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Lkw verlor SalzsäureUntere Wasserbehörde Rhein-Berg zieht erleichtert Bilanz

Lesezeit 6 Minuten
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Das Fahrzeug rechts war beim Abpumpen durch das Gemisch beschädigt worden. Die Einsatzkräfte pumpten das Gemisch daraufhin in das hinzugerufene Fahrzeug links.

Rösrath – Ein Teil des Erdreichs neben der Zufahrt zur Raststätte Königsforst-West wird ausgebaggert und entsorgt werden müssen. Der Grund: Von dem mit einem aggressiven Salzsäure-Gemisch beladene Tanklastzug, der vergangenen Donnerstagabend auf der Zufahrt zur Raststätte Leck geschlagen war, ist eine geringe Menge der Ladung ins angrenzende Erdreich geflossen. Der Landesbetrieb Straßen NRW entsorge das dortige Erdreich jedoch bereits zu einer Sonderentsorgungsfirma, hieß es am Dienstag.

Bei der Unteren Wasserbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises zog man zu diesem Zeitpunkt erleichtert Bilanz. „Aus Umweltsicht ist die ganze Sache glücklicherweise noch sehr glimpflich abgelaufen“, sagt Kreissprecherin Hannah Weisgerber auf Nachfrage. Das liege auch daran, weil der Lkw-Fahrer schnell gehandelt und die Feuerwehr verständigt habe und diese mit den getroffenen Sicherheitsmaßnahmen eine Ausbreitung des auslaufenden Salzsäuregemischs verhindert habe. Nur eine sehr verdünnte Menge des Salzsäuregemischs sei mit Wasser in ein Rückhaltebecken gelangt, so Weisgerber. „Aber das ist so verdünnt, dass es so gut wie keine Belastung für die Umwelt gibt.“ Auch das halte die Untere Wasserbehörde allerdings auch weiterhin im Blick.

Rhein-Berg-Polizei wartet noch immer auf Akten

Bei der Kreispolizei Rhein-Berg, die wie berichtet am Montag die Ermittlungen in dem potenziellen Umweltdelikt auf dem Gelände der Raststätte Königsforst-West übernommen hat, warteten die Ermittler am Dienstag unterdessen nach eigenen Angaben immer noch auf die Akten von den Kölner Kollegen, die den Fall zunächst aus den Reihen der beim Polizeipräsidium Köln angesiedelten Autobahnpolizei aufgenommen hatten.

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„Wenn wir die Akten haben, werden wir gegebenenfalls auch Genaueres zum Stand der Ermittlungen sagen können“, so Polizeisprecherin Sonja Höller am Dienstag auf Nachfrage.

Noch viele Fragen zu Salzsäure-Vorfall offen

Noch immer ist einiges unklar: Warum ist ein Tanklastzug mit derartig gefährliche Ladung von Spanien quer durch Europa gefahren, bevor es auf der Raststätte Königsforst-West an der A3 zum fatalen, offenbar von der aggressiven Ladung verursachten Riss im Tank kam? Warum ist er an seinem ersten Ziel in Hamburg, wo die Ladung offenbar in ein Entsorgungsunternehmen gebracht werden sollte, abgewiesen worden? Warum fuhr er danach Richtung Süddeutschland? Warum ist das Leck erst nach Tausenden Kilometern aufgetreten und hat sich dann innerhalb kürzester Zeit rapide vergrößert?

Die Ermittler der Polizei haben noch einige offene Fragen rund um die Leckage im mit offenbar verunreinigter Salzsäure beladenen Tanklatzug zu klären, für dessen Bergung Ende vergangener Woche die A3 bei Rösrath mehr als 24 Stunden lang gesperrt werden musste.

Rheinisch-bergische Kreispolizei übernimmt Ermittlungen

Am Montag hat die rheinisch-bergische Kreispolizei hat die Ermittlungen zur Leckage übernommen. Während die dem Polizeipräsidium Köln zugeordnete Autobahnpolizei den Fall zunächst aufgenommen und erste Ermittlungen unter anderem zur Herkunft der Ladung aufgenommen hatte, fällt das potenzielle Umweltdelikt nun in die Zuständigkeit der rheinisch-bergischen Kreispolizei, weil diese – wie sonst auch häufig bei Einbrüchen in Lkw – zwar nicht für die Bundesautobahn, wohl aber für das daneben liegende Raststättengelände zuordnungsbehördlich verantwortlich ist.

„Die Akten sind auf dem Weg, aber noch nicht hier eingetroffen“, sagte Rhein-Bergs Polizeisprecherin Sonja Höller am Montagnachmittag auf Nachfrage. Insofern könne sie zum aktuellen Stand der Ermittlungen noch nichts sagen, so Höller.

Havarierter Tanklastzug wurde von Polizei beschlagnahmt und sichergestellt

Der havarierte spanische Tanklastzug ist nach der Reinigung von einem Spezialabschleppunternehmen auf ein Sicherstellungsgelände nach Köln-Ossendorf gebracht worden.  Ob das Fahrzeug zur Untersuchung noch einmal an einen anderen Ort gebracht werden wird, war am Montag noch offen.

