Alternative BestattungsformenPläne für Waldfriedhof wecken in Overath Stirnrunzeln

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Äußerlich fast nicht von einem gewöhnlichen Waldgebiet zu unterscheiden, stellt sich auf diesem Bild der Begräbniswald an der Reuterstraße in Bergisch Gladbach dar. Allerdings weisen Schilder auf die auf Friedhöfen üblichen Vorschriften hin.

Äußerlich fast nicht von einem gewöhnlichen Waldgebiet zu unterscheiden, stellt sich auf diesem Bild der Begräbniswald an der Reuterstraße in Bergisch Gladbach dar. Allerdings weisen Schilder auf die auf Friedhöfen üblichen Vorschriften hin.

Overath – Die Stadt Overath will unterhalb des Friedhofs Rappenhohn einen Begräbniswald anlegen, um damit dem Wunsch zahlreicher Bürger nach alternativen Bestattungsformen entsprechen zu können. In der Nachbarschaft sorgt das Vorhaben allerdings teilweise für Stirnrunzeln. „Soll wirklich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem dicht besiedelten Wohngebiet mit vielen Kinder ein Waldfriedhof eingerichtet werden?“, fragt Anliegerin Eva Hast. Der Wald werde „intensiv für Spaziergänge auf dieser Aggerseite mit und ohne Kinder und Hund oder als abenteuerliche Spielfläche für Kinder aus der Nachbarschaft“ genutzt. Die Bewohner der näheren Umgebung seien „mittlerweile nachhaltig beunruhigt“.

Die Overather Stadtverwaltung sieht das allerdings ganz anders. Mitte Mai 2018 hatte der auch für die Friedhöfe zuständige Amtsleiter Markus Funke dem Bauausschuss in einer sehr umfassenden Präsentation Alternativen zu den bislang in Overath praktizierten traditionellen Bestattungsformen vorgestellt. Funke stieß im Ausschuss auf viel Sympathie und bekam den Auftrag, seine Ideen zu einer Beschlussvorlage weiterzuentwickeln (wir berichteten). Von 15 Ausschussmitgliedern gaben in der Sitzung 13 grünes Licht für den Plan, das Thema „Baumbestattung“ weiter zu verfolgen, zwei enthielten sich, Gegenstimmen gab es nicht.

Mahnung zur Rücksichtnahme

In einem Antwortschreiben an Eva Hast hat ein Mitarbeiter Funkes darauf hingewiesen, dass die von der Stadt vorgesehene Waldfläche schon „langjährig“ im Eigentum der Stadt Overath stehe. Wörtlich schreibt der Mitarbeiter laut dem von der Familie Hast vorgelegten Schreiben weiter: „Sie befindet sich unweit des Friedhofes Rappenhohn und bietet sich daher für die Anlegung eines Begräbniswaldes an. Der Zugang soll über den Friedhof Rappenhohn erfolgen.“

Bestattung im Wald

Beim Bestattungswald handelt es sich um eine alternative Bestattung. „Die Asche der Verstorbenen wird mitten in der Natur in einer biologische abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Das Konzept ist unabhängig von Konfessionen und frei von sozialen Zwängen. Die Grabpflege in einem Friedwald übernimmt die Natur“, so der Overather Amtsleiter Markus Funke.

Viele Menschen suchen sich schon zu Lebzeiten als Vorsorge ihren Bestattungsplatz aus. Denkbar sind laut Funke Einzel- und Partnerbäume, aber auch Familien- und Freundschaftsbäume für bis zu zehn Personen.

In dicht besiedelten Gebieten kann es allerdings zu Konflikten zwischen Friedhofsbesuchern und Erholungssuchenden beziehungsweise Hundebesitzern kommen. Das musste 2016 auch die Stadt Bergisch Gladbach feststellen, nachdem sie ihren Begräbniswald erweitert hatte, ohne ihn einzuzäunen. (sb)

Im Bauausschuss sei das Vorhaben mehrfach vorgestellt und die „Einrichtung eines Begräbniswaldes im Bereich Kirchberg bereits einstimmig beschlossen“ worden. Dabei versichert der Mitarbeiter: „Hinsichtlich der Flächennutzung wird sich für die Öffentlichkeit nichts ändern. Der Wald bleibt Wald!“

Alle Interessen berücksichtigen

Gemäß Landesforstgesetz bestehe weiterhin freies Betretungsrecht, heißt es in dem Schreiben weiter. Der Waldsaum zur Straße hin bleibe geschlossen, so dass „sowohl die Interessen der Anlieger als auch die der Nutzer / Trauernden gewahrt“ blieben. Zunächst werde nur ein Teil der Waldfläche als Begräbniswald genutzt werden und für die Kinder werde ausreichend Spielfläche verbleiben.

Der Mitarbeiter: „Mit ein wenig Rücksichtnahme aller Beteiligten wird die Nutzung des Begräbniswaldes kaum wahrzunehmen sein.“ Er freue sich, wenn er zum Thema Begräbniswald „ein wenig Verständnis und eine positive Grundeinstellung im Sinne des Wunsches nach alternativen Bestattungsformen anregen konnte“.

Die Suche nach neuen Bestattungsformen im Overather Stadtgebiet hat für die Stadt auch wirtschaftliche Gründe: Laut Amtsleiter Funke werden immer mehr Overather Bürger außerhalb der Stadtgrenzen bestattet. In mehreren Nachbarkommunen von Overath gibt es bereits Bestattungswälder. Auch für Overath-Steinenbrück plant die Stadt ein neues Wald-Angebot.

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