Sinneswald LeichlingenEine Ausstellung der Freude in schlimmen Zeiten

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Im Angesicht der „Freude“: Sinneswald-Betreiberin Wicze Braun betrachtet eine der Skulpturen der neuen Ausstellung.

Leichlingen – Es ist ja nicht so, dass das jeweilige Thema der bisherigen Jahresausstellungen im Sinneswald einmal nicht passend gewesen wäre. Es fing immer den Zeitgeist ein. Aber anno 2022 muss man festhalten: Das aktuelle Thema „Freude“ ist dann vielleicht doch so passend wie keines zuvor. Weil es in einer Zeit gewählt wurde, in der den Menschen die Welt völlig irre und endgültig aus den Fugen geraten vorkommt mit diesem Leben im dauerhaften Pandemiezustand und mit einem Krieg unmittelbar vor der europäischen Haustüre.

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Auch Engel stehen symbolisch für Freude.

Freude wird benötigt

Freude kann jeder Mensch derzeit sehr, sehr gut benötigen. Und es ist einmal mehr erstaunlich, erbaulich und wunderbar, wie sich die an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstler dieser „Freude“ kreativ und in vielen Fällen tiefsinnig und doppeldeutig genähert haben.

Brigitta Buse etwa denkt zum einen an Weihnachtsfreude mit einem Haufen Geschenke, die übereinander gestapelt daliegen. Zum anderen jedoch beschenken sich bei ihr ein jüdischer Vater, eine muslimische Mutter und ein an den christlichen Jesus gemahnendes kleines Kind gegenseitig – es kommt also zum friedlichen, intimen Miteinander der Religionen. Ein Wunschdenken allzu oft. Und doch eines, das Freude verursacht.

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Der „Freudentanz“

Karl-Heinz Richter beschwört mit seiner Skulptur aus einander umschlingenden Menschen den allseits bekannten „Freudentanz“ als Quell der Freude. Ariane Schuster lässt einen Buddha mit anderen Personen jubilieren und schreibt: „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Eine Aufforderung also der Art: Geht raus und gebt Freude weiter. Es ist auch für euch selbst lohnenswert!

Tania Laux-Nienstedt hingegen vergisst nicht, dass Freude oftmals auch nah an der Trauer liegt und ein sehr fragiles Gebilde ist. An ihrer Skulptur – einer Art Baum der Weisheiten – lässt sie diesen Umstand geradezu mahnend vor den Augen der Ausstellungsbesuchenden schwingen und schweben.

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Ein wenig Sonne in mitunter freudlosen Zeiten.

Melancholische Züge

Es sind melancholische Züge, die bei ihr zum Tragen kommen und die unter anderem auch – auf eher sarkastische Weise – an anderer Stelle von einem wie Manfred Boelke aufgegriffen werden: Sein Sarg ist mit einer lächelnden Sonne und einem Regenbogen bemalt und überschrieben mit dem Satz: „Der letzte Versuch, die Freude nicht loszulassen.“

Den Weg hoch zum Steinbruch zieren zahlreiche Bilder lachender Menschen, die von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern gemalt wurden. Wolfgang Stendermann fertigte bunte, drachenartige „Windvögel“, die flattern Freude vermitteln sollen. Im Steinbruch selbst hängt ein überdimensionales, meterhohes und meterbreites Segeltuch, auf das die Mitglieder des Fotokurses der VHS Bergisches Land Bilder drucken ließen, die Freude vermitteln: grinsenden Menschen, herumtollende Tiere, Urlaubsmotive – hier macht nichts schlechte Laune.

Eine Pechvogel-Metamorphose

Und in Susanne Müller-Kömels Plastik wird der Pechvogel märchengleich zur Goldmarie – eine wundervolle Metamorphose der Freude quasi. Die Ausstellung „Freude“ ist ab sofort im Sinneswald (Wietsche 1) zu sehen. Offizieller Eröffnungstag ist der kommende Sonntag, 8. Mai. Um größere Menschengruppen zu vermeiden, findet die entsprechende Eröffnungsfeier nach Aussage der beiden Betreibenden Wicze Braun und Wolfgang Brudes jedoch ohne Publikum statt. Der Sinneswald ist bis in den Herbst täglich geöffnet und der Eintritt kostenlos. www.sinneswald.net

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