Respektlose Jugendliche oder Polizeigewalt?Coronakontrolle in Leichlingen artet aus

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Auf diesem Platz ist es am Donnerstag zu Streit gekommen.

Leichlingen – Jugendliche Provokateure, die keinen Respekt mehr vor der Polizei haben? Oder ein Fall von Polizeigewalt? Über einen Vorfall an Christi Himmelfahrt gehen die Meinungen auseinander. Von einem „übertrieben brutalen Vorgehen“ der Polizei sprechen Anne und Lutz Torbohm, von „herabwürdigendem Verhalten“, von einem jungen Mann, der von einem Polizisten geschlagen worden sein soll, wie sie behaupten.

Die Polizei hingegen spricht von provokantem Verhalten, davon, dass ein Jugendlicher einen Basketball in Richtung des Gesichtes eines Polizisten hob, der Beamte soll daraufhin bei seiner Abwehr leicht am Unterarm verletzt worden sei. Was war passiert? Am Feiertag wollte eine Polizeistreife auf dem Spielplatz am Weißdornweg eine Gruppe Jugendlicher kontrollieren. Grüppchenbildung, kein Mund-Nase-Schutz. Die Polizei schreibt, dass drei Personen direkt geflüchtet seien, die restlichen vier hätten einfach weiter Basketball gespielt – trotz mehrfacher Aufforderung, das zu unterlassen. Zwei 19-Jährige aus Leichlingen sollen laut Polizei heimlich die polizeilichen Maßnahmen „unter Gelächter“ gefilmt haben. Sie seien aufgefordert worden, ihre Mobiltelefone auszuhändigen, damit diese als Beweismittel sichergestellt werden können.

Massiver Widerstand laut Polizei

Dann soll die Sache mit dem Basketball passiert sein, schildert die Polizei. Der 18-Jährige mit dem Basketball soll daraufhin „zu Boden gebracht“ worden sein. Hierbei sei „ein Gerangel“ entstanden, so die Polizei in ihrer Mitteilung, bei dem sich der Mann losriss und „seine Arme gegen den Beamten erhob“. Da er sich weiter „massiv“ gewehrt haben soll, sei er gefesselt worden. „Während dieser Fixierung kamen seine Freunde hinzu, brüllten lautstark und ergriffen eine Polizistin an den Unterarmen. Ein Angriff auf den am Boden knieenden Polizisten konnte nur durch ein Zurückdrängen unterbunden werden“, so schreiben es die Beamten.

Anne und Lutz Torbohm sind die Eltern eines der 19-Jährigen, sie selber waren nicht vor Ort und schildern aus Sicht ihres Sohnes. Sie haben einen Beschwerdebrief an NRW-Innenminister Herbert Reul adressiert, der ebenfalls in Leichlingen wohnt, und ihm in den Briefkasten geworfen. Reul habe am Montag angerufen und sich nach dem Fall erkundigt, sagt Lutz Torbohm.

Die Torbohms sehen es so, dass nach „der angeblichen Tätlichkeit mit einem »Basketball«“ der 18-Jährige von einem Beamten „durch einen Faustschlag ins Gesicht niedergestreckt“ worden sei. „Der Beamte hatte sich vor dieser Tat seine Handschuhe angezogen und handelte anschließend bewusst in einer vorsätzlichen Art und Weise, die erschreckend und abstoßend ist. Die geschlagene Person wurde von dem Beamten, nachdem sie durch den Schlag das Gleichgewicht verloren hatte und gefallen war, auf den Boden gedrückt, mit Gewalt des Knies ruhiggestellt und in Handschellen gelegt“, geben sie die Schilderung ihres Sohnes weiter.

Die Männer überlegten nun, eine Dienstaufsichtsbeschwerde einzulegen, erzählt Lutz Torbohm. Sein Sohn wolle sich jetzt anwaltlich beraten lassen. Sein Handy wurde konfisziert, auf ihn könnte eine Anzeige wegen Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes zukommen. Anzeige wegen Verstoßes gegen die Coronaschutzverordnung dürfte es bei ihm nicht geben, sein Sohn sei vollständig geimpft, so Torbohm. Auf die Bekannten des 19-Jährigen kommen laut Polizei zusätzlich Strafanzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung sowie Körperverletzung zu.

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