Gegen den LandestrendRhein-Berg verzeichnet 2020 mehr Straftaten

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Weniger mit Einbruchswerkzeug, sondern mit dem Telefon im zurückliegenden Jahr Straftaten in Rhein-Berg verübt worden.

Weniger mit Einbruchswerkzeug, sondern mit dem Telefon im zurückliegenden Jahr Straftaten in Rhein-Berg verübt worden.

Rhein-Berg – Einbrecher hatten es schwer im vergangenen Jahr. Glücklicherweise. Die meiste Zeit waren coronabedingt viele Menschen zu Hause. Entsprechend sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im Kreisgebiet um fast ein Viertel (24,42 Prozent) gegenüber dem Vorjahr auf 365 Einbrüche, so wenig hatte es zuletzt im vergangenen Jahrhundert gegeben. Im Prinzip eine erfreuliche Nachricht, wenn da nicht manch anderer Punkt in der gestern vorgestellten Kriminalitätsstatistik wäre, der auch manchem Ermittler Sorgenfalten auf die Stirn zeichnete. Denn Sexualdelikte etwa haben im zurückliegenden Jahr um mehr als 45 Prozent zugenommen (insgesamt 172 Delikte).

Trotzdem: „Wir zählen nach wie vor zu den sichersten Kreisen in Nordrhein-Westfalen“, sagt Landrat Stephan Santelmann als Chef der Kreispolizeibehörde gestern zur Vorstellung der Kriminalitätsstatistik. Allerdings: Während die Zahl der Straftaten landesweit sank, stieg sie im Rheinisch-Bergischen Kreis um mehr als sieben Prozent (822 Straftaten) auf 12 157 Straftaten an. In der landesweiten Sicherheitsstatistik sank Rhein-Berg damit im zweiten Jahr in Folge um einen Platz ab – auf nunmehr Platz 5 von 47.

Die wichtigsten Entwicklungen in den Städten und Gemeinden 2020 im Süden des Kreises

Bergisch Gladbach

5720 Straftaten (+ 689) wurden 2020 in der Kreisstadt bekannt. Das sind +17,7 Prozent im Vergleich zu 2019.

Zugenommen haben vor allem die Körperverletzungsdelikte (+ 20,56 Prozent/+ 111 Taten) und Diebstähle (+216 Taten/ + 10,55 Prozent).

Zurückgegangen sind die Diebstähle von Kraftfahrzeugen (- 11 Taten/ - 34,38 Prozent) sowie die Wohnungseinbrüche (- 13 Taten/ - 7,6 Prozent).

Kürten

499 Straftaten (+ 67) wurden 2020 in Kürten bekannt.

+ 15,51 Prozent betrug die Veränderung zum Vorjahr.

Zugenommen haben vor allem Sachbeschädigungen (+ 36 Taten/ + 55,38 Prozent) sowie die Straßenkriminalität (+ 23 Fälle/ + 26,44 Prozent).

Zurückgegangen ist in der Gemeinde Kürten vor allem die Rauschgiftkriminalität (- 8 Fälle/- 28,10 Prozent).

Odenthal

392 Straftaten (+ 107) wurden 2020 in Odenthal bekannt.

+ 37,54 Prozent im Vergleich zum vorausgegangen Jahr.

Zugenommen haben vor allem Vermögens- und Fälschungsdelikte (+ 49 Fälle/+ 104,26 Prozent) sowie Diebstahl (+ 21 Fälle/+ 21,88 Prozent).

Zurückgegangen sind die Diebstähle aus Fahrzeugen (- 15 Fälle/ 60 Prozent) und die Straßenkriminalität (15 Fälle/-20,27 Prozent)

Overath

1063 Straftaten (+ 71) zählte die Polizei 2020 in Overath.

+ 7,16 Prozent betrug die Veränderung gegenüber dem Vorjahr.

Zugenommen haben die Körperverletzungsfälle (+ 32 Fälle/+ 32,99 Prozent) und die Zahl der Sachbeschädigungen (+ 24 Fälle/+ 20,51 Prozent).

Zurückgegangen sind Wohnungseinbrüche (- 50/ - 67,57 Prozent) sowie die Diebstahlsdelikte (- 66/ - 18,75 Prozent).

Rösrath

1320 Straftaten (- 175) Straftaten registrierte die Polizei 2020 in Rösrath.

11,71 Prozent im Vergleich zum vorausgegangenen Jahr.

