Abbaggern des Dorfes LützerathLuisa Neubauer ruft bei Rede zum Widerstand auf

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Luisa Neubauer rief zum Widerstand gegen das geplante Abbaggern des Dorfes Lützerath auf.

Luisa Neubauer rief zum Widerstand gegen das geplante Abbaggern des Dorfes Lützerath auf.

Erkelenz-Lützerath – Bereits am frühen Morgen sorgten Musikerinnen und Musiker des Aktionsorchesters „Lebenslaute“ auf einer RWE-Werkstraße innerhalb des Braunkohlentagebaus Garzweiler für einen ungenehmigten musikalischen Weckruf, bis sie schließlich von der Polizei abgeführt wurden. Am Sonntagmittag ging es im von den Braunkohlebaggern bedrohten Dorf Lützerath dann spektakulär weiter: Die bekannte Fridays-For-Future-Aktivistin Luisa Neubauer und Dutzende Gleichgesinnte zogen nicht nur symbolisch, sondern auch mit vereinter Muskelkraft ganz handfest an einem Strang.

Mit einer spektakulären Aktion endete das Klimacamp: Die Aktivisten hievten gemeinsam eine Hütte in eine Baumkrone.

Mit einer spektakulären Aktion endete das Klimacamp: Die Aktivisten hievten gemeinsam eine Hütte in eine Baumkrone.

Am Schlusstag des zweiwöchigen „Klimacamps im Rheinland“ und des parallel stattfindenden „Kultur ohne Kohle“-Festivals hievten die Kohlegegnerinnen und -gegner gemeinsam ein Baumhaus in die Krone einer alten Eiche am Ortsrand von Lützerath und kündigten bei dieser Gelegenheit gleich auch unmissverständlich an, dass sie bereits im Herbst zurückkommen werden.

Denn Anfang Oktober beginnt die neue Rodungssaison, und dann wollen die Klimaaktivisten in Massen Widerstand gegen die drohende Fällung weiterer Bäume und den Abbruch weiterer Häuser in Lützerath leisten.

Luisa Neubauer: „Die Bundestagswahl muss zu einer Klimawahl werden“

„Unser Widerstand wird immer lauter und stärker, und er wird dafür sorgen, dass sich die Mächtigen in diesem Land noch so richtig wundern werden“, rief Neubauer ihren rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörern vor der Baumhaus-Aktion zu.

Außerdem rief sie dazu auf, am Freitag, 27. August, zum nächsten Fridays-For-Future-Klimastreik vor der Düsseldorfer Staatskanzlei zu kommen. Auch müsse die Bundestagswahl am Sonntag, 26. September, zu einer Klimawahl werden, sagte Neubauer.

„Es gibt keine Partei, die einen Klimaplan hat, der auch nur annähernd ausreichen würde. Aber wir können das Schlimmste verhindern und für eine Regierung sorgen, die zumindest eine ökologische Bereitschaft entwickelt, so dass wir nicht mehr in Fundamentalopposition zu den Regierenden stehen müssen“, sagte Neubauer.

Emilia Lange: „Werden dafür sorgen, dass ihr auch Lützerath nicht bekommt“

Derweil gelte es, sich in Lützerath und den Nachbardörfern weiterhin den von Osten herannahenden RWE-Braunkohlenbaggern entgegenzustellen. Denn hier verlaufe die Grenze, die nicht überschritten werden dürfe, wenn Deutschland überhaupt noch eine Chance auf die Einhaltung des überlebenswichtigen 1,5-Grad-Klimaziels wahren wolle.

„Im Herbst werden wir hier in Lützerath die 1,5-Grad-Linie verteidigen. Unsere Regierung ist nur eine Handlangerin der Konzerne und stellt die Profite der Wenigen über das Leben der Vielen“, ergänzte Emilia Lange vom Bündnis „Ende Gelände“ und kündigte einen heißen Herbst an: „RWE und Armin Laschet sagen wir: Ihr habt den Hambacher Wald nicht bekommen, und wir werden dafür sorgen, dass ihr auch Lützerath nicht bekommt.“

Letzter Landwirt in Lützerath wehrt sich gegen Enteignung

Nach der Kundgebung in Lützerath brachen mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit dem Aachener Naturführer Michael Zobel und dem auch unterwegs musizierenden „Lebenslaute“-Orchester zu einem friedlichen Spaziergang durch die Dörfer am Rand des Tagebaus Garzweiler auf.

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Station machten die Kohlegegner auch am Bauernhof des letzten in Lützerath verbliebenen Landwirts Eckardt Heukamp, der sich nach wie vor juristisch gegen seine Enteignung wehrt und für den Herbst auf ein entsprechendes Urteil hofft: „Die Zeit ist abgelaufen für RWE. Wir brauchen die Kohle nicht mehr. RWE sollte nicht erst 2038 oder 2030, sondern noch früher aussteigen.“

Und Heukamp ergänzte: „Ich kann nur hoffen, dass auch die Richter dies so sehen und dass sie RWE und der weiteren Inanspruchnahme von Flächen am Tagebaurand einen Riegel vorschieben.“

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