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„Bezüge zur rechten Szene“Bürger wehren sich gegen „Gesundheits-Kongress“ in Bergheim

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Im Medio soll im Mai ein umstrittener Kongress zu alternativen Heilmethoden stattfinden.

Im Medio soll im Mai ein umstrittener Kongress zu alternativen Heilmethoden stattfinden.

Bergheim – Bereits im Herbst 2016 stand eine Veranstaltung im Medio in der Kritik. Nach dem rechtspopulistischen „Quer-denken-Kongress“ in Bergheim ist es nun der „Akasha-Kongress Back2Health“ vom 11. bis 13. Mai, in dem es um alternative Heilmethoden gehen soll. In einem offenen Brief an Bürgermeister Volker Mießeler, der auch den Ratsfraktionen zugestellt wurde, kritisiert Holm Gero Hümmler aus Bad Homburg mit 26 Mitunterzeichnern, dass der Kongress in Bergheim stattfindet.

Hümmler ist unter anderem Mitglied der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, in der sich Wissenschaftler zusammengeschlossen haben, um sich kritisch mit Verschwörungstheorien, Esoterik und Alternativmedizin auseinanderzusetzen.

Fragwürdige Inhalte

Die Inhalte des Kongresses seien „aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht lächerlich bis haarsträubend, zum Teil auch gefährlich“, sagt Hümmler. Zudem sehe er „Bezüge zur rechten Szene, zu Verschwörungstheoretikern und Reichsbürgern“ und fragt, ob „Bergheim das Dorado der Schein-Heiler und Verschwörungstheoretiker“ sei. „In einer öffentlichen Einrichtung zu Gast zu sein, verleiht den dortigen Inhalten und Referenten einen Anstrich der Seriosität, der ihnen nicht zukommt.“

Betrieben wird das Medio von der stadteigenen Kulturgesellschaft BM.Cultura. Deren Geschäftsführer Stefan Holzporz hat sich zwar vom Querdenken-Kongress vor etwas mehr als einem Jahr sehr deutlich distanziert und eine weitere Vermietung für eine solche Veranstaltung ausgeschlossen. Doch den nun anstehenden Kongress sieht Holzporz weniger problematisch. „Bei »Back2Health« kann man allenfalls die wissenschaftliche Richtigkeit einiger Kongressinhalte in Frage stellen“, sagt Holzporz. Es gebe keinen Rechtsgrund, einen Kongress wegen „vielleicht fragwürdiger Heilpraktikermethoden“ zu untersagen. „Der Veranstalter und auch seine Veranstaltung sind uns gut bekannt: Der Kongress hat bereits 2016 reibungs- und komplikationslos bei uns stattgefunden.“ Im Gegensatz zum Querdenken-Kongress im selben Jahr seien bei „Back2Health“ jedoch keine Rechtspopulisten aufgetreten.

Die Schreiben von Hümmler und seinen Mitstreitern seien „eine etwas intransparente Mischung aus Behauptungen und Unterstellungen“ und zeichneten ein „verzerrtes und im Wesentlichen nicht zutreffendes Bild.“

Video mit Reichsbürger

Auf der Internetseite des Kongresses wird unter anderem ein Video des Veranstalters mit dem „Reichsbürger“ Jo Conrad gezeigt, auch hätten laut Hümmler „die beiden Reichsbürger-Aktivisten Michael Vogt und Jo Conrad“ den Bergheimer Back2Health-Kongress im Jahr 2016 eröffnet und abgeschlossen. Die Reichsbürgerbewegung bestreitet die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer und souveräner Staat. Die Vorträge beim Kongress tragen laut Programm Titel wie „Heilen der Symptome, die man Autismus nennt“ oder „Brustkrebs mit Metastasen – Na und!“

Im offenen Brief wird Bürgermeister Volker Mießeler gebeten, von der BM.Cultura prüfen zu lassen, ob die Veranstaltung nicht doch noch zu verhindern ist. Andernfalls wäre eine deutliche öffentliche Distanzierung des Stadtrats angebracht.

Nach Angaben von Christina Conen, Pressesprecherin der Stadt Bergheim, werde der Sachverhalt gerade geprüft. „Wir haben auch das Kreisgesundheitsamt eingeschaltet, um die Inhalte des Kongresses zu prüfen“, so Pressesprecherin Conen weiter. Veranstalter Ali Erhan lehnte eine Stellungnahme zur Kritik durch Hümmler ab, weil dessen Schreiben nicht bekannt sei. „Auf Einschätzungen Dritter, deren Kontext nicht vorliegt und deren Zusammenhang nicht bekannt ist, wird nicht eingegangen“, schreibt Erhan, der zugleich Hümmlers Qualifikation in Frage stellte. „Inwieweit ein Physiker mit Nebenfach Meteorologie Aussagen zu medizinischen Fachvorträgen und Naturheilverfahren machen kann, kann nicht beurteilt werden.“

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