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„Büffelis“ im EinsatzWasserbüffel erhalten Sumpflandschaft im Rhein-Berg-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Die mächtigen Tiere fressen Marcus Dernerth buchstäblich aus der Hand.

Die mächtigen Tiere fressen Marcus Dernerth buchstäblich aus der Hand.

  • Alexandra Broich und Marcus Dernerth sind echte Büffelflüsterer.
  • Zweimal am Tag fahren die beiden Kürtener im Umkreis von 50 Kilometern Wiesen ab, um ihre Tiere zu versorgen.
  • Das ist wichtig: Denn die „Büffelis“ erhalten die Sumpflandschaft im Kreis.

Rhein-Berg – Sie schicken Jungfrauen auf die Sommerwiese und gehörnte Jungs ins Naturschutzgebiet, damit sie dort buchstäblich in die Binsen gehen. Alexandra Broich und Marcus Dernerth haben derzeit alle Hände voll zu tun. Zweimal am Tag fahren die beiden Kürtener, die das „Futterkonzept“ in Herkenrath betreiben, im Umkreis von 50 Kilometern Wiesen ab, um ihre Tiere zu versorgen. Sind es bei Tierärztin Broich vor allem die Schafe, die gerade mit ihren Lämmern Streuobstwiesen bevölkern, stehen bei Futtermittelexperte Dernerth die Galloway-Rinder im Mittelpunkt – sowie seit neuestem zwei Wasserbüffel.

Die Jungbullen mit den „schicken Frisuren“ und dem markanten Gehörn wurden gerade ins Naturschutzgebiet am Hornpottweg eingesetzt. Hier, im Städtedreieck zwischen Bergisch Gladbach, Köln und Leverkusen sollen sie im Auftrag des Naturschutzes der Verbuschung entgegenwirken und damit dazu beitragen, die Sumpflandschaft rund um die ehemalige Kiesgrube zu erhalten.

Sobald sich die namenlosen jungen Herren dort eingelebt haben, sollen die „Büffelis“, wie Broich und Dernerth die mächtigen Ochsen liebevoll nennen, Gesellschaft von einigen Galloways bekommen. Marcus Dernerth hat die beiden Büffel von Züchtern aus der Wahner Heide gekauft und zuvor ein wenig zahm gemacht. Mittlerweile frisst ihm das Duo buchstäblich aus der Hand, und eines der mächtigen Tiere legt sich bei seinen Besuchen ins Gras und hebt den Huf, um sich kraulen zu lassen. Für den Job im Auftrag der Stadt Köln und der Nabu Naturschutzstation Leverkusen / Köln ist das zwar egal, im Sinne der irgendwann anstehenden Fleischverwertung könnte die enge Bindung zum Besitzer indes durchaus lebensverlängernd wirken. Für einen geordneten Herdentrieb wäre es gut, wenn ein erfahrener Bulle auf dem Gelände bleibt, wenn Jungvieh dazukommt, überlegt Dernerth bereits.

Tiere ziehen auch Insekten an

Die Tiere sorgen nicht nur für den Erhalt der gewünschten Vegetation, sondern ziehen über den Rinderdung auch Insekten an. Überhaupt ist der Bereich rund um die ehemalige Kiesgrube ein grandioses Naturreservat, in dem sich Zwergschnepfen und Zauneidechsen ebenso wohlfühlen wie Teichrallen und Turteltauben, Brautenten und Baumpieper, Grünschenkel und Gebirgsstelzen. Zudem befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der, wie Dernerth erklärt, landesweit einzige Nistplatz der Krickenten. „Der Nabu zählt jedes Jahr die Tiere und Pflanzen und dokumentiert auch das Projekt“. Zwar haben die Bullen eine Wasserstelle im Gehege, doch sollte der Sommer wieder trocken werden, müssen die beiden Kürtener auf ihren täglichen Runden eimer- und kanisterweise Wasser zu Schafen und Rindern bringen. Zudem warten die Hütehunde auf Beschäftigung und zuhause in Olpe Hühnerstall und Entenpool – und immer wieder einige Unzertrennliche, wie die kleinen Papageien heißen, um deren Vermittlung sich die Tierschützerin kümmert.

Namenssuche

Wie sollen die beiden Büffel heißen? Ähnlich wie bei Immo und Keppel, den Vorfahren aus dem Freudenthal bei Immekeppel, werden Namen für das Duo gesucht. Horny und Potti sind bislang ebenso im Gespräch wie Mozza und Rella. Wer sich an der Namensfindung beteiligen möchte, kann Vorschläge über Mail, Brief oder Posting, auf facebook (unter Kotterhof), über das Futterkonzept Herkenrath oder die Hobbyzüchterseite von Marcus Dernerth einreichen. (kme)

www.galloway-bullenwiese.de

Vier Wochen, bevor die Wasserbüffel nach Köln kutschiert und eingesetzt wurden, bekam das Gehege, zu dem auch ein Teich gehört, einen Elektrozaun als Abgrenzung; Erklärungen und Warnhinweise für die Spaziergänger inklusive. Wer die Vorsichtsmaßnahmen einhält und vielleicht einen Feldstecher mitbringt, kann beim zwei Kilometer langen Rundgang die in hiesigen Breiten ungewöhnlichen Tiere beobachten.

Zu erreichen ist das Naturschutzgebiet am Hornpottweg von Bergisch Gladbach aus quer durch den Diepeschrather Wald am Dünnwalder Waldfreibad und Wildpark vorbei, und vom Parkplatz an der Endhaltestelle der Linie 4 in Schlebusch aus. Das Füttern der Tiere ist allerdings verboten, schließlich sollen sich die beiden an der vorhandenen Vegetation gütlich tun.

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