Bergheim-Frechen-KerpenHelmut Paul schlägt Eissporthalle im Städtedreieck vor

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In Bergisch-Gladbach (Bild) gibt es Probleme mit dem Betrieb der Eishalle, in Troisdorf allerdings hat sich die Halle etabliert.

In Bergisch-Gladbach (Bild) gibt es Probleme mit dem Betrieb der Eishalle, in Troisdorf allerdings hat sich die Halle etabliert.

Kerpen/Frechen/Bergheim – Die Euphorie nach der Silbermedaille der Eishockey-Herren bei den Olympischen Spielen hat den Rhein-Erft-Kreis erreicht. Kreistagsabgeordneter Helmut Paul (CDU) bemängelt aber, dass es im ganzen Kreisgebiet keine einzige Eishalle gibt. Das will er ändern. Er fordert den Bau einer „Rhein-Erft-Arena im Städtedreieck Bergheim-Frechen-Kerpen“ und hat auch schon einen Standort an der Aachener Straße zwischen Quadrath-Ichendorf, Horrem und Königsdorf im Sinn. Das Motto: „Neue Eishallen braucht das Land.“ Unmittelbar an der künftigen Autobahnauffahrt auf die A 4 an der Landstraße 361 kann Paul sich ein „interkommunales Projekt“ vorstellen.

Für eine einzelne Stadt oder einen Verein allein sei das Investment möglicherweise zu schwer zu stemmen, schränkt Paul ein: „Erfahrungen andernorts haben gezeigt, dass Hallenprojekte einer Kommune und eines Vereins oft nach kurzer Euphoriephase scheiterten. Es ist daher naheliegend, Planung und Betrieb einer Eissporthalle als überregionales Projekt durch den Kreis mit kommunaler Unterstützung anzugehen.“

Drei Säulen

In Bergisch-Gladbach ist der private Betreiber der Eishalle abgesprungen. Auch die Stadt wollte nicht einsteigen. Derzeit hält der Eissportverein den Betrieb aufrecht. Mit der Stadt wurde eine Probezeit von einem Jahr vereinbart. Dieses Modell funktioniere gut, sagt Peter Schüller vom ESV Bergisch-Gladbach.

Schon seit 30 Jahren betreibt der ehemalige Eishockey-Spieler Heinz-Peter Walterscheid eine Eishalle, zunächst in Hennef, nun in Troisdorf am Rotter See. Er kenne keine kommunale Halle, die wirtschaftlich zu betreiben wäre. In der privat betriebenen Troisdorfer Halle sei es dies aber gelungen. Der Erfolg gründe auf drei Säulen: „Öffentliches Eislaufen, Eishockey-Verein und Vermietung an Eishockey-Hobbymannschaften.“ Auch im Sommer werde die Halle genutzt: „Dann trainieren hier Eishockey-Mannschaften und Eiskunstläufer.“ Außerdem diene die Troisdorfer Halle als Drehort für die RTL-Serie „Alles was zählt“. (rj)

Dem CDU-Mann schwebt eine Stahlfertigbauhalle in der Größe von 40 mal 70 Metern vor, die etwa fünf Millionen Euro kosten werde, so Paul. Photovoltaik, Windenergie und Erdwärme sollen die Halle mit Energie versorgen. Erschlossen werden könnte sie über die L 361, die A 4 und die REVG-Linie 950 und einen „Bus-Shuttle vom Bahnhof Horrem“.

Förderung von Bund und Land

Paul rechnet mit Bundes- und Landesförderung für Sportstättenbau und Schulsport in Höhe von bis zu 70 Prozent der Kosten. Die Trägerschaft sollten der Kreis und die Städte „mit Unterstützung der Privatwirtschaft“ übernehmen. Als Vorbild nennt Paul den Bau des Sparkassen-Eisdoms in Halle an der Saale aus dem Jahr 2014. Die Halle in Halle hat eine Fläche von 4200 Quadratmetern und fasst 2000 Zuschauer. Die Gesamtkosten lagen bei 4,3 Millionen Euro.

Im Kerpener Rathaus spricht man von einem „sehr interessanten, aber auch sehr ambitionierten Projekt“ und verweist auf die finanzielle Situation der Stadt. Pressesprecher Erhard Nimtz sagte nach Rücksprache mit Bürgermeister Dieter Spürck: „Das Projekt ist sehr ambitioniert, weil es in unmittelbarer Nähe zu Köln geplant ist, wo es schon eine Eislaufinfrastruktur und einen erfolgreichen Eishockeyverein gibt.“ Mit Blick auf die Haushaltssituation könne man sich in Kerpen eine solch hohe Investition nicht vorstellen: „Vor allem, weil wir zahlreiche Sanierungen vor der Brust haben, besonders in den Schulen.“ Sollte die Eishalle aber privat finanziert werden, „wäre das natürlich etwas anderes“, so Nimtz: „Aber man muss auch die Risiken sehen bei solch einem Projekt.“

Wenig Begeisterung

Der Rhein-Erft-Kreis reagierte reserviert auf Pauls Vorschlag. Pressesprecher Simon Schall sagte: „Wir sehen uns nicht als Betreiber von Sportstätten. Wenn Städte sich zusammenschließen sollten mit dem Ziel, dort eine Eishalle zu bauen, dann würden wir anfangen, über eine Förderung nachzudenken.“ Aber auch für diesen Fall gelte, dass der Kreis sich ja aus den Umlagen aller zehn Städte finanziere, die Halle aber nur einem Teil zugute komme, so Schall: „Dieses Projekt hat ein solch hohes Volumen, dass wir sehr sorgfältig abwägen müssten, Zuschüsse zu geben. Dass wir Mitbetreiber würden, ist eher unwahrscheinlich.“

Im Bergheimer Rathaus kann man sich eine Trägerschaft einer Eishalle zurzeit weniger vorstellen, so Sprecherin Christina Conen: „Aufgrund der hohen Investitionsvorhaben der Kreisstadt Bergheim sowie des hohen Sanierungsstaus als Pflichtaufgaben wird die Finanzierung einer Eissporthalle als freiwillige Aufgabe kritisch gesehen.“ Aber die Stadt sei bereit, sich „konstruktiv in den Planungsprozess einzubringen“, sofern die „wirtschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen“ geschaffen würden.

Harald Dudzus, Vorsitzender des Kreissportbundes, findet die Idee „natürlich gut“: „Aber eine so große Investition kann der Kreis schon wegen fehlender Zuständigkeit nicht stemmen. Wir brauchten einen privaten Investor.“

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