Lokales Ökostrom-ProjektOverath gründet Energie-Genossenschaft

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Overath_Ökostrom

Die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach der neuen Kita (Foto vom Richtfest)  wird das erste Projekt der neuen Genossenschaft. 

  • Ein Papier des Stadtrates zum Klimaschutz wurde einstimmig verabschiedet
  • Die Overather Bürger werden an der Genossenschaft beteiligt
  • Der Kindergarten in Marialinden wird künftig mit Ökostrom betrieben

Overath – Geht doch: Nur drei Monate nach der ersten Beratung über den Antrag der CDU, in Overath eine Energie-Genossenschaft zu gründen, hat der Stadtrat das lokale Ökostrom-Projekt ohne Gegenstimmen auf den Weg gebracht. Als erste Anlage soll eine Fotovoltaik-Anlage auf dem im Bau befindlichen neuen Kindergarten in der Franziskanerstraße in Marialinden an die Genossenschaft übergehen. Die Organisation der Genossenschaft erfolgt über die der Stadt gehörende Stadtwerke Energie GmbH.

Grüne Stromerzeugung vor Ort einstimmig befürwortet

Dass der Weg, künftig lokal grünen Strom zu erzeugen und damit auch noch eine Rendite zu erwirtschaften, ein guter Weg ist in einer Zeit, in der der Klimawandel und seine Folgen immer sichtbarer werden, war im Stadtrat völlig unstrittig. Unterschiedliche Akzente gab es lediglich bei der Frage, ob man als Organisationsform das Genossenschaftsmodell wählen sollte oder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Stadtrat verabschiedete einstimmig Papier zum Klimaschutz

Der Overather Stadtrat hat einstimmig den in der jüngsten Umweltausschuss-Sitzung gemeinsam ausgearbeiteten Antrag zum Klimaschutz (wir berichteten) verabschiedet.

Das Papier spricht zwar nicht vom „Klimanotstand“, bezieht aber in insgesamt zehn Punkten Position zum Klimawandel und verpflichtet die Stadt, die Belange des Klimaschutzes künftig in gleichem Maße zu beachten wie die des Umwelt- und Naturschutzes, der sozialen Sicherung der Bürger sowie des Funktionierens des Wirtschaftsstandortes Overath.

An einem regelmäßig tagenden Runden Tisch Klimaschutz sollen unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft konkrete Maßnahmen erarbeitet und dem Rat vorgeschlagen werden. 

Die Stadtverwaltung listete das Für und Wider beider Möglichkeiten auf. Danach ist die GbR womöglich wirtschaftlich effizienter, die Genossenschaft aber demokratischer: Jedes Mitglied hat genau eine Stimme, Einzelinteressen können nicht dominieren. Danach plädierten CDU, SPD, FDP für das Genossenschaftsmodell, während die Grünen sich für eine GbR aussprachen, um auf diese Weise der Stadt größeren Einfluss zu verschaffen – schwierige Erfahrungen mit der Overather Wohnungsbau-Genossenschaft ließen grüßen.

Overather können sich an Genossenschaft beteiligen

Da die vor 40 Jahren aus der Anti-Atomkraft-Bewegung entstandene Öko-Partei aber nicht gegen ihr ureigenes Projekt, den „grünen“ Strom, stimmen wollte, enthielt sie sich, und so wurde der Beschlussvorschlag der Verwaltung auf der Grundlage des von CDU-Fraktionschef Oliver Hahn und Werteunions-Aktivist Alexander Willms eingereichten CDU-Antrages ohne Gegenstimmen angenommen.

Nach dem Vorschlag der Verwaltung könnten sich die Overather Einwohner an der Genossenschaft mit Tausenderbeträgen von eintausend bis fünftausend Euro beteiligen. Die Genossenschaft soll Dachflächen vorrangig öffentlicher, aber auch privater Gebäude mieten. Das Investitionsvolumen für die Fotovoltaik-Anlagen wird aus Einlagen der Gesellschafter finanziert, Fremdkapital wird nicht eingesetzt.

Car-Sharing-Projekt mit Naturstrom

Für das Dach des neuen Kindergartens von Marialinden schlägt die Stadt eine Anlage vor, die Strom produziert und den Kindergarten versorgt. „Überschussstrom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Eine Anzeigetafel im Eingangsbereich könnte den Kindern des Kindergartens veranschaulichen, wie viel Strom jeweils aktuell produziert wird“, heißt es in der Vorlage von Bürgermeister Jörg Weigt (SPD). Darüber hinaus schlägt er vor, eine E-Ladesäule direkt neben dem Kindergarten mit Strom aus der Anlage zu speisen und so das Car-Sharing-Projekt in Marialinden mit Naturstrom zu versorgen.

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