Künstler-AtelierRösrath will Haus von Bauermeister für Regionale vorschlagen

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Klangperformance beim Offenen Atelier, zu dem Mary Bauermeister jeden ersten Sonntag eingeladen hat.

Klangperformance beim Offenen Atelier, zu dem Mary Bauermeister jeden ersten Sonntag eingeladen hat.

Rösrath – Über die Erhaltung des Atelier- und Wohnhauses von Künstlerin Mary Bauermeister in Forsbach denkt der Kulturausschuss-Vorsitzende Marc Schönberger (CDU) nach. Er will die Möglichkeit ausloten, es als Ort der Kultur im Rahmen der Regionale 2025 fördern zu lassen. Für Bauermeister waren Haus und Garten in Forsbach über Jahrzehnte das Zentrum ihres Schaffens. Derzeit hat sich die Ehrenbürgerin allerdings aus den öffentlichen Aktivitäten in Rösrath zurückgezogen; seit mehreren Monaten schon finden die legendären sonntäglichen Kunstmatineen nicht mehr statt. Das Tor zum Gartengelände ist mit einer Kette verschlossen. Am Zaun hängt ein Zettel: „Wegen Renovierung von Haus Hof Garten Mensch keine öffentlichen Sonntage mehr. Herzlich Mary Bauermeister“.

Das veranlasst Schönberger zu der Frage, was mit dem Atelierhaus geschehen solle, in dem sich auch das umfangreiche Archiv befindet, das 2013 von Studenten des Zadik (Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels) unter Leitung von Professor Günter Herzog aufgearbeitet und in das digitale Archiv des Zadik integriert worden ist. „Vor allem Arbeiten aus den frühen Jahren sind sehr umfangreich vorhanden“, sagt Herzog. „Ich hoffe sehr, dass das alles vor Ort bleibt.“

Ideen scheiterten an der Finanzierung

Immer wieder hat es Überlegungen gegeben, das stark renovierungsbedürftige Haus mit seinem riesigen Grundstück an der Hedwigshöhe zum Museum oder kulturellen Jugendzentrum umzuwidmen. Auch Mary Bauermeister hat sich dies jahrelang gewünscht. Doch stets scheiterten die Ideen am Geld. Auch der Landschaftsverband Rheinland, als Förderer regionalen Kulturguts ein prädestinierter Partner, winkte ab. Das Engagement richte sich stattdessen auf ein konkurrierendes Projekt, das Jüdische Museum in Köln als Kernstück der historischen Mitte, hieß es seinerzeit als Begründung. Beides könne der Kommunalverband nicht finanzieren. Daran hat sich nichts geändert. Pressesprecherin Birgit Ströter: „Derzeit liegt kein Antrag vor, das Thema Bauermeister-Haus wieder aufzugreifen.“

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Der Verein „Kunst, Therapie und Geomantie“, den Bauermeister 2013 als Stiftung in Rösrath ins Leben gerufen hat, sieht sich ebenfalls außerstande, selbst die Kosten aufzubringen. Es geht ja nicht nur um die kostspielige Renovierung der Immobilie, sondern auch um die Folgekosten eines wie immer gearteten Betriebs. Professor Bernd Hallier, der als Sprecher des Vereins fungiert, regt an: „Die Kunstwerke könnte man über einen Freundeskreis sichern, aber Haus und Garten zu erhalten, wird wohl kaum finanzierbar sein, es sei denn, eine Firma nutzt das Anwesen für selektive Events.“ Der Geist der 83-jährigen Künstlerin manifestiere sich auch in Haus und Garten, aber wenn der Erhalt der Immobilie nicht gesichert werden könne, müsse man über andere Aktivitäten nachdenken.

Simon Stockhausen ist deutlich reservierter

Mary Bauermeister selbst hat in der Vergangenheit mehrfach signalisiert, dass sie sich eine künftige Übernahme durch einen öffentlichen Träger vorstellen kann.

Ihre Interessen und die der Familie sowie das Kunstgeschäft vertritt seit 2017 Bauermeisters Sohn, der Musiker Simon Stockhausen. Doch dieser steht den Ambitionen der Öffentlichkeit deutlich reservierter gegenüber. Er wisse nichts vom Vorstoß der Politik und stellt auf Anfrage klar: „Das Atelierhaus wird kein öffentlicher Ort sein – so lange meine Mutter noch lebt, auf jeden Fall nicht.“ Das Atelierhaus in Forsbach werde bewohnt. „Ich arbeite dort gemeinsam mit meiner Mutter am Kunstgeschäft, es gibt also derzeit nichts zu retten“, sagt der 51-Jährige. „Wenn meine Mutter einmal nicht mehr ist, werden wir Geschwister das Haus erhalten und mit der Kunst und dem Archiv arbeiten.“

Mit einem „Aufruf zum Brainstorming“ zu Haus und Garten spricht Schönberger nun die Kulturpolitiker in Rösrath und andere Interessierte an. „Ich möchte das Thema wachhalten“, erklärt er. „Mary Bauermeister ist nun mal eine international renommierte Künstlerin.“ Ohne dass dies von dem Kulturpolitiker ausdrücklich angesprochen worden ist, steht für die Stadt Rösrath auch zur Debatte, eine künstlerisch einflussreiche Bürgerin zu würdigen und deren Renommee für die Stadt zu nutzen. Ein öffentlicher Ort der Kunst in Forsbach, der Bauermeisters Schaffen erschließt, könnte kunstinteressierte Besucher von nah und fern anziehen.

Bernd Hallier möchte sich an dem Dialog beteiligen. „Mary hat sich eben bei mir gemeldet; wir wollen uns Ende der Woche zusammensetzen“, signalisierte er am Wochenende. Im Kulturausschuss, wo Schönberger seine Überlegungen bereits vorgetragen hat, fand seine Einladung zum „Brainstorming“ ebenfalls ein positives Echo. Waltraud Koch, die im Kulturverein Schloss Eulenbroich die Ausstellungsarbeit betreut, nannte es „eine Notwendigkeit“, eine Künstlerin wie Bauermeister „in Ehren“ zu halten.

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