Auch die genaue Zusammensetzung des geladenen Salzsäuregemischs ist nach Informationen der Redaktion noch unklar. Wie berichtet war der ausgelaufene Stoff deutlich aggressiver gewesen als es von der laut Ladepapieren und Ladekennzeichnung angegebenen 30-prozentigen Salzsäure zu erwarten gewesen wäre. Die Ermittlungen dauern laut Polizei noch an.

Feuerwehrmann wurde bei dem Einsatz durch Salzsäuregemisch verletzt

Trotz größter Vorsicht, Sicherungsmaßnahmen, Spezialanzügen und weiträumiger Absperrung ist ein Feuerwehrmann aus Köln beim Einsatz rund um das Umpumpen eines leckgeschlagenen, offenbar mit verunreinigter Salzsäure beladenen Tanklastzugs verletzt worden. Das bestätigte Kölns Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet am Wochenende nach Abschluss des Einsatzes auf der A3-Raststätte Königsforst-West bei Rösrath.

Am Donnerstagabend hatte der spanische Fahrer des Tanklastzug das Leck entdeckt und die Feuerwehr alarmiert, die zu einem Großeinsatz ausrückte. Nach ersten Einschätzungen der Feuerwehr war ein Gemisch aus Salzsäure und Hypochlorit aus dem Tanklastzug ausgetreten.

Feuerwehrmann konnte Krankenhaus nach Behandlung wieder verlassen

„Der Kamerad hatte kurz Hautkontakt mit kontaminiertem Material und ist ins Krankenhaus gebracht worden, das er aber nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte,“ so Laschet. Bis in den Freitagabend hatten sich das Umpumpen der 24 Tonnen, offenbar verunreinigter Salzsäure aus dem spanischen Tanklastzug in ein anderes Spezialfahrzeug hingezogen.

Gegen 22 Uhr war am Freitagabend zunächst die A3 in Richtung Köln wieder für den Verkehr freigegeben worden, die Fahrstreifen in Richtung Frankfurt gab die Polizei am Samstagmorgen gegen 4.25 Uhr wieder frei. Gegen 4 Uhr hatte auch die Feuerwehr die Einsatzstelle laut Feuerwehrsprecher Laschet an die Polizei übergeben.

Auch Rösrather Feuerwehr war rund um die Raststätte Königsforst im Einsatz

Auch Rösraths Feuerwehr hatte am Freitagabend aufgeatmet, wie Rösraths Feuerwehrsprecher Björn Roth bekannte. Die Sperrung der A3 war im Laufe des Freitags auf den Autobahnabschnitt zwischen Heumarer Dreieck und der Anschlussstelle Lohmar-Nord ausgedehnt worden. Ortskundige Autofahrer wurden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Empfohlene Umleitung: Vom Heumarer Dreieck über die A 59 bis Dreieck Sankt Augustin-West und dann über die A 560 bis Kreuz Bonn-Siegburg.

Die Raststätte war am Freitag noch weitläufig abgesperrt. „Wir haben da noch einiges aufzuräumen und abzutransportieren“, sagte der Sprecher der Kölner Feuerwehr am Freitagabend. Auch müsse die Schlauchleitung, die quer über die gesperrte A3 verlegt sei, noch zurückgebaut werden.

Probleme beim Abpumpen des Salzsäuregemischs

Das Abpumpen des Gefahrguts war am Freitag problematisch verlaufen. Man sei anfangs davon ausgegangen, dass der Lkw mit 30-prozentiger Salzsäure beladen gewesen sei, erklärte Christian Miller, Leiter der Kölner Feuerwehr, am Freitagvormittag. „Wir gehen derzeit davon aus, dass es sich um eine Mischung aus Salzsäure und Hypochlorid handelt“, sagte Miller.  Diese Mischung ist so aggressiv, dass das Tankfahrzeug der Feuerwehr ebenfalls havarierte und stärkere Spezialfahrzeuge angefordert wurden.

In Rösrath hatten sich Mitglieder der Feuerwehr in den Wachen versammelt, um bei einem Notfall schnell mit Blaulicht ausrücken zu können. Zusätzlich zu den Einsatzkräften an der Raststätte war im Rösrather Stadtgebiet die Luftmessung des Rheinisch-Bergischen Kreises mit drei Fahrzeugen im Einsatz. Sie nehmen laufend Messungen vor, es wurde jedoch keine bedrohliche Konzentration in der Luft festgestellt.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass eine weitreichende Ausbreitung des Stoffes nicht gegeben ist“, so Christian Miller.

Warnmeldung wegen Geruchsbelästigung: „Keine akute Gesundheitsgefahr“

Gegen 6.30 Uhr löste die Feuer- und Rettungsleitstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises per Warn-App eine Meldung aus, dass es im Raum Rösrath zu einer Geruchbelästigung aufgrund des havarierten Gefahrgut-Lkw auf der A3 komme. Es bestehe aber „keine akute Gesundheitsgefahr“, so die Warnmeldung.

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Am frühen Morgen wurde die gesamte Ladung des havarierten Lastzugs in ein Tankfahrzeug eines chemischen Unternehmens umgepumpt, so ein Feuerwehrsprecher am Morgen. Dies nehme allerdings mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich kalkuliert da das Tankfahrzeug im Pendelverkehr immer wieder zur Entsorgung fahren müsse, weil nicht die komplette Ladung des havarierten Lastzugs auf einmal umgepumpt werden könne.

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