Messe im Altenberger DomBischof Steinhäuser will auch den Unbequemen zuhören

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Bischof Steinhäuser hält seine erste Messe als Vertreter Woelkis.

Odenthal – Zu einem Plädoyer für den konstruktiven Umgang mit der „Unbequemen und Störern in der Kirche“ geriert die Predigt von Weihbischof Rolf Steinhäuser. Er sprach im Eröffnungsgottesdienst zur Weltsynode 2021 – 2023 im Erzbistum Köln. Zahlreiche Gläubige waren in den Altenberger Dom gekommen, um sich bei Steinhäusers erstem Termin als Vertreter von Rainer Maria Kardinal Woelki ein Bild des neuen Bistumsleiters zu machen. Steinhäuser ging auf die Gründe ein, die den Papst bewogen haben, die Synode zur Überraschung vieler einzuberufen. „Wir wollen noch stärker vor Ort sein und mit den Menschen, den Gemeinden, Gruppen und Verbänden sprechen. Der gemeinsame Weg beginnt beim Zuhören.“ Der Papst selbst habe als Losung ausgeben: „Freiheit, Wahrheit und Liebe miteinander verbinden. Mit Mut und Freimut sprechen.“ Das Zuhören koste Zeit und bedeute auch manche Zumutung, so Steinhäuser. „Aber wir müssen endlich damit anfangen. Ich zum Beispiel jetzt.“

Dann wurden Texte verlesen, in denen Menschen zu Wort kamen, die von der aktuellen Kirche sehr enttäuscht sind oder die Institution bereits verlassen haben. Der Missbrauch kam ebenso zur Sprache wie der Umgang der Kirche mit Homosexualität und Geschiedenen. Eindrucksvoll schildert eine 71-jährige Frau, dass die Kirche keinen Platz habe für ihr vermeintliches Scheitern, weil sie sich von ihrem gewalttätigen Mann hatte scheiden lassen. Und keinen Platz für ihr neues Glück in einer zweiten Ehe.

Teilhabe ermöglichen, Gemeinschaft vertiefen

In seiner Predigt ging Steinhäuser ein auf die Bibelgeschichte, in der Jesus einen Blinden heilt und ihn damit wieder zu einem Teil der Gemeinschaft macht, nachdem er vorher ausgestoßen war. „Die Synodale Kirche, so der Papst, hat Platz für jemanden wie den blinden Bettler. Aber auch Platz für die Zöllner, den Jesus-Verleugner Petrus und ja wohl auch für einen Judas.“ In der Synodalen Kirche gehe es in erster Linie nicht um eine neue Form der Machtverteilung, sagte der Apostolische Administrator, wie der Woelki-Vertreter offiziell heißt. „Wie gestaltet man heute auf verschiedenen Ebenen jenes gemeinsame Gehen, das der Kirche erlaubt, die Frohe Botschaft zu verkünden?“, sei die zentrale Frage der Weltsynode. „Wir müssen Teilhabe ermöglichen, Gemeinschaft vertiefen und uns offen zeigen für die dunkle Welt da draußen“, sagte Steinhäuser. Dieser Weg könne nur gemeinsam erfolgreich beschritten werden. Aber mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen: „Zum wie und wie konkret muss heute Abend fast alles offen bleiben.“

Bei den Gläubigen stieß der Oberhirte auf Abruf auf wohlwollende Skepsis. Auch bei Waltraud Müller aus Bergisch Gladbach: „Die Predigt war gut. Warten wir jetzt mal ab. Ich glaube nicht, dass sich unter Steinhäuser was ändert. Er war ja auch Teil des Systems von Kardinal Woelki. Und der ist in ein paar Monaten ja wieder da.“ Konrad Joesten aus Köln warnt davor, dass die Weltsynode könne missbraucht werden könnte: „Die Synode darf keinesfalls den Synodalen Weg ersetzen, auf den wir uns in Deutschland gemacht haben. Der pastorale Zukunftsweg im Erzbistum ist ja im Moment schon versperrt.“ Für Steinhäuser ist die Warnung nicht gerechtfertigt. „Die Weltsynode und der Synodale Weg berühren sich inhaltlich. Sie sind aber keinesfalls dasselbe.“ Beides laufe parallel.

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