„Entsetzen in der Bevölkerung“Kerpen schaltet wegen Jets in Nörvenich Bundestag ein

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Ein Tornado in Nörvenich (Archivbild).

Ein Tornado in Nörvenich (Archivbild).

Kerpen/Nörvenich – Über Wesseling, Hürth und besonders über Kerpen könnte der Fluglärm durch Starts und Landungen auf dem Militärflughafen Nörvenich weiter zunehmen. Doch dagegen regt sich nun zunehmend Widerspruch. Der Rat der Stadt Kerpen hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, wegen des erhöhten Fluglärms auf dem Militärflughafen in Nörvenich den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages anzurufen.

Das hatten die Grünen im Rat bereits im April gefordert. Auch die CDU spricht sich nun für eine Petition aus. Anlass für den Widerspruch aus Kerpen und Umgebung ist die geplante Verlagerung von mindestens 24 Tornados des Geschwaders Büchel zum Standort Nörvenich für die Dauer von vier Jahren.

„Großes Entsetzen in der Bevölkerung“

Eva-Maria Lüpschen führt mit ihrem Mann Joachim einen landwirtschaftlichen Betrieb auf Gut Onnau in unmittelbarer Nähe des Flughafens. Sie trat zu Beginn der Ratssitzung ans Mikrofon und sprach für viele direkte Anrainer: „Es herrscht großes Entsetzen in der Bevölkerung. Der Lärm nimmt immer mehr zu.“ Das bestätigen auch mehr als 200 Unterzeichner einer Protestnote an den Rat: „Das nochmals gestiegene Flugaufkommen würde das Leben und Arbeiten in Blatzheim, Niederbolheim und den angrenzenden Gehöften geradezu unmöglich machen.“ Die Bürger fordern Bürgermeister Dieter Spürck auf, sich dafür einzusetzen, „dass keinesfalls noch Tornados nach Nörvenich verlegt werden, sondern auf alle deutsche Standorte verteilt werden“.

Auch die Grünen sprechen in ihrem Antrag von einer unzumutbaren Belastung der Bevölkerung der Anrainergemeinden: „Das ist eine weitere Einschränkung der Gesundheit der Menschen und ihrer Wohnqualität. Das Grundrecht zum Schutz der Gesundheit muss gewahrt werden.“ Die Grünen finden auch, dass die Erhöhung der Flugbewegungen „den Rücksichtnahmebekundungen des Geschwaders“ widerspreche: „Das führt nur zu weiterem Unmut in der Bevölkerung und berechtigter Aktivierung von Bürgerinitiativen und Unterschriftensammlungen.“ Es ist für die Grünen „zwingend, dass hier ein anderer Standort für die Stationierung gesucht wird oder die Belastung auf mehrere Standorte verteilt wird“.

Nörvenich: Flugzeuge sollen gleichmäßiger verteilt werden

Die CDU fordert in ihrem Antrag, die Stadt solle mit dem Bundesverteidigungsministerium Kontakt aufnehmen, um die Verlegung von Tornados nach Nörvenich „zu verhindern oder zumindest zu reduzieren“. Außerdem könne man auch auf andere Weise Lärm reduzieren, zum Beispiel durch die Verlegung von Flugbewegungen der Hubschrauberstaffel der Bundespolizei von Nörvenich an einen anderen Standort, schreibt die CDU und fordert, die „konstruktiven Gespräche“ zwischen Stadt und Geschwader zu nutzen, um weiteren Lärm zu vermeiden.

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Bernd Krings betonte für die Grünen: „Es geht hier nicht darum, dass wir gegen den Verteidigungsauftrag sind, sondern darum, dass wir im Petitionsausschuss des Bundestags klarmachen, dass die Flugzeuge gleichmäßiger verteilt werden sollen.“

Der Rat schloss sich einstimmig einem Antrag an, der sowohl die Forderungen der Grünen als auch die der CDU berücksichtigt. Damit wendet die Stadt sich nun an den Bundestag.

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