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Ausgerechnet zum JubiläumSozialprojekt „Fundus“ in Overath endet nach 20 Jahren

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Ende einer Ära: Am 1. April beginnt bei Fundus in Overath der Möbel-Ausverkauf. Der Mietvertrag läuft Ende Juni aus.

Ende einer Ära: Am 1. April beginnt bei Fundus in Overath der Möbel-Ausverkauf. Der Mietvertrag läuft Ende Juni aus.

Overath – 20 Jahre nach seiner Gründung steht das Overather Sozialprojekt „Fundus“ unmittelbar vor dem Aus. Bei „Fundus – Menschen, Möbel und mehr“ sollten seit 1999 junge Menschen angeleitet werden, den Weg in die Berufswelt der Erwachsenen zu finden. Vielen anderen Overathern ist das Sozialprojekt in der Weberstraße durch seinen Gebrauchtmöbelverkauf ein Begriff.

Nur noch bis Ende März

Nur noch bis Ende dieses Monats holen Fundus-Helfer gut erhaltene Möbel ab, sagte gestern George Koldewey, Sprecher des Vorstands der Caritas Rhein-Berg und damit Vertreter eines der drei Projektpartner, im Gespräch mit dieser Redaktion. Am 1. April beginnt der Ausverkauf und zum 30. Juni wird Fundus „in seiner jetzigen Form eingestellt“. Etwas Neues soll zwar folgen, aber was das sein wird, das ist noch unklar.

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Fragt man den Caritas-Chef nach den Gründen dafür, dass ein Projekt, das seit seinem Start am 1. April 1999 immer wieder als Vorzeigeprojekt einer Zusammenarbeit verschiedener Institutionen – aktuell von Caritas, Stadt und Jobcenter – gepriesen worden ist, so hört man ein Lob für das Team und für die Arbeit, aber auch ein „Aber“: „Der Teilnehmerkreis, ursprünglich junge Menschen, die den Übergang von der Schule zum Beruf ohne fremde Hilfe nicht schaffen, konnte nicht in ausreichender Form angesprochen werden. Somit hat sich der Teilnehmerkreis hinsichtlich des Qualifizierungsbedarfes zunehmend verändert.“ Auch sei en Aufarbeitung und Wiederverkauf gebrauchter Möbel stark rückläufig.

Bedarf ist gegeben

Immer schlechter sei die Zielgruppe von Fundus, junge Menschen unter 25 Jahren, denen der rechte Weg gewiesen werden müsse, erreicht worden, so Koldewey weiter. Dabei sei der Bedarf durchaus da, in der von der Einwohnerzahl etwa gleich großen Overather Nachbarstadt Rösrath etwa liege er bei 140 Personen. Mit handwerklichen Angeboten seien viele junge Leute aber nicht mehr zu locken, manche träumten von „Influencer“-Karrieren. Hinsichtlich der Beurteilung des Fundus-Projektes müsse man sich daher „auch einmal ehrlich machen“.

2018 habe es daher Gespräche der Caritas mit der Stadt und dem Jobcenter gegeben, an deren Ende die Erkenntnis gestanden habe, dass es „so nicht weitergehen“ könne. Die Initiative sei vom Caritas-Vorstand ausgegangen. Der Mietvertrag sei zum 30. Juni gekündigt worden. Der Stadtrat wurde vergangene Woche durch Jugendamtsleiter Herbert Rijntjes über das Ende des Möbelverkaufs informiert.

Fundus-Highlights

Die Gründung von Fundus vereinbarten Stadt und Caritas im Februar 1999, das Jobcenter gab es in dieser Vor-Hartz-Zeit noch nicht. Immer mal wieder war Fundus gefährdet; namhafte Politiker wie Rainer Deppe oder Wolfgang Mosbach legten sich ins Zeug, ebenso der Comedian Ingo Appelt. Gastronom Kai Engelke erwirtschaftete 2004 mit einem „Spendenfrühschoppen“ 2050 Euro Erlös für Fundus. (sb)

Koldewey bezweifelte, dass es gelingen werde, nahtlos ein „passgenaueres“ Nachfolgeprojekt an das Ende von Fundus anzuschließen. Die drei Kooperationspartner hätten Ideen, wie die gewünschte Klientel anzusprechen sei, beispielsweise durch ein Café. Sie müssten sich aber noch abstimmen und eine geeignete Liegenschaft in Overath finden. Ein neues Möbelprojekt werde es nicht werden.

Zudem prüfe der Caritasverband derzeit eine „weitere Zusammenlegung von regionalen Angeboten in Overath, um an einer zentralen Stelle für die Menschen vor Ort da zu sein“. Hinsichtlich der Weiterbeschäftigung der für Fundus hauptamtlich tätigen Mitarbeiter macht sich der Chef keine Sorgen: „Wir sind ein großer Verband mit rund 500 Mitarbeitern.“

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