einer Polizeieskorte bringt der PS-Lindwurm in Odenthal den Verkehr streckenweise zum Erliegen.

Mit im kilometerlangen Pulk von rund 5000 Maschinen sind auch Bernhard Karbach (69), Hans Klefisch (61) und Heinz Steinheuer (61) mit ihren schweren BMWs aus Bergheim gekommen. Im Gegensatz zu Iris Kunz und Wilfried Polzakewitcz nimmt das Trio erstmals an der Gedenkfahrt teil, die für mehr „Rücksichtnahme und Weitblick im Straßenverkehr“ wirbt.

Der Grund? „Wir haben erst vor drei Jahre gemeinsam den Führerschein gemacht“, berichtet Karbach schmunzelnd. Normalerweise sind die drei Freunde in der Eifel unterwegs. „Aber das Bergische Land ist auch sehr schön“, schwärmt Steinheuer, der aus einer Motorradzeitung von dem Ereignis erfahren hat.

Empfangen werden die Motorradfahrer auf dem Parkplatz von Margarete Wagner vom Märchenwald. Sie versorgt die hungrigen Ankömmlinge mit Frikadellen, Currywurst und Erbensuppe.

Die Suppe wird mit Holzkohle in einer Feldküche aufgeheizt. „Wir machen das schon das vierte Mal“, berichtet Wagner. Und das sehr erfolgreich, denn schnell bilden sich lange Schlangen mit Männern und Frauen in schwarzer Kluft, die unter anderem aus Wuppertal, Aachen oder Euskirchen gekommen sind.

Frisch gestärkt geht es dann dem Schild „Zum Gottesdienst“ folgend über den Klaus-Koch-Weg zum Altenberger Dom. In dem Gotteshaus bereitet schon Motorradseelsorger Ingolf Schulz die Gedenkstunde vor.

Auch Saisonabschluss

Die Musik kommt heute mal nicht aus den Pfeifen der Orgel, sondern aus Verstärkern, und gespielt werden an diesem Tag auch keineswegs klassische Kirchenlieder, sondern Coversongs von Udo Lindenberg und Jens Uhlendorf sowie Selbstkomponiertes von Ingolf Schulz.

Vorher geht unter den Besuchern noch eine Liste herum, auf der die Teilnehmer die Menschen eintragen, deren Namen Schulz dann nach der Predigt vorliest. „Das sind nicht nur tödlich verunglückte Motorradfahrer, sondern auch verstorbene Angehörige“, erklärt der evangelische Pfarrer, der mit Horst Klein (Schlagzeug) und Merlin Hartock (Bass) eigene Songs wie „Ich muss fahr’n“ oder „Lieben, aber nicht schieben“ spielt.

Nach dem Gottesdienst ist für die Motorradfahrer der Tag noch nicht vorbei, viele Gleichgesinnte treffen sich in den anliegenden Gasthäusern. „Diese Veranstaltung ist für die Motorradfahrer auch immer ein schöner Saisonabschluss“, erklärt Iris Kunz.

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