GroßbaustelleRösrather stöhnen über langwieriges Nadelöhr am Bahnhof

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Von Rösrath in Richtung Hoffnungsthal kann der Verkehr fließen. Doch die Rückfahrt erfordert einen langen Umweg.

Von Rösrath in Richtung Hoffnungsthal kann der Verkehr fließen. Doch die Rückfahrt erfordert einen langen Umweg.

Rösrath – Aufreger Nummer eins in Rösrath ist zurzeit die einseitige Straßensperrung in der Hauptstraße. Durch die zentrale Lage, zwischen der Einmündung Gerottener Weg und dem Bahnhof Rösrath, ist fast jeder betroffen. Mehr oder weniger.

Das neue Nadelöhr schneidet seit dem 25. Juni benachbarte Teile der Stadt voneinander ab, erfordert kilometerlange Umwege.

Von Rösrath in Richtung Hoffnungsthal läuft der Autoverkehr an der Engstelle weiter, doch der Rückweg ist versperrt. Eine Umleitung führt über Sommerberg, Bensberger Straße und Gerottener Weg – diese Strecke ist nun stark vom Verkehr belastet. Spürbar sind die Auswirkungen auch direkt am Bahnhof Rösrath, der sonst tagsüber voll ausgelastete Parkplatz zeigt Lücken: Rund 30 Stellplätze sind frei. Dafür ist der erst provisorisch hergerichtete Pendler-Parkplatz am Bahnhof Stümpen stärker belegt, offenbar weichen einige Bahn-Pendler dorthin aus.

Die Folgen spürt auch Hauser Rafik, der das Café Babylon samt Kiosk im Bahnhof Rösrath betreibt. Seit der Straßensperrung hat er morgens viel weniger Kunden. „Da ist tote Hose hier“, stellt er fest. Nicht nur Pendler, die im Pkw zum Bahnhof kommen, bleiben weg – auch Bus-Fahrgäste, die in die Regionalbahn umsteigen, kommen seltener zum Kiosk: Weil die Bushaltestelle in Richtung Königsforst an die Bensberger Straße verlegt ist, müssen die Umsteigenden viel weiter laufen und haben weniger Zeit für einen Abstecher.

Deutlich ruhiger ist es auch in den Supermärkten am Bahnhof. „Es ist nicht einfach“, sagt André Pickert, Inhaber im Edeka-Markt. Der prozentuale Umsatzrückgang sei nur zu schätzen. „Er wird sich im zweistelligen Bereich bewegen. Das wird uns schon in die Verlustzone bringen.“ Für Schadenersatzansprüche gegenüber dem Verursacher der Straßensperrung sieht er aber „keine guten Chancen“.

Wohngebiet rund um Gerottener Weg abgeschnitten

Mit der vom Landesbetrieb Straßenbau gefundenen Regelung soll der Verkehr möglichst gut fließen. Daher ist das Linksabbiegen vom Gerottener Weg in die Hauptstraße nun untersagt: Die Linksabbieger könnten sich bei Gegenverkehr aus Richtung Rösrath stauen und den Verkehr in Richtung Sülztalplatz aufhalten. Doch die Vorschrift schneidet das Wohngebiet rund um den Gerottener Weg von den nahen Supermärkten am Bahnhof ab.

Die Serie

An vielen Stellen wird gebuddelt,gebaut und saniert. Umleitungen und Sperrungen verändern den Alltag von Anwohnern und Verkehrsteilnehmern teils über Monate und Jahre. In dieser Serie zeigen wir, wie die Menschen in Rhein-Berg mit ihren Baustellen leben. (ksta)

Auch ein Zebrastreifen an der Einmündung der Bensberger Straße in den Gerottener Weg ist aufgehoben, um den Verkehr rasch fließen zu lassen. Dabei befindet sich genau dort die verlegte Bushaltestelle. Die Folge: mehr Fußgänger, weniger Sicherheit. Genauso problematisch ist, dass die Fußgängerampel an der Hauptstraße, vor der Stadtbücherei, aufgehoben ist. Kunden auf dem Supermarkt-Parkplatz am Bahnhof zeigen sich dennoch gelassen. Martina Küpper-Ochel aus Forsbach musste einmal vor der Baustelle umkehren. „Aber jetzt weiß ich, in welche Richtung ich fahren muss“, erklärt sie. Klaus Lieth aus Forsbach, der bei Lidl und Edeka einkauft, sagt kurz und knapp: „Es ist halt so.“

Für andere sind die neuerdings nötigen Umwege mit Kosten verbunden: Taxifahrer Andreas Schmidt berichtet von einer alten Dame, die er regelmäßig nach einem Arztbesuch vom Bahnhof nach Gerotten fährt – bisher kostete die Strecke 5,50 Euro, durch den nun erforderlichen Umweg sind es neuerdings 12,50 Euro. „Das ist doch nicht normal“, schimpft er. Über den Bauherrn, dessen Projekt die Straßensperrung verursacht hat, sagt er: „Wenn ich baue, kann ich doch nicht ganz Rösrath lahmlegen.“ Er findet, die Stadt habe das Bauvorhaben nicht genug kontrolliert.

Auf der Umleitungsstrecke wird die stärkere Belastung sehr deutlich. Am Sommerberg ist das bisher in einigen Abschnitten gestattete Parken nun untersagt, beim Besuch des Redaktionsteams halten sich alle Autofahrer daran. Die Stadt hat durch Kontrollen für Ordnung gesorgt. Trotzdem kommt es im Berufsverkehr zu langen Autoschlangen. Noch länger ist der Stau auf der Bensberger Straße, wenn die Bahnschranke Gerottener Weg die Durchfahrt blockiert. Wenn 16 Autos auf die Weiterfahrt nach links in die Ortsmitte Rösrath warten, kommen auch die folgenden Autos, die rechts abbiegen wollen, nicht mehr durch.

Warum hier gebaut wird

Warum gebaut wird: Ein privater Wohnhaus-Bau an dem Hang, der zwischen der Hauptstraße und Schloss Eulenbroich liegt, gefährdet die Sicherheit der Straße. Laut Landesbetrieb Straßenbau (Straßen NRW) wurde die Baugrube „nicht ausreichend gesichert“. Fahrbahn und Gehweg drohten abzusacken. Zur Sicherheit sind nun der Gehweg und eine Spur der Fahrbahn gesperrt. Sobald der Hang gesichert ist, will Straßen NRW die Straße sanieren.

Was gebaut wird: Zu sanieren ist zumindest die Fahrbahnoberfläche. Je nach Umfang der Schäden, die ein Gutachter prüfen muss, ist auch der Untergrund zu erneuern.

Wie lange gebaut wird: Um den Hang zu stützen, soll das Wohnhaus möglichst schnell hochgezogen werden. Danach kann die Sanierung der Straße beginnen. Ist auch der Untergrund zu sanieren, wird das Vorhaben langwieriger. Mit einer Sperrung der Straße ist bis Ende 2018 zu rechnen. Doch diese Prognose ist unsicher.

Was die Baustelle kostet: Die Verkehrssicherung auf der Hauptstraße hat laut Straßen NRW bisher 20 000 Euro gekostet. Aber die Kosten steigen weiter, da täglich Kontroll- und Wartungsfahrten stattfinden. Wie hoch die Kosten inklusive der Straßensanierung am Ende werden, ist demnach schwer abzuschätzen. (tr)

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