Von ihm war der weiße NasenbärLiedermacher Det Junker ist tot

Lesezeit 3 Minuten
Det Junker liebte die Natur und legte oberhalb der Gerstenmühle eine Wildblumenwiese an, die im Sommer 2019 in voller Blüte stand. Im Alter von 70 Jahren ist er verstorben.

Det Junker liebte die Natur und legte oberhalb der Gerstenmühle eine Wildblumenwiese an, die im Sommer 2019 in voller Blüte stand. Im Alter von 70 Jahren ist er verstorben.

VON JAN STING – Die Gitarre gehörte zu ihm. Ein Instrument, mit dem er Sprachbarrieren brechen und zum Singen mitreißen konnte, Protest bekundete und zu Ruhe und Entspannung brachte. Det Junker, ehemaliger Schlebuscher Gesamtschulrektor und vielseitiger Burscheider Ehrenamtler, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

Auftritte als Nikolaus

Burscheid verliert damit einen Mann, der vieles in der Stadt bewegt hat. Das geschah immer leise, weil ihm das Rampenlicht ein Graus war. Bei der unter Coronabedingungen etwas eingeschränkten Weihnachtsbescherung der Burscheider Tafel gab es von ihm als Gruß stapelweise Schokoladenmänner für die Geschenke-Taschen. Der Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbunds, Ortsgruppe Burscheid, hatte sonst immer als Nikolaus alles persönlich an die Kinder verteilt.

Im Jugendhilfeausschuss

„Wir sind unfassbar traurig. Er ist nicht ersetzbar und wir versuchen, die Arbeit in seinem Sinne fortzuführen“, erklärt Heidi Neumann aus dem Team des Kinderschutzbunds und Ratsfrau der Grünen. Neumann folgte Junker im Jugendhilfeausschuss nach, in dem er viele Jahre aktiv war.

Als Junker 2012 beim Kinderschutzbund die Nachfolge von Günter Dohmen antrat, hob er das friedvolle Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen hervor. Diesen Gedanken verfolgte er aktiv. Sei es in der Sprachförderung für Flüchtlingskinder oder im Aufbau und der Betreuung des Burscheider Tri-Cafés, einem Begegnungsort für alle.

Reparatur-Café

Dort gab es Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Kurse für Babysitter oder Nähkurse unter dem Titel Nadel und Faden. Das Reparatur-Café sorgte hier für Nachhaltigkeit. Ein bisschen Kummer bereitetet Junker stets, dass es im Café „viel zu viel Kuchen“ gab. Die Gäste sahen das in der Regel aber anders.

Der Pädagoge konnte mit seiner Musik und den Liedern nicht nur bei Kindern und Jugendlichen mit unaufdringlicher, aber überzeugender Botschaft durchdringen: Toleranz, Aufgeschlossenheit, Flexibilität im Denken. In sein Kinderlied „Ein großer, weißer Nasenbär“ stimmten vor zwei Jahren 70 Sängerinnen und Sänger des Männergesangvereins Dürscheid beim Benefizkonzert für den Kinderschutzbund ein.

Pfaffenlieder und Heine-Gedichte

Mit seinem Kinderlied hatte Junker vor vielen Jahren bei einem Wettbewerb des Kinderschutzbunds beworben und es wurde unter die zehn Besten in einem Liederbuch aufgenommen. Mit Begeisterung trug er auch Pfaffenlieder oder Gedicht von Heinrich Heine vor.

Mit seiner Frau Mechthild hatte Det Junker vor 24 Jahren das ehemalige Jagdhaus Friedrich Goetzes auf dem Areal der Gerstenmühle gekauft. Den Wanderern wollte er an der Wegstrecke des Denkmalpfads und des Neandertalwegs etwas Besonderes bieten, und legte eine Wildblumenwiese an.

Über eine Käfer-App des Nabu erfuhr er, was neben Hummeln und Wildbienen noch für kleine Wesen in der Wiese unterwegs sind. Auch eine Schmeißfliege machte er ausfindig. „Die ist zwar nicht bedroht, aber trotzdem schön, dass es ihr hier gefällt“, erklärte Det Junker damals bei der Vorstellung seines Naturprojekts.

Rundschau abonnieren