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SommertourNah am Ball und mit den Füßen im Fluss

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Hindernis in der Dhünn bei Schildgen.

Hindernis in der Dhünn bei Schildgen.

Rhein-Berg – Kinderstimmen sind aus dem Martin-Luther-Haus zu hören, als wir zur Schlussetappe unserer Sommertour aufbrechen. Im großen Saal frühstücken Kinder und Betreuer einer Stadtranderholung aus Köln-Bilderstöckchen. „Für viele ist das die einzige Möglichkeit, überhaupt mal rauszukommen“, sagt Leiter Gerhard Müller, der sich freut, dass die Evangelische Gemeinde Altenberg das Projekt mit ihren Räumlichkeiten unterstützt. Einfach nur „magisch“ findet der Sozialpädagoge die Natur im Dhünntal. Und die Kinder freuen sich ungemein auf das Abenteuer. Schließlich ist der Stadtteil Bilderstöckchen vorwiegend geprägt durch Hochhausschluchten.

„In der Dhünn gibt es zudem viele seichte Stellen, wo die Kinder wunderbar spielen können“, sagt Müller., der es nur schade gut, dass es hier keinen Bauernhof gibt. Doch da irrt der gute Mann. (siehe Bauernhof Menrath.).

Während sich die Stadtranderholungsgruppe zum nächsten Abenteuertag im Dhünntal aufmacht, schätzt es Pfarrsekretärin Cirsten Arndt, dass sie während der Schulferienzeit auch einmal Arbeiten erledigen kann, zu denen sie in den vergangenen Wochen nicht gekommen ist. Draußen vor der Tür fährt Lothar Terweg auf dem neu angelegten Dhünnweg vorbei. 43 Jahre lang war er stellvertretender Küchenchef im Altenberger Hof. „Jetzt bin ich stellvertretender Rentner“, sagt er strahlend und tritt wieder in die Pedale. 12 000 bis 14 0000 Kilometer lege er so pro Jahr zurück, sagt der frühere „Zehnkämpfer der Lebensmittelberufe“.

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Auf dem Altenberger Fußballplatz kicken die Teilnehmer eines Sommercamps der Fußballschule Spofa. Betreut werden die 27 Kicker ab sieben Jahren von den Ex-Bundesliga-Profis Thomas Zdebel und Andrzej Rudy, die beide einst unter anderem für den 1. FC Köln die Fußballschuhe schnürten. Rudy trainierte noch vor zwei Jahren die Sportfreunde Siegen, kümmert sich aber jetzt lieber um den Fußballnachwuchs: „Da quatscht dir keiner mehr dazwischen, und die Kinder sind dankbar, dass man das macht.“

Zdebel wohnt heute in Schildgen. Tochter und Sohn spielen in der F-Jugend des SV Altenberg: „Der Platz hier ist sehr schön gelegen, es weht ein angenehmer Wind, besser geht es schon gar nicht mehr.“

In Menrath ist Resi Simons mit Enkelin Sophie auf dem Weg in den Kälberstall. 80 Milchkühe hat der Pachtbetrieb, der zum Besitz von Schloss Strauweiler gehört. Familie Simons bewirtschaftet Weiden und Äcker von Odenthal das Dhünntal hinauf bis zum Schöllerhof. Gerade der Maisanbau ist da nicht ganz leicht. Zu gern mögen die Wildschweine aus den umliegenden Wälder die Kolben. Doch Landwirt Johannes Simons hat Gegenmaßnahmen getroffen und Schutzzäune mit sieben übereinander gespannten Elektrodrähten errichtet.

Die Arbeit auf dem Hof ist hart: Um 5.55 Uhr gehe der Wecker und oft sei erst um 21 Uhr Feierabend, erzählt Resi Simons. Doch sie mögen das Landleben.

An die viel befahrene Landstraße neben dem Hof haben sich die Simons längst gewöhnt: „Es ist auch nicht so schlimm, weil auf der offenen Strecke keiner anfährt oder bremst – die rauschen hier einfach vorbei. Wenn nicht gerade einer einen Unfall baut . . .“

„Dort steigt eh kaum einer ein“

Etwas verlassen sieht die Bushaltestelle des Weilers aus. Die Bank ist von Brennnesseln überwuchert wird.

Laut Fahrplan sollen hier aber noch Busse fahren.

„Dort steigt eh kaum einer ein“, weiß Bürgerbusfahrer Johannes Troche, der im Odenthaler Ortskern gerade Pause macht. In den Schulferien passt der Bürgerbus, der in Odenthal 32 engagierte Fahrer hat, seinen Fahrplan an. „Sonst fahren wir auch Schulkinder“, sagt der Mann am Steuer. Leer ist der Bürgerbus aber auch in den Ferien nicht. Bei fünf Touren hatte Troche am Morgen stolze 27 Fahrgäste.

Während Anne Erlingheuser an der Altenberger-Dom-Straße Büsche in ihrem Vorgarten stutzt, hantieren Wilfried Siefer und Jürgen Lauterwald vor dem Rewe-Markt mit Plakattafeln. Die beiden sind echte „Holzköpfe“, genauer der „Oberholzkopp“ und der Geschäftsführer der IG Holzköpp. Die veranstaltet vom 9. bis 12. August ihre beliebte Rievkooche-Kirmes in Odenthal-Holz, für die auch die Plakate werben sollen.

Kinderstimmen sind am Schulzentrum zu hören. Aber nicht aus den Klassenräumen, sondern von der Dhünn. Darin suchen Jan (8) und Nick (10) mit ihrem Vater Andi Huber und Hündin Mona Abkühlung. Danach wollen sie noch zum Skaten und BMX-Fahren nach Köln. Morgen geht’s zum Angeln an einen Privatteich im Scherfbachtal. Die Ferien sind alles andere als langweilig.

Auf der Suche nach Grauschnepper und Wasseramsel ist Ralph Schöpwinkel mit Fernglas und Kamera. Der Biologe ist freiberuflicher Kartierer und zurzeit mit einem Gutachten im Umfeld der Sportanlage auf der anderen Dhünnseite betraut. Wir folgen dem Fluss weiter nach Osenau. Zwar ist der neue Dhünnweg noch nicht ausgeschildert, große Betonklötze mit Angabe der Entfernung bis zur Mündung lassen uns ihn aber immer wieder finden. Kurz vor dem Ziel in Schildgen schwingt Claus Wagner die Motorsense: Mit ihr will er die Disteln an der Straßenböschung davon abhalten, sich auf den neuen Rollrasen im Garten fortzupflanzen.

Als sich die Dhünn Richtung Leverkusen verabschiedet, heißt es auch für uns Abschied nehmen von der Sommertour. In sieben Tagen haben wir allerdings viele Orte neu entdeckt, an die wir sicher noch einmal zurückkehren werden.

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