Fotograf Cornel Krämer aus OdenthalEin graziles Spiegelbild

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Die beiden jungen Frauen wirken wie aus einem alten Schwarz-Weiß-Film – Fotograf Cornel Krämer mag diese Inszenierung.

Die beiden jungen Frauen wirken wie aus einem alten Schwarz-Weiß-Film – Fotograf Cornel Krämer mag diese Inszenierung.

Odenthal – Die Szene wirkt, als sei sie aus einem Schwarz-Weiß-Film geschnitten. Dabei steht man direkt am Set und sieht alles in Farbe. Zwei Frauen, die sich wie ein Spiegelbild gegenübersitzen, plaudern im prachtvoll eingerichteten Café unter Stuckdecken. Grazil und zugleich elegant, gekleidet im Stil der 20er-Jahre, wirken sie ein wenig der Zeit entrückt.

Cornel Krämer, Fotograf aus Odenthal, der sich diese Szene ausgedacht hat, bewegt sich fast lautlos um die beiden Models herum, Anweisungen braucht er keine zu geben. „Ich möchte, dass die zwei vergessen, dass sie fotografiert werden. Es soll so aussehen, als seien die Bilder fast zufällig entstanden“, erklärt er sein Konzept für das Foto-Shooting im Stil von Peter Lindbergh.

Lindbergh zählt zu den bekanntesten Fotografen der Neuzeit. Er war es, der das legendäre Bild mit den Supermodels der 90er-Jahre machte. Er arbeitete für das Modemagazin Vogue. Im vergangenen Sommer stellte er einen Teil seiner Werke in München aus. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien vermitteln dem Betrachter oft das Gefühl, zufällig Zeuge einer realen Szene geworden zu sein. Dass man ein höchst aufwendig konstruiertes Meisterwerk betrachtet, vergisst man.

„Eigentlich ist Helmut Newton eines meiner großen Vorbilder, aber vor einem halben Jahr habe ich eine Dokumentation über Lindbergh gesehen. Dabei fiel mir auf, dass ich viele Dinge so mache, wie er sie sieht“, erklärt Krämer. Er kaufte sich ein Buch über den bekannten Modefotografen und muss schmunzeln, wenn er an die Motive darin denkt. „Eigentlich seltsam, dass Lindbergh von so vielen Modelabels gebucht wird. Man erinnert sich doch meistens an die Gesichter der Models, die Kleidung wird zur Nebensache“, findet der 63-Jährige.

Verblüffende Ähnlichkeit

Genau das machte Lindbergh weltweit bekannt, er war der erste, der den Fokus auf die Persönlichkeit des Models legte. Lindbergh zeigt ausdrucksstarke Charaktere. Seine Inspiration holt er sich aus Filmen der 20er- bis 50er-Jahre. Auch bei Krämers Shooting im Café Wild in Wermelskirchen steht die Persönlichkeit der beiden Modelle im Mittelpunkt.

Die Kleidung spielt von Beginn an eine Nebenrolle, sie stammt aus den privaten Kleiderschränken der beiden Frauen. Bei Carolin, die unter dem Künstlernamen Ravienne Art bekannt ist, und Anna Stepanovich ist es eher die verblüffende Ähnlichkeit der beiden Frauen, die Krämer inspiriert hat.

Wie sich die beiden am Caféhaustisch gegenübersitzen, könnte auch ein Spiegel in der Mitte stehen, sie wirken wie Zwillinge. „Meine eigene Schwester sieht mir nicht so ähnlich“, sagt Carolin zu ihrem jüngeren Spiegelbild. „Ignoriert mich“, fordert Cornel Krämer die jungen Frauen auf. „Das tun wir doch schon“, sagt Carolin prompt. Die Stimmung am Set ist locker, man kennt und vertraut sich. Während Studentin Anna erst achtmal vor der Kamera des Odenthalers gestanden hat, ist Carolin nicht nur als Model erfahrener.

Rund 30 Projekte hat sie schon mit Krämer gemacht, darunter die Reihe „Musica sul Viaggio“, bei der sie mit einem weißen Cello an immer neuen, ungewöhnlichen Orten zu sehen ist. Das letzte Foto entstand in diesem Sommer in Domburg an der Nordsee. „Ich saß mit dem Cello in den Wellen, die an den Strand schlugen, das war ganz schön kalt“, erzählt Carolin. Das Foto, das entstand, rechtfertigt jedoch den Aufwand. Es zeigt eine Szenerie, die ihre Spannung aus der makellosen Schönheit des Models und dem rauen Wetter bezieht. Ob die Bilder aus dem Café Wild auch einmal in einem Kalender veröffentlicht werden, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall wird es noch ein Shooting mit den Wolfshunden von Elke Stein aus Schmeisig geben. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, diese zotteligen, aber eleganten Hunde zusammen mit Carolin und Anna auf einer alten Burg oder einem ähnlich pittoresken Ort zu fotografieren“, entwirft Krämer ein Szenario. Dafür sucht der Fotograf derzeit noch den geeigneten Schauplatz.

www.cornels-photography.de

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