Nachruf auf Jean BawinPriester und Hirte aus Leidenschaft

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Beim Galaabend der „Fidele Ritter von Sand“ im Februar wurde der Orden „Löstige Jeck“ an Pater Jean Bawin verliehen.

Beim Galaabend der „Fidele Ritter von Sand“ im Februar wurde der Orden „Löstige Jeck“ an Pater Jean Bawin verliehen.

Bergisch Gladbach – „Pater Jean, Pater Jean, ich hör’ immer Pater Jean“, wunderte sich Heiner Koch, der heutige Erzbischof von Berlin, als er vor einigen Jahren – damals noch als Kölner Weihbischof – die Pfarreien in Heidkamp und Herkenrath besuchte. „Mit wem er auch sprach – es gab kaum ein Gemeindemitglied, das sich nicht lobend oder sogar begeistert über Pater Jean äußerte, der die beiden Pfarreien damals für ein paar Monate kommissarisch leitete.“

Selten wohl hat es in der Region einen katholischen Priester gegeben, der so beliebt war wie der aus Belgien stammende Pater Jean Bawin, den im Bergischen viele nur „Pater Jan“ nannten. Mehr als 50 Jahre war er hier als Seelsorger tätig. War. Denn am Dienstag starb der Geistliche im Alter von 83 Jahren.

Eine „beeindruckende Persönlichkeit, die voll Leidenschaft Priester und Hirte war“, erinnert sich Michael Metten. „Er war der gute Hirte, an den man sich wandte in guten wie in schlechten Tagen“ sagt Wolfgang Mennicken, der Pater Jean als Gemeindemitglied in Hebborn gut kannte.

Seit 1978 war Pater Jean als Seelsorger in Bergisch Gladbach, war viele Jahre Pfarrer in der Kirche Heilige Drei Könige im Stadtteil Hebborn gewesen, bevor er 2007 als Subsidiar in den Pfarrverband Lerbach/Strunde wechselte, die später zur heutigen Pfarrei St. Joseph und St. Antonius wurde und von Bärbroich über Herkenrath, Heidkamp, Sand und Herrenstrunden bis nach Odenthal-Eikamp reicht. „Da bin ich als Hilfssheriff im Einsatz und unterstütze meine Kollegen“, sagte er selbst gerne.

1937 im belgischen Lummen geboren, studierte Jean Bawin in Leuven, trat dem Salvatorianerorden bei, wurde 1963 zum Priester geweiht und kam nach einem Pastoraljahr in Paris 1966 als Kaplan nach Solingen.

Obwohl er stets belgischer Staatsbürger geblieben sei, sei er „im Herzen mit dem Rheinland und dem Bergischen Land so sehr verbunden, dass er es als seine Heimat ansieht“, würdigte Rolf Woschei vom Regionalverband Rhein-Berg im Bund Deutscher Karneval noch im Februar dieses Jahres, als der humorvolle Geistliche mit der Ehrung „Löstige Jeck“ ausgezeichnet wurde.

Seelsorge, Tradition , Karneval

Pater Jean liebte Tradition und Karneval. Seit vielen Jahren zelebrierte er die Feldmesse des Hebborner Pfingstlagers, feierte eine Messe in St. Engelbert zum Patrozinium, nahm an Karnevalszügen teil und trat in verschiedenen Rollen gemeinsam mit Dagmar Hußmann, Bärbel Kenfenheuer und Sylvia Schmitz aus dem Pfarrgemeinderat auf lokalen Karnevalssitzungen auf.

Auch solo bewies der Geistliche als Büttenredner „Humor und Herz“. Als „Ritter Pater Jean“ nahm er seit mehr als elf Jahren an allen Veranstaltungen des Carnevals-Comitees „Fidele Ritter von Sand“ teil, hielt Mundartmessen auf „Chinesisch Kölsch“, wie er selbst sagte, und besuchte oft mit den Dreigestirnen der Kreisstadt den Weihbischof. Zusammengefasst traf auf Pater Jean der Wahlspruch von Kardinal Frings zu: Für die Menschen bestellt.

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