Seine Liebe gilt der Lyrik

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Martin Schatke

Martin Schatke

Bedburg – Fakefischflossen: Das hat das Zeug zum neuen Lieblingswort. Nicht nur, weil es mit dem eingebauten Stabreim so schön klingt. Sondern weil es Bilder im Kopf erzeugt, Bilder von spitzen Dreiecken, die das Wasser durchschneiden, von Falschheit und Gier, die im Verborgenen lauern.

Martin Schatke hat das Wort erfunden. Er macht das gern, Wörter zusammensetzen, die auf den ersten Blick so gar nicht zu einander passen. Und der Stabreim ist schon so etwas wie sein Markenzeichen. Der Bedburger hat den internationalen Lyrikwettbewerb „Lyrischer Lorbeer 2020“ gewonnen. Für sein Gedicht „digitales dasein“, in dem auch die Fakefischflossen vorkommen, hat er den „Lyrischen Lorbeer“ in Gold bekommen. Und übrigens nur den: Ein Preisgeld gab es nicht, nur eine Medaille, golden mit stilisiertem Lorbeerkranz. Und sein Gedicht ist im Band „Poetica Pandemica“ veröffentlicht.

„Ich bin froh und stolz“, sagt der 43-Jährige, der am Berufskolleg in Bergheim Lehrer für Deutsch und Geschichte mit Gesellschaftslehre ist. Immerhin hat er sich gegen rund 800 Mitbewerber durchgesetzt, die sich beim Bielefelder Lorbeer-Verlag um die Auszeichnung beworben hatten.

digitales dasein

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und erkenne die fakefischflossen,

die dich umkreisen.

Den Drang zu schreiben habe er wohl vom Großvater geerbt, erzählt Schatke. Er selbst habe schon in der fünften Klasse zwei Berufswünsche geäußert: Lehrer und Schriftsteller. Eine Schulleiterin habe ihn als jungen Lehrer ermutigt, an einem Schulbuch mitzuarbeiten, bis heute sei er Schulbuchautor für den Westermann-Verlag.

Seine Liebe aber gilt der Lyrik. „Ich habe auch mal Kurzgeschichten verfasst, mich mal an einem Roman versucht.“

Zeilen reimen sich nicht

Geblieben ist er bei den kurzen Gedichten, deren Zeilen sich übrigens niemals reimen. Stattdessen leben sie vom Widerspruch, vom Verknüpfen zweier Ebenen, die nichts miteinander zu tun haben, von Metaphern und Wortschöpfungen.

Die Ideen dazu kommen dem Vater einer kleinen Tochter oft beim Spaziergang mit dem Hund. Oder auch mal im Unterricht, wie er gesteht. Dann wird der Einfall auf einem Zettel notiert.

Bis daraus ein Gedicht geworden ist, kann es aber dauern. „Dichten kann jeder, Lyrik zu verfassen ist harte Arbeit“, sagt der Dichter. Das sorgfältige Feilen an den Versen sehe niemand, das Endprodukt zähle.

„Poetica Pandemica“, 320 Gedichte des internationalen Literaturwettbewerbs „Lyrischer Lorbeer 2020“, Lorbeer-Verlag, 19,95 Euro, ISBN 978-3-938969-69-4.

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