KJG feiert 50-JährigesMehr als einmal in Konfrontation mit Bischofskonferenz

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Festakt mit Abstand: Aktive und Ehemalige des katholischen Jugendverbands KJG feierten das 50-Jährige in Altenberg.

Festakt mit Abstand: Aktive und Ehemalige des katholischen Jugendverbands KJG feierten das 50-Jährige in Altenberg.

Odenthal – Sie haben einen „Wirbelsturm im Kirchenturm“ entfacht und sind mehr als einmal auf Konfrontationskurs mit der Bischofskonferenz gegangen: Die Mitglieder der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) im Erzbistum Köln, die am Wochenende das 50-jährige Bestehen des Verbandes in Haus Altenberg feierten, verstehen sich als Stachel im Fleisch der Amtskirche.

Sichtbares Zeichen: der „Seelenbohrer“, das Logo, das der damals 19 Jahre alte Pfarrjugendleiter Alfred Klever aus Bensberg 1968 in einem Siebdruck-Workshop in Altenberg gefertigt hat. Als einer der größten demokratischen Kinder- und Jugendverbände in der Katholischen Kirche erreiche die KJG im Diözesanverband Köln rund 8500 Mitglieder, erklärte Diözesanleiterin Lena Bloemacher.

Kindermitbestimmung gehöre ebenso zu den Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Sexualmoral, Ökologie sowie die Gestaltung einer „offenen, modernen, bunten und lebendigen Kirche“.

Kritische Liedtexte

„Bei uns entscheidet die Demokratie, nicht der Papst“, informierte denn auch ein Banner am Eingang – und: „Eine Weltkirche braucht Weltoffenheit“. Wie mühsam die Anfänge waren und welche Themen aktuell anstehen, darüber informierte eine Ausstellung, für die Material aus den Archiven zusammengetragen wurde, wie KJG-Sprecherin Katrin Maiwald sagte.

Dazu gehörte auch das verbotene „Rote Buch“, das für die Bischöfe zum roten Tuch wurde. Wegen allzu kritischer Liedtexte, in denen unter anderem das Fremdgehen eines Geistlichen beschrieben wurde, durfte 1982 das „Song-Buch Nr. 2“ nicht erscheinen. Auch für gleichgeschlechtliche Liebe war die Zeit noch nicht reif. Jeder solle lieben, wen er lieben wolle, auch der Hirte das Lamm, heißt es in einer Textzeile, durch die sich die jungen Leute gar dem Vorwurf der Sodomie ausgesetzt sahen, wie Bildungsreferent Christoph Sonntag erläuterte.

Nicht nur schwere Themen

Die genehmigte Version erhielt später als stillen Protest einen braunen Umschlag. Man habe Themen aufgegriffen, die in der Kirche unterdrückt wurden, erinnerte sich Hajo Heidemann, geistlicher Leiter in der Diözesanleitung der KJG von 1976 bis 1983, an Themen wie Macht, Priester, Rolle der Frau und Sexualität. Er kritisierte, dass die Kirche immer noch eine Realität definiere, die es gar nicht gebe.

Doch es waren nicht nur schwere Themen, mit denen sich die KJG beschäftigte. 2012 wurde die erste Deutsche Meisterschaft im Gummihuhn-Golf ausgerichtet, und zuweilen hatten die Hühnerfreunde gar intergalaktischen Spaß, wenn sie Darth Dotter analog zum Krieg der Sterne in den „Chicken Wars“ ziehen ließen.

KJG-Diözesanleiterin Lena Bloemacher mit dem umstrittenen Song-Buch Nr. 2, das 1982 zunächst nicht erscheinen durfte.

KJG-Diözesanleiterin Lena Bloemacher mit dem umstrittenen Song-Buch Nr. 2, das 1982 zunächst nicht erscheinen durfte.

Auch der Einblick in die Akte „Höherer Unsinn“ ließ erkennen, dass die einst als „unreife Jugendliche“ Gescholtenen vielfach mit Spaß, Hintersinn und Fantasie bei der Sache waren.

Der ausgestellte Dachziegel war indes kein Überbleibsel der Tatsache, dass „Der Geist weht wo er will“, sondern ein Souvenir aus der Umbauphase der Jugendbildungsstätte. Zu Altenberg habe man eben eine besondere Verbindung, betonte Lena Bloemacher.

Eine Fotoausstellung erinnert beim 50. Geburtstag der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in Haus Altenberg an deren Geschichte.

Eine Fotoausstellung erinnert beim 50. Geburtstag der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in Haus Altenberg an deren Geschichte.

Dass sie bei der KJG viel fürs Leben gelernt haben, unterstrichen die ehemaligen Diözesanleiterinnen Barbara Berger-Hermanns und Margit Hähner. Vor Publikum zu sprechen beispielsweise, Teamgeist oder den Umgang mit Autoritäten. Das Wissen, dass auch die Bischöfe nur mit Wasser kochen, habe ihr später auch die Kommunikation mit den Professoren an der Uni erleichtert, sagte Hähner.

Für einige (wie Djamila Peters und Thomas Ehses) endete die Arbeit in der KJG sogar vor dem Traualtar, und einen Zivi führte ein Notfall zum Ja-Wort, nachdem sich eine Teilnehmerin beim Wett-Möhrenreiben an der Hand verletzt und er sie ins Krankenhaus begleitet hatte.

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Auch die Eltern von Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp haben sich durch die Jugendarbeit kennengelernt. Die KJG sei „ein wachsamer Verband, der merkt, wo der Schuh drückt“ und dessen Akteure seit 50 Jahren „Krieger der Gerechtigkeit“, würdigte Schwaderlapp.

Neben anerkennenden Worten gab es zum Jubiläum auch Erzählcafés, eine Messfeier mit Dominik Schultheis im Dom, ein Quiz sowie als Kontrastprogramm zum lautstarken gesellschaftlichen Engagement eine „Silent Party“ mit Kopfhörern und Tanzmusik.

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