Zugenommen haben die Körperverletzungsdelikte (+ 34 Fälle/ + 28,33 Prozent) sowie die Gewaltkriminalität (+14 Fälle/ + 35,90 Prozent).

Zurückgegangen sind Vermögens-/Fälschungsdelikte (- 252 Fälle/ - 48,28 Prozent) und Raddiebstähle (- 39/ - 54,93 Prozent).

Die Positionen davor würden aber auch von besonders kleinen Kreispolizeibehörden in ländlichen Räumen eingenommen, gab Rhein-Bergs Kripo-Chef Ralf van Uden zu bedenken. Und diese seien kaum zu vergleichen mit einem Kreis direkt an der größten Stadt im Land.

Der Kreis nehme „immer noch eine hervorragende Position“ ein, befand Santelmann und gab das Ziel aus, den erneuten „Aufschwung“ der Zahlen nach fünf Jahren kontinuierlichen Kriminalitätsrückgangs „so flach wie möglich zu halten“. Entsprechend wies der Landrat auf die seit sieben Jahren gestiegenen Aufklärungsquote hin. Seit 2017 wird mehr als jede zweite Straftat aufgeklärt. Im Vorjahr stieg die Aufklärungsquote erneut von 53,13 auf 54,72 Prozent.

Fast jede dritte im Kreisgebiet verübte Straftat ist ein Diebstahl (32,38 Prozent), danach folgen Raubdelikte, Körperverletzung, Nötigung, Nachstellung und Freiheitsberaubung, die zusammen im zurückliegenden Jahr gut 18 Prozent der Straftaten ausmachen. Vor allem die Taschendiebstähle, die laut Kripo-Chef in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen waren, stiegen 2020 um mehr als 50 Prozent.

So wie die Einbruchszahlen coronabedingt zurückgingen, so nahmen Betrugsdelikte laut van Uden pandemiebedingt zu. Und anderem durch betrügerische Telefonanrufe. Mit einem erheblichen Schaden. Allein der Schaden, der durch Straftaten zum Nachteil älterer Menschen entstanden sei, habe sich 2020 mehr als verdoppelt, von gut 219 000 Euro auf mehr als eine halbe Million Euro (574,680 Euro), so Kripo-Chef van Uden. Und das bei in dieser Teilkategorie gerade mal 45 zugrundeliegenden Fällen.

Auch die Zahl der Körperverletzungsdelikten stieg nach dreijährigem Rückgang wieder auf 1379 und damit nur knapp unter den Höchstwert der vergangenen zehn Jahr von 2016 (1398).

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Weiterhin besondere Ermittlungskapazitäten bündeln will die Kreispolizei zur Aufdeckung von sexuellem Missbrauch von Kindern sowie der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie. Die dort ermittelten Straftaten haben sich nach den großen Enthüllungen von Lügde und nach einer Hausdurchsuchung bei einem 42-jährigen Bergisch Gladbacher 2019 im zurückliegenden Jahr mehr als verdoppelt: von 16 auf 36 aufgedeckten Fällen von sexuellem Missbrauch von Kindern und zwölf auf 21 zur Anzeige gebrachten Fällen der Herstellung und/oder Verbreitung von Kinderpornografischen Fotos und Videos. „Und die Fallzahlen werden 2021 sicher noch weiter zunehmen“, so van Uden.

Offenbar ebenfalls durch die Pandemie bedingt waren laut Kripo-Chef van Uden im zurückliegenden Jahr eine Steigerung von 117,65 Prozent bei Vergehen gegen Kontakt- und Wohnungsbetretungsverbote nach dem Gewaltschutzgesetz. Auch wenn man in Rhein-Berg stets mit sehr niedrigen absolute Fallzahlen zu tun habe, wie Santelmann und van Uden betonten, so hat die Kriminalität insgesamt im kreisinternen Vergleich im Vergleich zum Vorjahr besonders stark in Odenthal zugenommen. Dort stieg die Zahl der Straftaten in Bezug auf die Einwohnerzahl (Kriminalitätshäufigkeitszahl) am deutlichsten: um mehr als 38 Prozent. In Bergisch Gladbach nahm die Kriminalitätshäufigkeit um 13,8 Prozent zu, in Kürten um 16,2 Prozent und in Overath um 6,9 Prozent. Gesunken ist sie neben den Nordrhein-Kommunen Leichlingen und Burscheid allein in Rösrath – dort um 11,5 Prozent (siehe Kasten unten).

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