„Meistens streiten Nachbarn“Johannes Schmitz über die Aufgaben als Schiedsmann

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Nachbarn Streit Symbol

Häufigster Streitgrund ist der Zank am Gartenzaun

Bergheim – Der Stadtrat hat Johannes Schmitz einstimmig für weitere fünf Jahre zum Schiedsmann für die Bergheimer Stadtteile Bergheim, Ahe, Glesch, Kenten, Paffendorf, Thorr und Zieverich gewählt. Nach 2013 tritt Schmitz jetzt seine zweite Amtszeit an.

Eigentlich hat Schmitz (64) nichts mit Juristerei zu tun. Der gelernte Programmierer, der im Ruhestand lebt, sieht sein Amt auch nicht als Rechtsprecher, sondern als Vermittler. Schließlich ist er die Instanz vor dem Gang zum Amtsgericht, der sich mehr als häufig durch seine Beratung für die Kontrahenten erübrigt.

Häufigster Streitgrund ist der Zank am Gartenzaun

„Als ich 2013 in den Altersteilzeit-Ruhestand ging habe ich überlegt, was ich mit der Freizeit sinnvoll anfangen kann. Dann hat mich ein Politiker angesprochen und mich gefragt, ob ich die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Schiedsmanns antreten wolle“, erinnert sich Schmitz. Seitdem hilft er rund zweimal pro Monat ehrenamtlich bei der Beilegung von Streitigkeiten, mit denen die Gerichte wegen Geringfügigkeit „erst mal nichts zu tun haben wollen“. Es solle „nachbarschaftlich“ ablaufen, „ohne Sieger und Verlierer“ ist sein Bestreben. Häufigster Streitgrund ist der Zank am Gartenzaun. Der Baum nimmt die Sonne, Blätter oder Kirschen fallen in Nachbars Garten, die Hecke wuchert zu sehr in die Breite oder die Garageneinfahrt tangiert des Klägers Grundstück.

Auf weitere fünf Jahre wurde Johannes Schmitz zum Schiedsmann gewählt.

Auf weitere fünf Jahre wurde Johannes Schmitz zum Schiedsmann gewählt.

Seltener gehe der Streit um Sachbeschädigungen, Mietschulden, Beleidigungen, Familiäres oder Körperverletzung. „Nach einem Vorgespräch mit dem Beschwerdeführer, der bei uns Antragsteller heißt, lade ich die Parteien zu einem Gespräch ins Rathaus ein, wo mir ein Büro zur Verfügung steht“, beschreibt Schmitz den Ablauf der Schlichtung. Der dann gemeinsam gefundene Ratschluss sei ebenso verbindlich, wie ein Gerichtsurteil. „Wenn es nicht klappt, geht es nach einem möglichen zweiten Schlichtungsversuch dann doch vors Gericht. Aber in der Regel kriegen wir eine Lösung hin“, sagt der passionierte Kirchenchorsänger und bekennende FC-Fan, in dessen Garten eine Geißbockfahne weht.

Kaputte Nachbarschaft

Gelegentlich kommen tief verfeindete Parteien, auch wiederholt und mit unterschiedlichen Problemen, auf ihn zu. „Oft sind es aufgestaute Kleinigkeiten, die eine Nachbarschaft für immer kaputtmachen können“. Es gebe aber auch Nachbarn, „die als Freunde kommen und als Freunde gehen“, lediglich mit einem Problem nicht klarkämen und den neutralen Blick und Rat von außen suchten. „Einmal habe ich im Rathaus eine Stunde lang auf einen Antragsgegner gewartet, bis mir an der Empfangstheke gesagt wurde, dass der Mann Hausverbot habe und ich auf ihn wohl noch lange warten könne“, plaudert der Schiedsmann  ausnahmsweise aus dem Nähkästchen.

„Ich finde, es ist gut, eine ehrenamtliche Arbeit zu machen“, sagt der 64-Jährige.

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