Abo

91 Hektar großes AbbaufeldKiesgrube sorgt in Elsdorf und Bergheim für Ärger

Lesezeit 3 Minuten
Rechts und links der Straße, die früher Thorr und Widdendorf verband, soll eine Kiesgrube entstehen.

Rechts und links der Straße, die früher Thorr und Widdendorf verband, soll eine Kiesgrube entstehen.

Elsdorf/Bergheim – Zwischen Elsdorf-Widdendorf und Bergheim-Thorr will ein Jülicher Unternehmer eine Kiesgrube aufschließen. Der Kreis als Genehmigungsbehörde hat eine entsprechende Voranfrage zur Stellungnahme an die betroffenen Stadträte weitergeleitet. In Elsdorf hat der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss die Verwaltung einstimmig beauftragt, dem Kreis mitzuteilen, dass das Einvernehmen nicht erteilt werde. Auch in Bergheim stößt der Plan auf Ablehnung. Hier wurde für die Stellungnahme ein zeitlicher Aufschub erbeten, offenbar um nach Gründen zu suchen, die eine Ablehnung möglich machen.

Fläche wird von ehemaliger Kreisstraße durchzogen

Die Kiesgrube soll beiderseits der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen den beiden Orten aufgeschlossen werden. Von den 91 Hektar der beantragten Fläche, das sind etwa 130 Fußballfelder, liegen 37,2 Hektar auf Bergheimer, 53,8 Hektar auf Elsdorfer Gebiet. In der Voranfrage heißt es, dass die Verkehrswege von der Auskiesung ausgeschlossen werden sollen.

Das Areal liegt im Winkel aus Landesstraße 276 (Grouven–Thorr) und der Bundesstraße 477 und hält nur geringen Abstand zum Wiebach Haus Laach und Wiebachhof. Durchzogen wird die Fläche von der ehemaligen Kreisstraße, die heute lediglich noch Linienbusse, Anlieger, wie die Modellflieger, und Landwirte nutzen dürfen.

Der Kreis weist darauf hin, dass das Vorhaben der Genehmigungspflicht unterliegt, wenn Raumordnung und Bauleitplanung dem nicht entgegenstehen und verweist auf den für Landwirte privilegierten Außenbereich. Gleichzeitig unterstreicht die Kreisverwaltung, dass es sich nicht um eine Genehmigung handele.

Elsdorf hat zuletzt mehrere Kiesgruben abgelehnt

Nach Bescheidung der Voranfrage könne der Unternehmer detaillierte Planungen vorlegen, die dann mit Blick auf Arten-, Lärm-, Natur-, Denkmal- und Immissionsschutz geprüft würden. Erst danach komme es gegebenenfalls zu einer Genehmigung. Der Kreis weist jedoch auch darauf hin, dass, wenn alle Voraussetzungen erfüllt seien, der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf Erteilung eines Vorbescheides habe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Elsdorf hat in jüngerer Zeit bereits verschiedentlich Kiesgruben abgelehnt mit der Begründung, die Stadt sei mit dem Tagebau genug Belastungen ausgesetzt. Lärm, Lkw-Verkehr und Schmutz fürchten die Politiker, und auch Bürgerdemonstrationen hat es bereits gegeben. Ob mit Erfolg, steht noch aus. „Wir haben uns seit Jahrzehnten mit dem Tagebau gut arrangiert. Aber wo sollen wir Elsdorf noch entwickeln können?“, fragt Bürgermeister Andreas Heller. Hier sei dringend das Land als Gesetzgeber gefordert.

Jakoby: „Wir werden ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse“

„Wir wollen die Kiesgrube nicht“, sagt Dietmar Wildner, Ortsvorsteher von Heppendorf und Widdendorf. „Wir haben genug Löcher“. Das geplante neue sei „zu groß für uns“. Die Heppendorfer Bürgerinitiative, die vor Jahren gegen die Ansiedlung eines Autohofes zu Felde gezogen ist, hat bereits Unterstützung des Protests signalisiert. „Wir werden ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse“, formulierte auch CDU-Fraktionschef Gerhard Jakoby Ablehnung.

Deutlicher wird Hermann-Josef Falterbaum, Bergheimer Ratsherr und ehemaliger Ortsvorsteher von Thorr. „Das ist eine Unverschämtheit, über so etwas überhaupt nachzudenken“. Die Grube beeinträchtige Siedlungspläne im Thorrer Süden, und den Landwirten werde das Wasser abgegraben. „Das Loch wird größer als Thorr“, empört sich Falterbaum.

Verbindungsstraße könnte nach Auskiesung verschwinden

Zudem glaubt er nicht daran, dass die Verbindungsstraße im Fall einer Auskiesung bestehen bleibt. „In ein paar Jahren wird vom Betreiber dargestellt, dass es anders nicht geht oder der Baggerfahrer vergisst mal zu bremsen,“ befürchtet er. Als letztes Mittel werde er „alle Thorrer und Widdendorfer mobilisieren“, sollten alle politischen Bemühungen scheitern. „Die Zeiten, wo man sowas genehmigen muss, sind doch wohl vorbei“.

Im Bergheimer Rathaus wird derweil geprüft, ob nicht Feldwege im Stadtbesitz eine Genehmigung verhindern können. Zudem wird, wie auch in Elsdorf, mit der Bezirksregierung an einem speziellen Flächennutzungsplan gearbeitet, der Kiesgruben nur an gewünschten Orten ermöglichen würde. Ob der Plan vor der Genehmigung fertig wird oder die Arbeit daran aufschiebende Wirkung auf die Genehmigung entfaltet, ist jedoch fraglich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren