Kultursommer in BergheimQuichotte begeistert das Publikum am Medio

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Quichotte rappte, las und plauderte, zeitweise begleitet von Florian Fehling an der Gitarre.

Quichotte rappte, las und plauderte, zeitweise begleitet von Florian Fehling an der Gitarre.

Bergheim – Das Portemonnaie und das Mobiltelefon nehme er immer mit auf die Bühne, da leide er an einer regelrechten Paranoia, die Sachen könnten ja aus der Garderobe geklaut werden, erzählt Quichotte.

Der Mann mit Bart, Schirmmütze und einer ziemlich weiten, ziemlich tief sitzenden Jeans, die förmlich nach einer Jugend in der Rap- und Hip-Hop-Szene riecht, schmückt die Macke genüsslich aus. Er empfiehlt Besuchern, die Ebbe in der Kasse verspüren, bei Bühnenereignissen doch während des Auftrittes eine stillen Besuch in der Garderobe.

Quichotte: Kämpfer gegen das Seichte

Dort liege es üblicherweise herum, das Portemonnaie, voll mit gerade ausgezahlter Gage. Als lohnenswertes Opfer empfiehlt Quichotte „Leute wie Mario Barth“: „Der hat Geld und es trifft den Richtigen.“ Die Mario-Barth-Häme des Quichotte, der nach eigenem Bekunden „ein stetiger Kämpfer gegen die Windmühlen der seichten Unterhaltung“ sei, trifft vor der Medio Lounge auf heiteres Gelächter. Quichotte sieht sich bestätigt: Mario-Barth-Witze gehen immer.

Medio Lounge: Programme gemischt

Dann macht sich Wohnzimmeratmosphäre im laut Quichotte „erlesenen Kreis“ breit. „Über 20 machen wir nicht auf“, seien sie sich einig gewesen, witzelt er. Am Mittwochabend haben Quichotte und Gitarrist Flo (Florian Fehling), ein alter Gefährte aus Band-Zeiten, aufgemacht. Die Band jedoch sei mit frühen Alben, betitelt mit „Greatest Hits“ und „Best of“, letztlich nur an den Ansprüchen der Musikindustrie gescheitert. Quichotte breitet ein buntes Potpourri aus.

Er mischt verschiedene Programme zusammen: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Neins“ und „Schnauze“, das im März 2020 lediglich die Premiere erlebt habe, sowie erste „Notizen“ zu einer brandneuen Show. Ebenso bunt mischt er die Genres, in denen er sich heimisch fühlt. Da tritt er als Geschichtenerzähler auf, als Buchautor, Stand-up-Comedian, Poetry-Slammer und Rapper.

Bergheim: Quichotte erzählt Persönliches

Er packt persönliche Geschichten aus, von den Kindern, der Frau, dem Innenausbau des eigenen Heims im Bergischen, oder seiner Mutter, die eigentlich keine Kinder haben wollte, und wenn schon, dann doch bitteschön eine Tochter.

Wie es um seine schiefen Zähne bestellt sei, erzählt Quichotte auch. Immer wenn er in Studentenzeiten einen angebissenen Apfel auf dem Tisch abgelegt habe, habe es geheißen, es müsse ein Tier im Raum sein. Seinem Lieblingsbäcker im Klassenkampf mit Kamps und Backwerk hat er ein Buch gewidmet, aus dem er vorliest, „Notizen“ aus dem Mobiltelefon trägt er zum erstmaligen Ausprobieren vor. Es sind Sätze wie „man säuft das ganze Jahr diese ekelhaften Tees und dann ist schon wieder Weihnachten“. Keiner lache, das könne dann also weg.

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Und Quichotte rappt, mal ernst, mal heiter. Es sind Titel wie „Gib die Kinder ins Kinderheim“, „Dieselbe Haarfarbe wie Che Guevara“ oder „Zufrieden aus Prinzip“. Aus Worten, die er per Zuruf aus dem Publikum sammelt, rappt er aus dem Stegreif einen Song. Darin bastelt er Begriffe wie „Flanellläppchen“, „Druckluftpumpe“ oder „Substitutionsambulanz“ artistisch zu einer haarsträubenden Geschichte im Hühnerstall zusammen. Das alles sehr zur Freude der Fans.

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