Zahlen für Rhein-BergIn diesen Gemeinden ist der Hausarztmangel am gravierendsten

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Symbolbild

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  • Auf Druck des Kreistags hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein nun Zahlen in Sachen Ärztemangel zu den einzelnen Gemeinden in Rhein-Berg veröffentlicht.
  • Welche Gemeinde kommt gut weg, in welcher ist die Versorgung schlecht? In unserem Artikel erfahren Sie es.

Rhein-Berg – Nach erheblichem politischen Druck des Kreistages hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNR) jetzt gemeindescharf Zahlen in Sachen Ärzteversorgung in Rhein-Berg vorgelegt.

Daraus ergibt sich: In Kürten ist die Unterversorgung mit Allgemeinmedizinern, nun auch statistisch belegt, im Vergleich zu anderen Gebieten gravierend schlechter. Bei nur noch sieben Hausärzte innerhalb der Gemeindegrenzen liegt der lokale Versorgungsgrad bei 59 Prozent. Dagegen herrschten aus Sicht der Kassenpatienten die besten Zustände in Overath: Hier haben sich 20 Allgemeinmediziner niedergelassen, der Versorgungsgrad liegt bei 121,8 Prozent und damit sogar noch höher als im Bevölkerungszentrum des Kreises, in der Kreisstadt Bergisch Gladbach.

Dort gewährleisten rechnerisch 73,9 Allgemeinärzte wegen der viel höheren Bevölkerungszahl einen Versorgungsgrad von 106,4 Prozent. Die KV legte allerdings auch eine Grafik vor, die belegen soll, dass die allermeisten Bürger keine sehr weiten Wege bis zur nächsten Praxis haben.

Kürten hat die rote Laterne

Die neuen, gemeindescharfen Daten zeigen, dass die Lage im ländlichen Kürten sogar noch ungünstiger ist als in Wermelskirchen, das mit 16 Ärzten auf einen Versorgungsgrad von 74,7 Prozent kommt, bisher aber die rote Laterne zu haben schien. Wie das möglich ist? Die KVNR rechnet in ihren Veröffentlichungen nicht in den üblichen politischen Grenzen. Bislang hat die KV immer nur Zahlen für „Mittelbereiche“ bekanntgegeben. In dieser Rechnung ordnet sie Burscheid Leverkusen und Rösrath Köln zu. Leichlingen und Wermelskirchen bilden jeweils eigene Planungsbereiche, und Bergisch Gladbach, Odenthal, Kürten und Overath bilden einen gemeinsamen Bereich. Innerhalb dieses Vier-Kommunen-Bereichs haben sich die Praxen nun in Bergisch Gladbach und Overath konzentriert, während in Kürten und, in geringerem Ausmaß, in Odenthal die Ärztezahl unter dem lokalen Versorgungsgrad von 100 liegt.

Ein wenig hat die KV mittlerweile auf den Druck und die Lage in Kürten reagiert: Ob die Gemeinde auf die KV-Förderliste bei der hausärztlichen Versorgung komme, werde derzeit geprüft, teilte die Vereinigung jüngst anlässlich einer Podiumsdiskussion der CDU Kürten mit. Halbjährlich wird diese Liste, die den Weg zu Fördermitteln freimacht, angepasst. Anders als beispielsweise Wermelskirchen steht Kürten dort bislang nicht. Sollte die Gemeinde es auf die rote Liste schaffen, könnten Ärzte, die sich neu niederlassen möchten, mit bis zu 70 000 Euro unterstützt werden.

Für die Veröffentlichung ihrer Daten hat die KV einen bemerkenswerten Weg gewählt. Zwar hatten im September ihre Vertreter dem Kreis-Gesundheitsausschuss zugesichert: „Ihren Datenhunger können wir stillen“, doch sah sich der Ausschuss Mitte November bemüßigt, einstimmig (bei einer Enthaltung) die Bemühungen der Kreisverwaltung um mehr Daten zu unterstützen. Am 23. November schließlich trug ein KV-Referent die neuen Zahlen vor der Konferenz der Sozialdezernenten in Rhein-Berg vor.

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In Overath gab im Anschluss der Beigeordnete Bernd Sassenhof (FDP) den Ärzte-Vortrag in die Unterlagen des städtischen Sozialausschusses. Dort sorgten die guten Zahlen für Overath für Stirnrunzeln. „Wir haben den Vortrag in der Konferenz diskutiert“, sagte Sassenhof. Seine Kollegen und er hätten die Zahlen „teilweise nicht nachvollziehen“ können. Er habe der KV darum vorgeschlagen, 2019 bei zwei öffentliche Veranstaltungen das Thema zu besprechen, damit die Bevölkerung die Möglichkeit habe, Fragen zu stellen. Sassenhof: „Der subjektive Eindruck ist ein anderer als das, was in diesem Papier steht.“ Ausschussvorsitzende Monika Reddemann (Grüne) pflichtete ihm unter Hinweis auf das offiziell ebenfalls nicht existierende Facharzt-Problem bei: „Ich habe sieben Monate lang auf einen Augenarzttermin warten müssen. Wenn mir dann jemand sagt, die Versorgung sei ausreichend, kommt das mir als einfachem Bürger komisch vor.“

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