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Rhein-BergHeimatministerin Scharrenbach besucht Familien nach der Flut

Lesezeit 4 Minuten
Ministerin Ina Scharrenbach zu Gast bei Familie Klein in Rösrath – als Geschenk hat sie einen Adventskranz mitgebracht.

Ministerin Ina Scharrenbach zu Gast bei Familie Klein in Rösrath – als Geschenk hat sie einen Adventskranz mitgebracht.

Rösrath/Overath – Es gibt diese Momente, da will man nicht in seiner eigenen Haut stecken. So einen hat Familie Klein aus Hoffnungsthal erlebt. Und zwar in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli, als das komplette Erdgeschoss ihres Hauses geflutet wurde.

Um sich ein Bild der aktuellen Lage nach dem verheerenden Hochwasser im Sommer machen zu können, besuchte am Samstag Bau- und Heimatministerin Ina Scharrenbach den Ort und stattete unter anderem den Kleins einen Besuch ab. Zuvor war Scharrenbach in Overath gewesen und hatte sich dort informiert, zunächst ebenfalls bei einer betroffenen Familie.

Schneller Zugang zu Hilfe dank Stadt

Anschließend ging es zur Firma Lindenberg Anlagen GmbH, wo Geschäftsführer Thorsten Simonsen die Gruppe begrüßte, zu der neben Ministerin Scharrenbach, Bürgermeister Christoph Nicodemus und dem Beigeordneten Bernd Sassenhof auch die stellvertretende Bürgermeisterin Christiane Schloten und der Landtagsabgeordnete Rainer Deppe gehörten.

Allein bei der Firma Lindenberg Anlagen hat das Hochwasser Schäden in Millionenhöhe verursacht. Herr Simonsen schilderte, dass durch die Vermittlung der Stadt schneller Zugang zu Hilfsangeboten gelungen sei. Sowohl über die IHK Köln als auch durch die Angebote der NRW-Bank sei es gelungen, wichtige Unterstützung zu erhalten. Mittlerweile konnte der Betrieb des Anlagenbauers wieder vollständig anlaufen. Jedoch sind viele Lösungen noch provisorisch und die abschließende Schadensbeseitigung wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen.

Scharrenbach bei Freiwilliger Feuerwehr Overath

Abschließend schaute die Ministerin beim Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) der Freiwilligen Feuerwehr Overath vorbei, auch da ging es natürlich um die Hochwasserfolgen. Das erst im Frühjahr 2020 in Betrieb genommene FTZ muss im Erdgeschoss vollständig saniert und die technischen Anlagen müssen erneuert werden. Der Betrieb des Zentrums wird derzeit provisorisch fortgesetzt. Für die Wartung von Atemschutzgeräten wird die Stadt Overath von der Feuerwehr in Rösrath wesentlich unterstützt. So kann die Einsatzfähigkeit aufrechterhalten werden.

Ina Scharrenbach bedankte sich bei Stadtbrandmeister Heiko Schmitt sowie seinen Stellvertretern Timo Schmitt und Willi Schmitz für die geleistete Arbeit. Im abschließenden Gespräch war der Schutz vor den Folgen von Starkregenereignissen zentraler Inhalt.

Rösrather Familie will zu Weihnachten wieder nach Hause

Hierbei müsse es gelingen, das war auch die Meinung der Ministerin, mit einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen die Abflussmengen der Gewässer zu steuern. Durch Retentionsräume, Rückhaltung und Versickerung auf den Grundstücken und mit Regulierung der Abflussmengen. Rechtliche und organisatorische Möglichkeiten sollen zeitnah geschaffen werden.

Bei Familie Klein in Rösrath konnte die Ministerin feststellen, dass es wie auf einer recht normalen und fast fertigen Baustelle aussah. Julia und Dennis Klein und ihre Söhne Liam (6) und Henry (3) wollen bis Weihnachten wieder zuhause sein. Aktuell leben die Kleins in Herkenrath in einer Zweizimmer-Ferienwohnung.

Plötzlich ein Schwimmbad im Erdgeschoss

An den denkwürdigen Tag der Flut erinnern sich alle vier ganz genau. Große Pfützen hatten sich vorm Haus und in den Gärten der Nachbarn angestaut und als die Kinder im Bett waren, liefen die Eltern zur nahe gelegenen Sülz. Die war randvoll, lief aber nicht über und die Pfützen gingen zurück. „Glück gehabt“, war der erste Gedanke, erinnert sich Julia Klein. Das Wasser kam hauptsächlich von den gegenüberliegenden Hängen, mehr und mehr, denn der Regen stoppte nicht.

Einige Nachbarn waren zu diesem Zeitpunkt schon am Ausräumen und Abpumpen der Keller. Das junge Ehepaar packte mit an, fühlte sich selbst noch sicher. Lediglich ein paar Sachen räumten sie in den ersten Stock ihres eigenen Hauses – und dann kam schon das Wasser durch die Garage. Die Kleins versuchten, mit Sandsäcken die Tür abzusperren, doch immer mehr kam nach. Als die Kinder morgens wach wurden, fanden sie ein Schwimmbad vor, das Wasser im Erdgeschoss etwas über Kniehöhe.

Ärger mit Versicherung und Soforthilfen

Den größten Schockmoment erlebte Julia Klein dann, als sie Henry zum Kindergarten bringen wollte, denn er wäre fast in einen offenen Gully gefallen, den man nicht sehen konnte, und ertrunken.

Für Dennis und Julia Klein begann, nachdem das Wasser durch die Tür abgelaufen war, das Schippen. „Da standen Schaulustige mit Bier an der Absperrung und haben dumme Kommentare von sich gegeben“, berichtet der Familienvater.

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Für die nächsten Tage hieß es Ärmel hochkrempeln und Hoffnung hegen. Die einfachsten Dinge, wie Strom oder eine Dusche, waren nicht mehr vorhanden. Die Möbel quollen auf, es stank nach Schimmel und dann die Hiobsbotschaft: Der Boden muss raus. Hinzu kam Ärger mit Versicherungen und große Probleme, an Soforthilfen zu kommen. Alles habe man selbst langwierig organisieren müssen. „Wir hoffen, dass die Stadt etwas ändert im Hinblick auf Sicherheitsmaßnahmen. Es prägt einen fürs Leben“, so die Kleins.

Auch Ministerin Scharrenbach ist der Ansicht, es müsse künftig für solche Situationen besser geplant werden, beispielsweise werden mehr Pumpen und eine bessere Organisation gebraucht. „Wer noch nicht wusste, was er an Feuerwehr, Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern hat, weiß das spätestens seit Sommer“, so die Ministerin. Für sie ging es nach dem Besuch bei Familie Klein weiter durch Hoffnungsthal, um andere Örtlichkeiten zu begutachten, die die Flut in Mitleidenschaft gezogen hat.

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