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Auswirkungen in Rhein-ErftDeutlich weniger Gäste – Tourismus leidet unter Corona

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Auch die für die Brühler Schlösser Verantwortlichen verzeichnen deutlich weniger Besucher als in den Jahren zuvor.

Auch die für die Brühler Schlösser Verantwortlichen verzeichnen deutlich weniger Besucher als in den Jahren zuvor.

Rhein-Erft-Kreis – 57 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr sind von Januar bis Juni in den Rhein-Erft-Kreis gekommen. So lautet die nüchterne Bilanz der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Unter den rund 98 800 Gästen seien sowohl Menschen, die nur für einen als auch solche, die für mehrere Tage in den Kreis gekommen und hier nicht gemeldet seien. „Während die Nord- und Ostsee von mehr Urlaubern in der Corona-Pandemie profitiert haben, sind die fehlenden Übernachtungen hierzulande ein großes Problem“, sagt Gewerkschaftssekretär Elmar Jost der NGG Region Köln.

Die Zahl der Übernachtungen sank laut NGG im Rhein-Erft-Kreis im ersten Halbjahr auf etwa 419 000 – 2019 waren es 36 Prozent mehr. „Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch“, sagt Manja Wiesner, Geschäftsführerin der NGG Region Köln. Viele Beschäftigte der Branche seien noch in Kurzarbeit, so Jost.

„Die schwierigste Zeit kommt noch“

Auch Georg Frey, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), weiß um die Auswirkungen des Besucherschwunds, zu dem auch das Fehlen von Messen und Veranstaltungen beigetragen hat. Die Umsatzeinbußen seiner Branche beziffert er auf rund 50 Prozent. Dies gelte gleichermaßen für Hotellerie und Gastronomie, sagt er.

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Die Ferienzeit sei nicht ganz so schlecht gewesen wie befürchtet, doch gerettet habe das die Situation nicht. „Und das Schlimme ist, dass die schwierigste Zeit noch kommt. Wenn das Wetter herbstlicher wird, will niemand mehr draußen sitzen, und in geschlossene Räume zu gehen, kommt für viele nicht in Frage.“ Er hofft darauf, dass die Kommunen das Aufstellen von Heizpilzen erlauben werden. Dass die Geräte nicht umweltfreundlich seien, wisse er natürlich. „Die Städte haben unseren Betrieben auch bei der Ausweitung der Außengastronomie geholfen, wir hoffen auf Unterstützung“, sagt Frey.

Seine Prognose bleibt aber düster. Weihnachtsmärkte, betriebliche Weihnachtsfeiern und auch die Karnevalsveranstaltungen dürften zum größten Teil flachfallen – weitere Einbußen seien damit absehbar. „Bis Ende des Jahres sind Insolvenzen ja ausgesetzt, aber ich befürchte, dass danach viele Kollegen aufgeben werden“, sagt Frey. Schon jetzt beobachte er, dass viele Betriebe ihr Inventar zu Kauf anböten, das sei ein schlechtes Zeichen.

Auch Brühler Schlösser betroffen

Mirca Litto, die Geschäftsführerin des Vereins Rhein-Erft Tourismus, hat diese Probleme ebenfalls ausgemacht. Bei den Karnevalsveranstaltungen spürten die Einbußen in Sachen Übernachtung zwar vor allem die Kölner, aber auch für die Gastronomen im Kreis sei der finanzielle Schaden hoch. „Das gilt auch für Musiker, Dekorateure, Caterer und andere Bereiche“, sagt Litto.

Einen Lichtblick bieten auch die Besucherzahlen der Brühler Schlössern Augustusburg und Falkenlust nicht. Die Prachtbauten, die als Weltkulturerbe zu den bedeutendsten touristischen Anziehungspunkten im Kreis gehören, sind von den Rekorden der jüngeren Vergangenheit weit entfernt. 119 000 Menschen aus nah und fern besichtigten die beiden Häuser im vergangenen Jahr – so viele wie nie zuvor. Schon jetzt ist klar, 2020 werden es deutlich weniger sein.

Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe: Vom 13. März bis 3. Juni blieben die Häuser geschlossen und seit der Wiederöffnung ist die Zahl der Besucher trotz großer Nachfrage streng reguliert worden. „Maximal 140 Personen können Augustusburg täglich besichtigen. In Falkenlust ist die Zahl ähnlich. Im Jahr zuvor lag die Zahl der Gäste in Schloss Augustusburg an einem Wochenende im September zwischen 600 und 800 Personen pro Tag, in Schloss Falkenlust etwa bei 300“, berichtet Christiane Winkler von der Schlösserverwaltung.

Aktiv-Tourismus als Lichtblick

Das Phantasialand, ein weiteres touristisches Highlight, veröffentlicht keine konkreten Zahlen. Dass das Frühjahr anders als erhofft verlief, ist aber kein Geheimnis. Statt wie geplant am 4. April in die Sommersaison zu starten, war dies erst am 29. Mai möglich – unter vielfältigen Auflagen. Um die verlorene Zeit zumindest ein wenig nachholen zu können, verzichte man in diesem Jahr auf die dreiwöchige Schließzeit im Herbst, sagt Sprecherin Christina Herrmann. Die Sommersaison läuft damit durchgehend bis zum 20. November, bevor der Wintertraum nahtlos anknüpft und bis zum 24. Januar Gäste anlocken soll.

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Von der Corona-Pandemie profitiert hat laut Mirca Litto der Aktiv-Tourismus im Kreis. Viele Menschen aus dem Kreis und auch von außerhalb seien in den vergangenen Monaten hierher gekommen, um zu wandern, Fahrradtouren oder Wassersport zu machen. Der Erft-Radweg zum Beispiel sei immer sehr voll, in den vergangenen Monaten habe man dort wegen der Besucherströme sogar das Rad schieben müssen: „Vor allem in der Zeit, als die Leute zu Hause bleiben mussten, sind viele in die Natur gefahren“, sagt Litto. Die Nachfrage nach Wohnmobilplätzen sei sehr stark gewesen.

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