Quadrath-IchendorfBürger für QI geben den Bahnhof aus der Hand

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Zum 1. Januar 2019 soll der Bürgerbahnhof öffnen – dann allerdings ohne Bürger in der Verantwortung.

Zum 1. Januar 2019 soll der Bürgerbahnhof öffnen – dann allerdings ohne Bürger in der Verantwortung.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Der Bürgerbahnhof Quadrath-Ichendorf wird nach seinem Umbau nun wohl doch nicht von Bürgern betrieben werden. Nach langen Verhandlungen mit der Stadt hat der Verein Bürger für QI dem Projekt eine Absage erteilt. „Wir werden die Betriebsführung nicht übernehmen“, sagt Vorsitzender Klaus Gerlinger. Das habe die Mitgliederversammlung am Mittwochabend entschieden.

Grund für das Scheitern der Verhandlungen über die Kooperationsvereinbarung sind unterschiedliche Vorstellungen über die zu erwartenden Kosten – und die laut Verein mangelnde Bereitschaft der Stadt, dem Betreiber mit einer Anschubfinanzierung unter die Arme zu greifen.

Für 1,7 Millionen Euro soll der Bahnhof, der im Besitz der Stadt ist, bis Ende kommenden Jahres zum Treffpunkt im Ort umgebaut werden und Heimat für kulturelle Veranstaltungen, Kurse und andere Angebote werden. Einen Großteil der Summe, fast 1,4 Millionen Euro, übernimmt das Land, das bereits eine Förderzusage gegeben hat.

Kredit erforderlich

Seit sechs Jahren schon arbeitet der Verein Bürger für QI auf einen Kultur- oder Bürgerbahnhof hin, nun zeichnet sich also ab, dass das maßgeblich von ihm vorangetriebene Projekt von anderer Hand umgesetzt wird. Bürgermeister Volker Mießeler hat den Fraktionen am Freitag vorgeschlagen, dass die Betriebsführung des Bürgerbahnhofs zumindest für das erste Jahr auf städtischer Seite liegen solle. „Wir wollen nun die Startphase übernehmen“, sagt Mießeler.

Gleichzeitig wolle man Bürger animieren, den Bahnhof zu übernehmen. „Wir werden keine Türen zuschlagen.“ Die Absage des Vereins bedauere er sehr. „Wir wollen noch mal das Gespräch suchen, um die Gründe aus erster Hand zu erfahren.“ Eigentlich sei er davon ausgegangen, dass die ausgehandelte Kooperationsvereinbarung für beide Seiten akzeptabel gewesen sei.

Hausmeister, Energie, Telefon, Reinigung oder Müllgebühren

Laut Gerlinger ist dem Verein das finanzielle Risiko gerade in den Anfangsjahren zu hoch. Eine Kalkulation, an der zwei Betriebswirte beteiligt gewesen seien, sei von jährlichen Betriebskosten in Höhe von etwa 36.000 Euro ausgegangen, darunter Ausgaben für Hausmeister, Energie, Telefon, Reinigung oder Müllgebühren. „Hinzu kommen aber noch Steuern, die Bildung einer Rücklage und mögliche Kosten für die Ausstattung, bei der wir nicht wissen, wie viel wir davon zu tragen haben“, sagt Gerlinger. Die Summe jedenfalls sei ohne städtische Hilfe zu hoch gewesen.

Zudem wäre man gezwungen gewesen, zum Start des Bürgerbahnhofs am 1. Januar 2019 einen Kredit aufzunehmen. „Der Betrieb wäre gestartet, aber wir hätten ja noch keine Einnahmen gehabt“, erläutert Gerlinger. Bei einem Kreditinstitut hätte mindestens ein Vorstandsmitglied privat als Schuldner auftreten müssen.

Zwar sei es sehr traurig, dass der Verein nach sechs Jahren ehrenamtlicher Arbeit es nun doch nicht schaffe, das Projekt Bürgerbahnhof bis über die Ziellinie zu begleiten, sagt Gerlinger. „Aber wir haben unser Ziel erreicht, und das ist das Wichtigste: Der Bahnhof wurde nicht verkauft und wird jetzt zum Bürgerbahnhof umgebaut.“ Das sei nach so viel Vereinstätigkeit ein beachtliches Ergebnis, betonte der Vorsitzende.

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