Verkehrsnetz im Kreis Rhein-BergWeniger Fahrgäste trotz Millionen-Investitionen

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Auch die Fahrgäste der zwischen dem Gladbacher S-Bahnhof und Refrath verkehrenden innerstädtischen Buslinie 451 ließ der Kreis nach dem Ausbau des Busangebots zählen.

Auch die Fahrgäste der zwischen dem Gladbacher S-Bahnhof und Refrath verkehrenden innerstädtischen Buslinie 451 ließ der Kreis nach dem Ausbau des Busangebots zählen.

  • Im Kreis Rhein-Berg wurde seit 2017 für mehr 1,7 Millionen Euro das Busnetz ausgebaut.
  • Doch das größere Angebot wird nur spärlich angenommen – teilweise sind sogar weniger Fahrgäste in den neuen Bussen.
  • Wie der Kreis das Problem nun lösen und nachjustieren will.

Rhein-Berg – Mit mehr als 1,7 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr hat der Kreis das Busangebot im Kreisgebiet seit Dezember 2017 in zwei Schritten ausgebaut. Während manche Linien, in deren Taktverdichtung und -ausbau besonders viel Geld investiert wurde, wie berichtet satte Zuwächse an Fahrgästen von bis zu 63 Prozent zu verzeichnen haben, lässt die Nachfrage auf manch anderer Linie zu wünschen übrig.

Das geht aus einer Fahrgastzählung hervor, die der Kreis jetzt im Verkehrsausschuss des Kreises vorstellte und die von den Politikern zunächst einmal kommentarlos zur Kenntnis genommen wurde – im Gegensatz zu einem 265-Euro-Ticket-Antrag der SPD, der danach auch im Kreisausschuss abgelehnt wurde.

Im Detail stellte die Kreisverwaltung diesmal die Fahrgastzählungen auf vier innerstädtische der insgesamt 30 ausgebauten Hauptbuslinien im Kreisgebiet vor.

Linie 437: (S-Bahnhof Gladbach – Paffrath, Kombibad) Durch das verbesserte Angebot auf einen durchgängigen 60-Minuten-Takt bis 20 Uhr verdoppelte sich zwar die Nachfrage an Samstagen (durchschnittlich 278 statt zuvor 158 pro Samstag), die Fahrgastzahlen unter der Woche allerdings gingen trotz Taktverdichtung sogar noch zurück (von durchschnittlich 429 auf 404 Fahrgäste pro Betriebstag).

Das Fachamt des Kreises will nun prüfen, ob Fahrgäste vielleicht nun andere attraktiver gewordene innerstädtische Linien nutzen und darauf von der 437 umgestiegen sind.

Linie 439: (S-Bahnhof Gladbach – Margaretenhöhe) Die Linie aus der Stadtmitte hinauf in die Wohnsiedlung auf der Margaretenhöhe verzeichnet zwar laut Fahrgastzählung nun vier Prozent mehr Fahrgäste. Da das Angebot aber auch deutlich ausgeweitet und ein durchgängiger 60-Minuten-Takt von 6 bis 21 Uhr an Werktagen und bis 20 Uhr an Samstagen eingeführt wurde, kann es durchaus sein, dass im einen oder anderen Bus weniger Fahrgäste saßen als vor der Taktverdichtung.

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Interessant: An der Haltestelle Markt, die in Gladbacher Verkehrsplänen schon mal zur Disposition stand, steigen nach dem Busbahnhof die meisten Menschen ein.

Erfreulich gut wird die Linie 439 unterdessen am Abend genutzt, von 18 bis 21 Uhr verdoppelte sich die Zahl der Fahrgäste. Am Samstag verdreifachten sich sogar die Fahrgastzahlen auf 167 Fahrgäste. Laut Kreis ein Beleg dafür, dass es richtig war, das Angebot unter der Woche am Abend um drei Fahrten und am Samstag um sechs Stunden bis 21 Uhr auszuweiten.

Linien 451/452: (S-Bahnhof Gladbach – Refrath) Lediglich leichte Zuwächse von drei bis vier Prozent auf rund 1900 Fahrgäste pro Tag trotz teils erheblicher Taktverdichtung und -verlängerung unter der Woche bis nach Mitternacht verzeichneten die zwischen dem Gladbacher S-Bahnhof und Refrath verkehrenden Linien 451 und 452. Zum Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag soll das Angebot auch an Sonn- und Feiertagen noch ausgebaut werden.

Zum Vergleich: Auf der Linie 434 (Gladbach – Odenthal – Köln) stiegen die Fahrgastzahlen wie im Sommer berichtet um 63 Prozent auf 2100 Fahrgäste pro Werktag.

Auf der Linie 427 (Gladbach – Bechen – Kürten) gab’s ein Plus von 15 Prozent auf 2300 Fahrgäste pro Tag, auf der Linie 426 (Gladbach – Kürten – Wipperfürth) stiegen die Fahrgastzahlen um acht Prozent auf 3000 Fahrgäste pro Verkehrstag.

Weiteres Vorgehen: Der Kreis will sukzessive weitere Linien, deren Angebot ausgeweitet wurden, auf ihre Fahrgastresonanz überprüfen. Auch bereits untersuchte Linien sollen weiter beobachtet werden.

Die Politiker im Kreis-Verkehrsausschuss stimmten diesem Vorgehen einstimmig zu.

Kein 365-Euro-Ticket für den Rheinisch-Bergischen Kreis

Ein 365-Euro-Ticket für das Kreisgebiet oder das Gebiet der Regionale 2025 (Rhein-Berg, Oberberg, bergischer Rhein-Sieg-Kreis) wird es wohl nicht geben. Lediglich die SPD stimmte für das von ihr beantragte Ticket. CDU, Grüne, FDP, Linke und mitterechts lehnten es ab und stimmten stattdessen bei einer Gegenstimme (Linke) für eine von CDU und Grünen eingebrachte Resolution an den Bund zum grundsätzlichen Ausbau des ÖPNV und SPNV.

Nach Ansicht von Gerhard Zorn (SPD) hätten sich beide Anträge nicht widersprochen. Der SPD-Fraktionschef hatte vor allem damit für den SPD-Antrag geworben, dass man nicht nur ein attraktives ÖPNV-Angebot brauche, wie es in Rhein-Berg jüngst nochmals ausgebaut worden sei, sondern auch bezahlbare Tickets.

CDU und Grüne lehnten den SPD-Vorstoß im Verkehrs- und im Kreisausschuss unter anderem deshalb ab, weil das Gebiet, für das das 365-Euro-Ticket gelten würde zu klein sei („Insellösung“) und im Ticket vor allem Fahrten von und nach Köln nicht enthalten seien. Solch ein Ticket müsse „mindestens das VRS-Gebiet“ umfassen, sagte CDU-Fraktionschef Johannes Dünner.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren wies darauf hin, dass das Tarifsystem im VRS ohnehin schon zu kompliziert sei. Eine Finanzierung aus Regionale-Mitteln, wie sie die SPD vorgeschlagen hatte, falls das Projekt nicht als eins von zehn Modellprojekten aus dem Klimapaket der Bundesregierung gefördert werde, sah CDU-Politiker Uwe Pakendorf kritisch, weil die Regionale in der Regel nicht laufende Kosten finanziere. (wg)

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