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Geschichten zur HütteIchendorfer Glas auf dem Tisch der britischen Queen

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Die Ichendorfer Glashütte war für ihre Produkte bekannt. Die Glasbläser arbeiteten in großer Hitze.

Die Ichendorfer Glashütte war für ihre Produkte bekannt. Die Glasbläser arbeiteten in großer Hitze.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Geschichten über die Ichendorfer Glashütte gibt es reichlich. Bis nach Amerika und in arabische Scheichtümer sei das berühmte und begehrte Ichendorfer Glas exportiert worden. Aber die wohl bekannteste Anekdote handelt vom britischen Königshaus: Königin Elisabeth II. habe einen Satz Gläser für den Buckingham-Palast in London bestellt, der bis heute bei Staatsempfängen der Queen auf den Tisch komme und von den hohen Gästen benutzt werde.

Astrid Machuj vom Verein für Geschichte und Heimatkunde Quadrath-Ichendorf hat nun noch mehr Fakten, Daten und Geschichten rund um den Alltag der Glasbläser zusammengetragen und in der Jahresgabe für die Vereinsmitglieder zusammengefasst. „So erfährt man zum Beispiel, dass in der Nachkriegszeit in der Glashütte Einmachgläser hergestellt wurden“, berichtet Machuj.

Teile des Lohns wurden in Weckgläser ausgezahlt

Ein Teil des Lohns sei dann in Weckgläsern ausgezahlt worden. Machuj: „Belegt ist, dass ein Formenmacher zehn Gläser erhielt.“ Eine Prämie sei noch hinzugekommen, so dass es nicht selten vorgekommen sei, dass die Arbeiter 30 oder mehr Gläser zusammen mit der Lohntüte ausgehändigt bekommen hätten.

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„Zunächst war man hierüber nicht erfreut“, sagt Machuj. Das änderte sich, als die Gläser bei Bauern, auch aus dem weiteren Umland, immer begehrter geworden seien und sie sogar aus der Eifel kamen, um sie gegen Speck, Eier, Schinken und andere Güter zu tauschen.

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Ende der 70er-Jahre sei die Fabrik an der Jenseitsstraße überaltert gewesen, ein neues Werk sei auf einem fast 12.000 Quadratmeter großen Grundstück im Frenser Feld auf den Gelände des früheren Panzerwerks errichtet worden. Das alte Fabrikgebäude sei 1981 abgebrochen worden. „1982 besuchte Altbundespräsident Walter Scheel die Glashütte und empfand die dort herrschende Hitze als sehr belastend“, sagt Astrid Machuj. „Er reagierte und schenkte den Glasbläsern drei Fässchen Kölsch.“

1986 endete die Produktion in der Ichendorfer Glashütte und damit auch ein wichtiges Kapitel Bergheimer Industriegeschichte, das 1898 begonnen hatte, also fast 90 Jahre gewährt hatte.

Das 32 Seiten starke Heft des Geschichtsvereins Quadrath-Ichendorf ist angereichert mit teils unveröffentlichten Fotos der alten Glashütte, die überwiegend vom Verein Ichendorfer Glasmuseum zur Verfügung gestellt wurden. Erhältlich ist es auch für Nichtmitglieder zum Preis von sieben Euro in der Römerapotheke in Quadrath-Ichendorf.

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