Rösraths AltbürgermeisterDieter Happ ist an Heiligabend gestorben

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Dieter Happ

Dieter Happ ist an Heiligabend im Krankenhaus gestorben.

Rösrath – Dieter Happ ist tot. Rösraths Altbürgermeister starb an Heiligabend nachmittags in einem Krankenhaus in Bergisch Gladbach, er wurde 78 Jahre alt. Die Nachricht machte am Abend in den sozialen Netzwerken die Runde. Bestürzt und aufgewühlt reagierten viele Rösrather.

„Du warst immer der erste Kümmerer in deiner Stadt“, sagte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach dem Sozialdemokraten Happ, als dieser 2008 aus dem Bürgermeisteramt schied. Das war auch Happs eigener Anspruch, er wollte bürgernah und überparteilich sein. Legendär ist die Veröffentlichung seiner Handynummer in der Tageszeitung – er wollte jederzeit und für jeden ansprechbar sein. „Für mich steht nicht Parteipolitik im Vordergrund, sondern die Menschen“, erklärte er in einem Interview mit dieser Zeitung. Zu diesem Amtsverständnis passte auch der Einsatz für die Bürgerstiftung Rösrath, die Happ als sein „liebstes Kind“ verstand. Fast ein Jahr lang warb er für die Gründung und gewann Stifter, ehe das Projekt starten konnte.

„Wir hatten nichts“

Dieter Happ kam 1940 in einfachen Verhältnissen zur Welt und wuchs am Sonnenweg in Forsbach auf. „Wir hatten nichts, wie die meisten Leute damals“, erinnerte er sich in einem Interview an seine Kindheit. Nach der Volksschule absolvierte er eine Buchbinder-Lehre in Köln-Mülheim, danach begann seine langjährige Tätigkeit im Lübbe-Verlag in Bergisch Gladbach. Er stieg auf zum Abteilungsleiter und Versandleiter. Als Betriebsratsvorsitzender blieb er stets loyal zu Verleger Gustav Lübbe.

Mit 15 Jahren begann er im MGV Concordia Forsbach zu singen, ein Mitsänger war Kassierer im SPD-Ortsverein. „Der hat zu mir gesagt: Dieter, du bist Arbeitnehmer, du musst in die Gewerkschaft und in die SPD eintreten“, erzählte Happ später. Er beherzigte den Rat. Durch sein Engagement in Vereinen und Auftritte als Krätzchensänger im Rheinisch-Bergischen Kreis wurde der junge Happ bekannt und beliebt, 1969 war er Prinz Karneval für die Dörper Einigkeit. So lag es nahe, dass die SPD ihn 1975 bat, für den Rat zu kandidieren: In Forsbach-Nord wurde er direkt gewählt.

Happ als Versöhner

1989 bis 1999 war er ehrenamtlicher Bürgermeister, in dieser Zeit hatte Rot-Grün eine knappe Mehrheit im Rat, sie stellte die Weichen für das Gewerbegebiet Scharrenbroich und das Wohngebiet Pannhof. Dem Versöhner Happ lag die polarisierte Situation in der Kommunalpolitik nicht so sehr. 1999 verlor Rot-Grün die Mehrheit im Rat, doch bei der Wahl des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters führte Happ einen persönlichen Wahlkampf und setzte sich in der Stichwahl mit knapper Mehrheit durch. Er suchte die Verständigung mit der nun tonangebenden CDU im Rat, zum Verdruss der SPD.

In der Folge stellte ihn die SPD bei der Kommunalwahl 2004 nicht mehr als Kandidat auf, er ging als Unabhängiger ins Rennen und triumphierte bei der Stichwahl mit 77,1 Prozent der Stimmen. „Das war die Anerkennung meines bisherigen Wirkens“, sagte Happ später. Dass ein SPD-Schiedsgericht den von der Rösrather SPD angestrebten Parteiausschuss Happs ablehnte, war für den wiedergewählten Rathauschef eine Genugtuung. Denn emotional blieb er mit seiner Partei stets verbunden. In den 80er-Jahren hatte er bereits einen heftigen Konflikt mit der Industriegewerkschaft Druck und Papier erlebt, Streitpunkt war der Streik zur Einführung der 35-Stunden-Woche, den Happ als Betriebsratsvorsitzender ablehnte. Am Ende schloss die Gewerkschaft ihn aus.

„Der Himmel ist nun reicher“

Der einstige Streit mit Gewerkschaft und Partei belastete Happ in seinen späten Jahren nicht mehr, durch die Popularität bei den Rösrathern konnte er völlig unabhängig seinen Weg gehen. Nach dem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt blieb er aktiv – für die Bürgerstiftung, als Vorsitzender im Ortskartell Forsbach, Zugleiter des Forsbacher Karnevalszugs, Sitzungspräsident im Karneval und für viele Rösrather, die ihn um Hilfe baten. 2011 wurde er Rösrather Ehrenbürger.

„Dieter Happ ist mir über die Jahrzehnte zum Freund, Berater und Vorbild im Hinblick auf Menschlichkeit geworden“, erklärte Nachfolger Marcus Mombauer nach der Todesnachricht. „Rösrath ist nun ärmer. Der Himmel deutlich reicher.“

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