So viele Geflüchtete wie nieHilfsbereitschaft in Leichlingen stößt langsam an Grenzen

Lesezeit 3 Minuten
Ukrainer Leichlingen

Andrang vor dem Sozialamt: Aus der Ukraine Geflüchtete in der Warteschlange am Leichlinger Rathaus.

Leichlingen – Die Angriffe Russlands auf die Ukraine hören nicht auf, und mit ihnen schwillt der Andrang der Menschen, die vor den Bomben fliehen, weiter an. Immer mehr Geflüchtete stranden auch in Leichlingen. Aktuell sind schon 234 Personen aus der Ukraine in der Blütenstadt angekommen, vor allem Mütter mit Kindern und andere Frauen.

Die schon vor Kriegsbeginn hier untergebrachten Asylbewerber aus anderen Notstandsgebieten der Welt hinzugerechnet, sind es mittlerweile 418 Menschen, um die sich das Sozialamt kümmern muss. Das ist ein neuer Höchststand der Misere und übersteigt die bisherige maximale Zahl von 302 Zuweisungen im Jahre 2016 längst weit.

Die Quote steigt ständig

Zahlen, die Amtsleiterin Romana Arendes am Dienstagabend  in der Sitzung des Sozialausschusses vorstellte. Und sie werden weiter steigen. Denn gemäß des Königsteiner Schlüssels, nach dem Geflüchtete landesweit verteilt werden, hat die Stadt ihre Aufnahmeverpflichtung aktuell erst zu 92 Prozent erfüllt, sie muss also noch weitere 40 Menschen aufnehmen. Selbst diese Marke wird bald hinfällig sein. Denn die Quote wird laufend neu berechnet – und zwar erhöht.

Von den 234 aus der Ukraine geflüchteten Menschen wohnen 152 bei privaten Gastgebern. Die anderen hat die Stadt in eigenen und elf angemieteten Unterkünften versorgt, die meisten im Smarty-Hotel an der Wupperbrücke (37) und in Haus Bethanien in Weltersbach (33). Arendes und die Ehrenamtskoordinatorin, die ihre Arbeit im Rathaus inzwischen aufgenommen hat, spüren, dass die große Hilfsbereitschaft von Familien nach acht Wochen allmählich an ihre Grenzen stößt. „Stück für Stück“ werde die Neigung, Wohnraum zu teilen, zurückgefahren und wachse der Wunsch nach wieder mehr Privatsphäre.

Umzugswünsche stoßen auf Wohnungsmangel

Das führe dazu, dass die Stadtverwaltung vermehrt bislang privat aufgenommene Personen unterbringen müsse: „Das wird nochmal ein Riesenspagat für die Stadt“, prognostiziert Arendes, weil die städtischen Unterkünfte voll seien und es an geeigneten und bezahlbaren Mietwohnungen fehle. Eine kleine Reserve stellt das noch nicht bezogene Umkleidengebäude im Sportzentrum Balker Aue dar. Danach sind wie berichtet die Belegung der Tennishalle in Bremsen und die Inanspruchnahme von Turnhallen möglich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein anderes Problem: Erst 19 der 234 Ukrainerinnen und Ukrainer sind durch die Ausländerbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreise amtlich registriert. Der Stau bei der Erfassung liege an technischen und personellen Problemen in der Kreisverwaltung, erläuterte Fachbereichsleiter Ingolf Bergerhoff. Zudem bestünden in allen beteiligten Behörden große Rechtsunsicherheiten bei der plötzlichen Bewältigung der Kriegs-Krise. Ab 1. Juni sollen die Schutzsuchenden aus der Ukraine nicht mehr wie Asylbewerber eingestuft werden, sondern werden die Jobcenter für die Finanzierung ihres Lebensunterhalts zuständig. Bergerhoff: „Das wird noch eine ganz enge Kiste, das hinzubekommen“.

Rundschau abonnieren