Kulturstätten dürfen wieder öffnenKaum Theateratmosphäre möglich

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Nur 94 Zuschauerplätze können unter der Einhaltung der Corona-Abstandsregeln im Bergischen Löwen besetzt werden.

Nur 94 Zuschauerplätze können unter der Einhaltung der Corona-Abstandsregeln im Bergischen Löwen besetzt werden.

  • Offiziell dürfen Kulturstätten unter besonderen Bedingungen ihre Tore wieder öffnen.
  • Doch viele Betreiber bleiben vorsichtig - auch in Rhein-Berg.
  • Ein Überblick.

Rhein-Berg – Mit dem Zollstock hat das Team der Theas Theaterschule seinen Bühnenraum in Bergisch Gladbach ausgemessen, um den nötigen Corona-Sicherheitsabstand zwischen den einzelnen Theaterbesuchern einhalten zu können.

Das erschreckende Ergebnis: Nur neun statt der sonst üblichen 80 Plätze könnten so besetzt werden. „Das war ein Schock für mich. Ich hatte zumindest auf 20 Plätze gehofft“, berichtet David Heitmann, Intendant der Theas Theaterschule. „Unter diesen Umständen ist ein Theaterbetrieb für uns nicht vorstellbar, es kommt keine Atmosphäre auf. Wir haben uns dazu entschlossen, vor der Sommerpause nicht mehr zu öffnen“, sagt Heitmann.

Derzeit nur interne Veranstaltungen im Bergischen Löwen

Im Bergischen Löwen sieht es ähnlich aus. Nur jeder vierte der insgesamt 650 Plätze kann pro Reihe genutzt werden, jede zweite Sitzreihe muss zudem komplett frei bleiben. Immerhin 94 Plätze könnten noch genutzt werden. „Mit Veranstaltungen sind wir trotzdem noch vorsichtig, bis Ende Juni ist eh alles abgesagt. Und wir wollen auch erstmal noch abwarten. Die ganzen Hygienemaßnahmen müssen ja auch beachtet werden und es sollen sich keine Schlangen vor der Türe oder im Foyer bilden“, erklärt Birgit Franke, stellvertretende Geschäftsführerin vom Bürgerhaus.

Seit dem 13. März wurden 15 öffentliche Veranstaltungen im Bergischen Löwen abgesagt und auf die nächste Saison verschoben. Derzeit finden nur interne Veranstaltungen statt, wie beispielsweise Vorträge von Firmen. Eine Kooperation mit anderen Kulturvereinen, für die 94 Plätze ausreichend wären, sei zwar denkbar, bisher aber noch nicht angefragt worden und auch hierfür müsse man erst Hygienekonzepte entwickeln, so Franke. Die Corona-Krise sei wirtschaftlich nicht nur für das Bürgerhaus eine schwere Zeit: „Viele Künstler wurden in der Corona-Krise einfach stehengelassen und die Kultur einfach vergessen, so als ob es sie nicht geben würde. Das ist enttäuschend“, meint Franke.

In der Theas Theaterschule hatte das Jahr eigentlich so gut begonnen. Das hauseigene Theaterensemble probte unermüdlich für die Aufführung der Komödie „(Immer) Ärger mit Harry“. Genau eine Woche vor der Premiere kam der Lockdown. „Das hat uns besonders hart betroffen“, berichtet David Heitmann. Seit März steht der Betrieb in der Theaterschule still, sämtliche Kurse mussten abgesagt werden. „Das schlimmste ist eigentlich die Ungewissheit. Keiner weiß, wie lange das noch so weiter geht und wann sich die Situation wieder verbessern wird“, sagt Heitmann. Er hofft, dass der Theaterbetrieb im Herbst, nach der Sommerpause, wieder anlaufen kann. „Bis dahin wird unsere Theatergruppe weiter proben, um das Stück im Kopf zu behalten. Aber einige Szenen müssen wir wohl auch verändern, denn auch die Schauspieler müssen auf der Bühne den Abstand von 1,50 Meter einhalten.“ Verbessere sich die Corona-Lage nicht, werde es ab Herbst auch finanziell für die Gladbacher Theaterschule eng.

Deshalb plant das Team das neue Theaterjahr und hofft auf das Beste. Auch Kurse sollen dann in kleinen Gruppen wieder stattfinden. Das hauseigene junge Theater-Ensemble werde sich an einem Filmprojekt versuchen – als Alternative zur Bühne.

„Kultur darf nicht verschwinden“

Vorsichtig aufgeatmet wurde dagegen beim Kulturverein Schloss Eulenbroich in Rösrath. „Die Corona-Krise hat uns sehr wehgetan. Kultur darf nicht verschwinden“, sagt Ingrid Ittel-Fernau, Vorsitzende des Kulturvereins. Sie ist erleichtert, dass es endlich wieder losgehen kann, wenn auch nur in kleinen Schritten und unter strengen Sicherheitsauflagen. Am 24. Juni ist ein Kölsch-Literatur-Wettbewerb geplant, bei dem die Teilnehmer Lyrik und Prosa vor einer vierköpfigen Jury vortragen werden. „So eine Veranstaltung ist natürlich nur drinnen möglich. Wir haben die Zusage für den Bergischen Saal bekommen und schon alles ausgemessen“, erzählt Ittel-Fernau. 25 Personen passen unter Abstandsregelungen in den Saal. „Es ist wichtig, dass wir endlich wieder Kultur anbieten können. Unser Verein hat immerhin 100 Mitglieder, die die Kultur tragen.“ Herausforderung sei zurzeit jedoch noch die Organisation. Vieles liege in den Händen ehrenamtlicher Helfer und da seien viele seit Corona vorsichtiger.

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Lisa-Ann Borgmann, Schloss-Managerin bei der Schloss Eulenbroich GmbH hofft zudem auf den Schlosshof. „Bei gutem Wetter könnten im Schlosshof Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen stattfinden. Draußen wäre dann auch kein Mundschutz notwendig.“ Geplant ist beispielsweise die Konzertreihe „Saitenklänge“ ab dem 18. Juni. „Natürlich kommt nicht für jeden Künstler ein Konzert unter freiem Himmel in Frage, aber die meisten waren bisher sehr offen dafür und sind einfach froh, dass sie überhaupt wieder auftreten dürfen. Jetzt müssen wir nur noch auf gutes Wetter hoffen“, sagt Borgmann.

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